Die zwei Gesichter des Januars

Originaltitel
The Two Faces of January
Jahr
2014
Laufzeit
96 min
Genre
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Maximilian Schröter / 7. Mai 2014

Viggo MortensenGriechenland, 1962: Der wohlhabende Amerikaner Chester MacFarland (Viggo Mortensen) und seine junge Frau Colette (Kirsten Dunst) befinden sich auf einer Europareise. In Athen besichtigen sie die üblichen Sehenswürdigkeiten. Als sie auf dem Parthenon herumschlendern, fällt ihnen ein junger Mann auf, den sie am Abend erneut treffen: Rydal (Oscar Isaac) ist ebenfalls Amerikaner, lebt aber bereits seit über einem Jahr in Athen, wo er sich als Fremdenführer durchschlägt und dabei immer wieder ahnungslose Touristen durch Trickbetrügereien um ihr Geld bringt. Er führt Chester und Colette in der Stadt herum; abends verabschiedet man sich, da die Abreise der MacFarlands für den nächsten Morgen angesetzt ist. Doch Chester bekommt noch unerwarteten Besuch auf dem Hotelzimmer: Ein Privatdetektiv hat ihn aufgespürt und fordert von Chester eine große Summe Geld, die er sich durch undurchsichtige Anlagegeschäfte ergaunert hat. Es kommt zu einer Handgreiflichkeit, die mit dem Tod des Detektivs endet. Als Chester versucht, die Leiche möglichst unauffällig verschwinden zu lassen, wird er zufällig von Rydal ertappt und bittet ihn notgedrungen um Hilfe. Er und Colette brauchen dringend falsche Pässe, mit denen sie das Land verlassen können. Rydal, der schon seit dem ersten Treffen ein Auge auf Colette geworfen hat, willigt ein und bietet den beiden zunächst an, sie nach Kreta zu begleiten, um sie vor den örtlichen Behörden zu verbergen – und macht sich auf diese Weise zum Mitwisser und Komplizen an Chesters Verbrechen.

 

„Die zwei Gesichter des Januars“ beginnt mit malerischen Urlaubsbildern und wirkt auch später phasenweise immer wieder wie ein Griechenland-Werbespot. Wenn dieKirsten Dunst Protagonisten in malerischen Cafés zusammensitzen, die Akropolis besichtigen oder mit dem Bus durch die Landschaft Kretas fahren, dann kann man hier also zumindest schon mal ein paar stimmungsvolle Aufnahmen bewundern. Doch der Schein trügt, denn wie so oft in den Geschichten der amerikanischen Autorin Patricia Highsmith („Der talentierte Mr. Ripley“), von der hier die Romanvorlage stammt, versucht auch dieser Film, die Schwächen seiner Hauptfiguren und die dunklen Seiten der menschlichen Psyche auszuloten. Dabei stehen die beiden männlichen Protagonisten im Vordergrund: Auf der einen Seite Viggo Mortensen („Der Herr der Ringe“, „The Road“) als im Lauf der Geschichte immer mehr verzweifelnder, aber alles andere als unschuldiger (Anti-)Held, der sich mit verbittertem Gesichtsausdruck durch die Handlung kämpft und dessen Hoffnung auf einen Ausweg aus seinem Dilemma immer mehr schwindet. Und auf der anderen Seite Oscar Isaac („Inside Llewyn Davis“, „Robin Hood“) als von Chester widerwillig akzeptierter Helfer. Isaacs Rolle ist dabei die interessantere, da sein Rydal immer wieder die Gelegenheit bekommt, Chester zu verraten und sich mehrmals entscheiden muss, ob er ihn und Colette weiterhin auf der Flucht unterstützen soll, während Chesters Schicksal von Beginn an unter keinem guten Stern zu stehen scheint.

Auf die Verbindung zwischen diesen beiden Figuren soll dann auch der Filmtitel anspielen, der sich auf Janus, den römischen Gott mit den zwei Gesichtern bezieht (von dem wiederum der Monat Januar seinen Namen hat). Inwieweit die Interpretation von Chester und Rydal als sich im Verlauf der Handlung immer mehr aneinander annähernde Figuren zutrifft, kann hier allerdings nicht weiter vertieft werden, da schließlich über den Ausgang der Geschichte nicht zu viel verraten werden soll. Etwas verloren zwischen ihren beiden männlichen Kollegen agiert jedenfalls Kirsten Dunst („Melancholia“), deren Colette hier durch die Handlung mitgeschleift wird und dabei meist mit verständnislosem oder entsetztem Gesichtsausdruck auf das Geschehen reagieren darf.

Drehbuchautor Hossein Amini Oscar Isaachat mit diesem Film sein Spielfilmdebüt als Regisseur abgeliefert, nachdem er zuvor unter anderem als Autor von „Drive“ Aufmerksamkeit erregt hat. Vor allem seinem recht kompakt geschriebenen Skript und der damit relativ kurzen Laufzeit des Films ist es zu verdanken, dass „Die Zwei Gesichter des Januars“ trotz der – von einer Ausnahme im letzten Drittel der Handlung abgesehen – insgesamt nicht besonders überraschenden Geschichte dann über weite Strecken doch recht gut unterhalten kann. Der Spannungsfaden reißt jedenfalls nie ab und wer nicht mit dem Anspruch auf besonderen Tiefgang ins Kino geht, bekommt einen soliden Thriller geboten und quasi nebenbei noch ein paar hübsche Griechenlandaufnahmen. Schade ist allerdings, dass man den Ausgang der Geschichte schon lange vorher kommen sieht und der Film zudem zum Schluss versucht, das ambivalente Verhältnis, das der Zuschauer zu Chester im Verlauf der Handlung entwickelt, wieder zurecht zu rücken und einen mit der nicht nur sympathisch gezeichneten Hauptfigur wieder zu versöhnen. Ein anderes Ende wäre da vielleicht konsequenter gewesen, hätte aber auch einen deutlich düsteren Eindruck hinterlassen.

Bilder: Copyright

8
8/10

Im TV gesehen, hat mir gut gefallen. Eine Inszenierung in der die Handlung in der die Handlung ruhig vorangetrieben wird,
schön fotografiert Bilder ohne unnötige Effekthascherei. Solide Arbeit, genau mein Ding.

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