Dieser Film fängt da an, wo andere RomComs aufhören. Das sich verlieben und sich verloben wird kurz und knackig in den ersten zwei Minuten per Montage abgehandelt und auch das sich verheiraten ist dann geschehen. Es traten in den glücklichen Stand der Ehe: Nat (Rose Byrne) und Josh (Rafe Spall). Allerdings kennen sich die Beiden noch nicht so sehr lange, weswegen die zynische Naomie (Minnie Driver), die sich mit ihrem Ehemann Hugh (Jason Flemyng) inbrünstig hasst, noch während der Zeremonie zischt: "Das hält kein Jahr". Und tatsächlich wird das junge Eheglück schon recht bald auf die Probe gestellt. Da sind zum einen, die kleinen Dinge, die einen am Partner nerven und die nach und nach immer unerträglicher werden. Und zum anderen stehen beiden Verlockungen ins Haus. Nat soll für den Wasch- und Reinigungsmittelmagnat Guy Halpart (Simon Baker) eine Werbekampagne erstellen, merkt aber bald, dass der smarte und gut aussehende Amerikaner sich für mehr als nur ihre Marketingideen interessiert. Und Josh, der beim Verfassen eines zweiten Romans nicht so recht weiterkommt, wird nicht nur ständig von seinem nerdigen Freund Danny (Stephen Merchant) genervt, der für jede Situation den falschen Spruch auf Lager hat; er hat auch ständig etwas mit seiner Exfreundin Chloe (Anna Farris) zu tun, mit der er sich viel besser versteht als offenkundig mit Nat. Es wird also etwas brenzlig, um Naomies Vorhersage Lügen zu strafen. Werden die jungen Eheleute es schaffen, den ersten Jahrestag zu erleben?
Interessant ist dabei nicht nur diese Frage, sondern auch, ob man sich als Zuschauer denn überhaupt wünschen soll, das Paar möge doch seine Unterschiede überwinden und ein Happyend bekommen. "Das hält kein Jahr" hat hier eine eindeutige Antwort parat und macht auch schon ziemlich bald deutlich, wie diese lautet. Damit gibt dieser Film sich dann zwar als Anti-RomCom, bleibt aber letztendlich fast genau so vorhersehbar wie die handelsübliche Romanze. Um davon abzulenken fällt Drehbuchautor und Regisseur Dan Mazer, der nun im zarten Alter von 41 Jahren sein Kinodebüt feiert, vor allem eines ein: möglichst derb-geschmacklose Gags (wobei man wenigstens die Fäkalien weglässt). Was spätestens dann nicht mehr überrascht, wenn man sich Mazers bisheriges Werk anschaut, ist er doch seit Jahren Schreiber und Produzent für Sacha Baron Cohen alias Borat alias Brüno. Und wo Cohen ja den guten Geschmack hinter sich lässt, wo es nur möglich ist, sagt sich Mazer: Das kann ich auch.
Dies ergibt allerdings zwei Probleme: Zum einen schwankt der Tonfall des Films bedenklich und nicht immer sehr elegant zwischen den beiden Polen Romantik und Derbhumor, zum anderen bemüht sich der Film, nun immer besonders schockierend witzig zu sein, was auf die Dauer zu nerven anfängt. Sagen wir mal so: Der erste Pädophilenwitz mag ja noch ganz ulkig sein, aber beim dritten Mal ist dann doch Schluss mit lustig, nicht unbedingt aufgrund irgendwelcher moralischen Bedenken, sondern weil das schlicht nicht sehr witzig ist, was sich Mazer dann an wiederholten Gags hat einfallen lassen. Auch so manches komödiantisches Kernstück misslingt ihm. So wird Chloe Teil eines flotten Dreiers, der eher mühsam, hektisch, unbequem und umkämpft statt flott ist, aber mehr als ein gequältes Lächeln ringt einem das nicht ab. Und auch der Besuch des Anwalts, um Regelungen für Tod oder schwere Krankheit zu finden, las sich auf der Drehbuchseite vielleicht witzig, bleibt im Film aber bedenklich unlustig. Olive Dunham als psychopathische Eheberaterin kann man ebenfalls rasend witzig finden – muss man aber nicht.
Um fair zu bleiben: Andere Gags finden durchaus ihr Ziel und man muss schon in regelmäßigen Abständen Schmunzeln und Lachen, etwa in der Szene, in der Guy Nat anhand eines Taubenpaars zu verführen versucht (und deren bester Gag leider schon im Trailer verbraten wurde). Von den komödiantischen Extasen, zu denen andere Publikationen sich dann zu auf dem Poster abgedruckten Lobeshymnen hinreißen lassen, können wir an dieser Stelle allerdings nicht berichten. Von den ursprünglichen Zitaten à la "Sie werden sich vor Lachen in die Hose pinkeln" ist man übrigens kurz vor Schluss doch noch abgerückt – vielleicht will man die Derbheit nur auf der Leinwand haben.
Die Idee der Anti-RomCom, die darstellt was passiert, nachdem sich ein glückliches Paar gefunden hat, ist übrigens auch nicht so neu, wie Dan Mazer uns glauben lassen will. Vor ein paar Jahren gab es ja schließlich schon "Trennung mit Hindernissen". Wie jener Film stolpert auch "Das hält kein Jahr...!" ein wenig über die eigene Prämisse, denn das sich auseinander leben oder sich trennen ist eben an sich kein Material für Witz und Fröhlichkeit, und dann mal eben mit der breiten Fremdschämhumorkeule draufzuhauen, um für Lacher zu sorgen, ist wie weiter oben schon erklärt auch kein Allheilmittel, vor allem wenn die Witze so oft daneben gehen. Dass der Film etwa die Romanze zwischen Nat und Josh so gut wie komplett überspringt, um gleich mit Hochzeit und anschließenden Miseren zu beginnen, lässt die emotionale Komponente, die Mazer ja durchaus auch abdecken will, auf wackligem Fundament: Warum haben sich die beiden überhaupt ineinander verliebt? Mit zunehmender Laufzeit wird die Liste der Dinge, die die am Anderen stört immer länger, aber welche Kleinigkeiten gefallen ihnen denn am Anderen?
So muss man sich schon fragen, wie diese beiden so gegensätzlichen Charaktere überhaupt zusammengefunden haben sollen. Und dass das alte Sprichwort "Gegensätze ziehen sich an" sich wirklich nur sehr bedingt auf so eine Situation bezieht, dürfte auch klar sein. Von daher sind die Karten für ein Zusammenbleiben des zentralen Paars (und für das Interesse des Publikums daran) denkbar ungünstig. Denn eigentlich ist es einem hier völlig egal, wer jetzt hier mit wem zusammen bleibt oder zusammen kommt.
"Das hält kein Jahr...!" zeigt noch einmal, warum sich die Anti-RomCom als Subgenre wohl eher nicht durchsetzen wird. Dafür ist die romantische Seite dieser Gleichung zu wenig zu gebrauchen und auch der Witz hakt bei Charakteren und Geschichte an sich, so dass man mal wieder (wie auch in "Trennung mit Hindernissen") vermeintlich bodenlos lustige Nebenfiguren anschleppt, die das Ganze dann richten sollen. Tun sie aber nur so halb, und so bleibt "Das hält kein Jahr...!" auch nichts Halbes und nichts Ganzes. Für Paare, die sich nicht zwischen lustigem Haudraufhumor und lieblicher Romanze entscheiden können geht diese Quersumme aber vielleicht trotzdem auf. Und eventuell geht dieser Film ja auch als Partnertest durch: Meine Frau und ich fanden's beide ziemlich doof. Da sage noch einer, es gebe keine einfachen Möglichkeiten, gemeinsame Interessen und Vorlieben zu prüfen. Vor oder nach dem Standesamt.
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