Jerry Shaw (Shia LaBeouf) lebt ein unscheinbares Dasein als Weltenbummler und kleiner Angestellter im Schatten seines erfolgreichen Bruders, der bei der Armee dient. Kurz nachdem der Bruder aber auf ungeklärte Weise ums Leben kommt, beginnen sich auf einmal die Ereignisse zu überschlagen. Jerrys Konto ist plötzlich voller Geld und seine Wohnung noch viel voller mit einem Haufen Waffen und Kampfstoffen deren Herkunft er sich nicht erklären kann. Das staatliche Einsatzkommando naht prompt und eine geheimnisvolle Telefonstimme rät ihm sich widerstandslos verhaften zu lassen. Während der überrumpelte Mann noch seine Unschuld und Ahnungslosigkeit beteuert, die ihm der leitende Ermittler Agent Morgan (Billy Bob Thornton) allerdings nicht abkauft, sorgt "die Stimme" auch schon für eine spektakuläre Befreiungsaktion in deren Verlauf der Gehetzte auf Rachel (Michelle Monaghan) trifft, eine junge Mutter die offenbar ebenfalls gegen ihren Willen in diese Geschichte verwickelt wurde. Mit ihrem entführten Sohn unter Druck gesetzt, fährt sie das Fluchtauto und muss schon bald erfahren, dass die unbekannten Drahtzieher im Hintergrund noch wesentlich mehr mit ihren beiden Auserwählten vorhaben.
Die Steven Spielberg-Produktion "Eagle Eye" hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Maßstab für rasantes und aufregendes Actionkino im Thrillergenre noch einmal ein Stück weiter nach oben zu setzen. Zusammen mit Regisseur D.J. Caruso und Spielbergs neuem Lieblingsdarsteller Shia LaBoeuf hat sich dafür das Team des letztjährigen Überraschungserfolgs "Disturbia" erneut versammelt. Die Story trägt der Meister angeblich schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit sich herum und sah nun erst jetzt die Möglichkeiten gegeben, sie auch adäquat umzusetzen. In der Zwischenzeit erlebten wir zwar bereits Will Smith als den "Staatsfeind Nr.1" in einem Hightech-Thriller mit ähnlichem Ansatz, doch "Eagle Eye" geht tatsächlich noch einmal einen Schritt weiter.
Weiter vor allem in Punkto Tempo, denn die hier gebotene Hatz kennt wahrhaftig keine Ruhepausen mehr und allein die rund 15-minütige Fluchtsequenz im ersten Drittel darf sich ohne Scham das Prädikat "Haste so noch nicht gesehen" umhängen. Wenn Jerry aus Gebäuden, auf Züge und aus Autos springt und dabei fortwährend in letzter Sekunde einem tödlichen Gegenstand nach dem anderen ausweicht, dann ist das pures Adrenalinkino, bei dem man als Betrachter gar nicht anders kann, als gebannt zu zuschauen. Für ein leichtes Kopfschütteln in Richtung Realitätsgehalt des Ganzen bleibt zwar gerade noch Zeit, für viel mehr aber auch nicht. Erst langsam kristallisiert sich dann die Frage heraus, wie um alles in der Welt denn dieses Stakkato am Ende auch nur ansatzweise glaubwürdig erklärt werden soll.
Allerdings sind sich auch Spielberg & Co. offenbar völlig bewusst gewesen, dass das was hier von einer unbekannten äußeren Macht inszeniert wird, nicht mehr mit irgendeinem Technikfreak, einem gekaperten Satelliten oder einer noch so gut ausgerüsteten Geheimorganisation erklärt werden kann, da diese "Macht" hier nahezu die komplette Infrastruktur beherrscht, jeden Bildschirm und jede Leuchtanzeige manipulieren kann und geradezu gottgleich die Fäden zieht. Und deshalb ist die schlussendliche Auflösung dann auch eine ganz andere, sogar erfreulich befriedigende. Es bleibt zwar dabei, das die Wahrscheinlichkeit für ein Szenario wie in "Eagle Eye" sich im kaum messbaren Bereich bewegen dürfte, doch in sich ist die Story des Films am Ende durchaus rund und schlüssig zu nennen.
So ganz kann der allerdings das wahnwitzige Tempo seiner ersten Hälfte dann doch nicht halten und durchziehen, vor allem da sich das Geschehen später von nur einem auf mehrere Schauplätze verlagert und dabei doch leicht zerfasert. Der Schauwert bleibt zwar immens aber es ist dann irgendwann mehr die fast ausweglose Situation des guten Jerry Shaw, die den Zuschauer mit sich zieht. Auch wenn Shia LaBoeuf mittlerweile schon an noch wesentlich größeren Produktionen mitwirken ("Indiana Jones") oder diese sogar als Hauptdarsteller ("Transformers") schultern durfte, so zeigt er doch hier jetzt seine bisher intensivste Darstellung eines gehetzten und sowohl von außen als auch inneren persönlichen Dämonen getriebenen Mannes. Feine Nebendarsteller-Leistungen von Billy Bob Thornton und Michael Chiklis ("The Shield") tragen dann schließlich noch zusätzlich dazu bei, dass man mit dem Ticket für "Eagle Eye" nicht viel falsch machen, sondern sich auf ein aufregendes und gar nicht mal so dummes Stück Actionkino freuen kann.
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