Ein einsamer Mann (Denzel Washington) wandert durch eine karge Wüstenlandschaft. Dass mit ihm nicht zu spaßen ist, erkennen wache Augen bereits an seiner Erscheinung und seinem mehr als selbstbewussten Auftreten, die schlichteren und übermütigen Gemüter machen diese Erfahrung dann oft auf die harte Tour. Auf seinem Weg hinterlässt der Wanderer trotz seines Bemühens, Ärger lieber aus dem Weg zu gehen und sich möglichst nirgendwo einzumischen, eine Schneise der Verwüstung. Eng wird es für ihn aber erst, als er in eine Stadt gelangt die unter dem Einfluss des genauso intelligenten wie rücksichtslosen Carnegie (Gary Oldman) steht. Der ist schon länger auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch, von dem womöglich seit der Zeit der großen Apokalypse nur noch ein einziges Exemplar existiert und von dessen Besitz er sich einen Quantensprung im Bezug auf die Beherrschung und Manipulation des einfachen Volkes erhofft. Und der unbekannte Kämpfer, der gerade in seiner Stadt aufgetaucht ist, scheint tatsächlich im Besitz dieses Buches zu sein, hat damit jedoch gänzlich andere Pläne.
Es dauert nicht lange bis genug eindeutige Andeutungen gemacht worden sind, um hinter dem gesuchten mysteriösen Buch natürlich ein Exemplar der Bibel zu vermuten, auch wenn man sich dabei unweigerlich fragt, ob denn selbst in dieser heruntergekommenen, aber doch alles andere als völlig menschenleeren Welt tatsächlich nur ein einziges Exemplar dieses vormals am weitesten verbreiteten Druckwerks überhaupt überlebt haben soll. Aber gut, zunächst ist dieses Buch, hinter dem jeder her ist, natürlich nichts anderes als ein klassischer "MacGuffin", also ein Mittel um Figuren und Geschichte in Bewegung zu setzen und dann auch zu halten, weil alle eben dieses bestimmte Ding haben wollen. Einer ernsthaften Logik-Prüfung hält zudem kaum eine der verwüsteten Welten eines typischen Endzeit-Films stand, und auch bei "The Book of Eli" halten sich diesbezüglich die Erklärungen, wie genau es soweit gekommen ist und wie unser Planet denn eigentlich außerhalb des Horizonts der teilnehmenden Figuren aussieht, in übersichtlichen Grenzen. Viel mehr als dass vor 30 Jahren der Großteil der Menschheit einer großen Katastrophe zum Opfer fiel und daher ältere Vertreter unserer Spezies nur noch selten anzutreffen sind, erfährt man nicht.
Dass dieser Beitrag zu einem aber immer wieder gern gesehenen Subgenre des Science-Fiction-Films aber dennoch zu den Überzeugenderen gehört, ist zu einem nicht geringen Anteil auf die gekonnte und klare Inszenierung der beiden Hughes-Brüder zurückzuführen, die sich seit ihrem letzten Werk "From Hell" ja nicht gerade wenig Zeit gelassen haben mit einem neuen Projekt. Bereits in den ersten (äußerst wortkargen) Minuten wird deutlich, dass wir es hier mit einem nicht allzu anspruchsvollen, aber feinen Stück Genrekino zu tun haben, das reichlich dreckig und actionreich daherkommt und keine Scheu zeigt, eine Parade an völlig abgefuckten bis einfach nur saucoolen Charakteren aufmarschieren zu lassen.
Denzel Washington und Gary Oldman liefern sich dabei einen echten Wettkampf um die Krone des "King of Cool" - nicht wirklich überraschend, denn schließlich wird Oldman seit Jahren für kaum noch etwas anderes als den überkandidelten Bösewicht besetzt, doch ist seine Performance hier mal nicht völlig "over the top", sondern ganz wunderbar ausbalanciert zwischen Genie und Wahnsinn. Den Mr. Washington kennen wir dagegen selbstverständlich auch als charmanten Gutmenschen, wissen aber spätestens seit "Training Day" oder "Man on Fire", dass der Charismatiker auch die finstere Kampfmaschine drauf hat. Diese Variante treibt er hier nun gelegentlich über die Grenze des Glaubwürdigen, wenn er als stoischer Fremder in bester Italo-Western-Manier das Fußvolk gleich dutzendweise und in Sekundenschnelle niedermäht - und das mit einer Brutalität, die durchaus bemerkenswert ist.
Das macht aber nichts, in einer monochromen Welt für echte Männer, in der im Grunde alles leicht künstlich überhöht wirkt und der Look und Style mal zuallererst kommen. Dass dabei der Absturz in die Karikatur aber dennoch vermieden wird, verdanken wir primär den beiden bereits erwähnten Mimen Washington und Oldman, aber auch der Reigen der Nebenfiguren kann sich nicht nur sehen lassen, sondern entpuppt sich sogar als außerordentlich interessant. Das gilt sowohl für die beiden gequälten Frauenfiguren, die sich Carnegie wie Sklaven hält und die von der genauso schönen wie kratzbürstigen Mila Kunis sowie der "Flashdance"-Veteranin Jennifer Beals gespielt werden. Selbst Redridge, der von Ray Stevenson (bekannt aus der TV-Serie "Rom") dargestellte Handlanger Nummer Eins in Diensten seines Herrn, entwickelt sich im Verlauf zu einem weit weniger platten Charakter als man das sonst so gewohnt ist. Dazu ein älteres Ehepaar mit ganz eigenem Überlebenskonzept und ein paar irre am Straßenrand umherwimmernde Freaks im besten "Mad Max"-Stil - da wird's wirklich nicht langweilig.
Zum titelgebenden Buch müssen wir aber noch einmal zurückkommen, denn das erhält dann halt doch noch eine Relevanz und Bedeutung, welche über die rein funktionale hinaus geht. Formulieren wir es mal so: Wer auf eine allzu penetrant vorgetragene christliche Botschaft und die unbezwingbare Macht des Glaubens schnell etwas empfindlich reagiert, dürfte hier doch das eine oder andere Mal leicht zusammen zucken. Dass dieses Thema für einen Denzel Washington keineswegs ein Hinderungsgrund ist, dürfte bekannt sein, und auch das amerikanische Publikum zeigte sich erwartungsgemäß recht angetan.
Da hier aber im Grunde in allen Bereichen etwas dick aufgetragen wird, macht es eigentlich keine Mühe auch die postulierte "Message" als das zu betrachten was sie hier halt ist: Bestandteil eines nicht allzu seriösen, aber erfreulicherweise höllisch unterhaltsamen und knackigen SF-Actionfilms, wie man ihn nicht so oft zu sehen bekommt.
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