Mel Gibson: einstiger Kultstar, Sektenmitglied und in den letzten Jahren hauptsächlich als kontroverser Regisseur seiner eigenen Traumprojekte tätig. Man findet nicht allzu viele Stars, die solch eine Ambivalenz aufweisen wie Gibson. Die einen sehen in ihm immer noch den Actionstar an der Seite von Danny Glover, der lieber schießt statt Fragen zu stellen. Andere sehen in ihm einen religiösen Spinner und Alkoholiker, den man kaum noch ernst nehmen kann. Mit "Auftrag Rache" meldet er sich nun nach sieben Jahren als Darsteller zurück - in einer Rolle, die kaum neue Facetten zu Tage fördert, aber die Gibson einfach zu liegen scheint. Thomas Craven (Mel Gibson) ist ein aufrichtiger Cop, der in Boston ein einsames Dasein fristet. Als ihn eines Tages seine erwachsene Tochter Emma (Bojana Novakovic) besucht, die er seit Jahren nicht gesehen hat, schöpft er neue Kraft, bis es spätabends an der Tür klingelt. Ein Unbekannter feuert ohne jegliche Vorwarnung auf die beiden, trifft Cravens Tochter dabei tödlich. Schockiert macht sich Craven auf die Suche nach den Hintermännern und findet heraus, dass seine Tochter als Atomingenieurin für das Unternehmen Northmoor arbeitete, das enge Kontakte zur US-Regierung pflegt. Sie und eine kleine Gruppe von Helfern, die sie heimlich einschleuste, versuchten einen Atomskandal aufzudecken, der weitaus größer und gefährlicher scheint, als es Northmoor und der Regierung lieb sein kann. Besonders Senator Pine (Damian Young) ist tief darin verstrickt. Craven ermittelt auf eigene Faust und legt einen immer größeren Sumpf aus Intrigen und Machtinteressen offen, der bis an die Spitze der Vereinigten Staaten und ihrer nationalen Sicherheit reicht. Was als einfühlsames Vater-Tochter-Drama beginnt, schlägt schnell und drastisch eine andere Richtung ein. Gerade noch sehen wir Craven und seine Tochter am Abendtisch sitzen, unterbrochen von sentimentalen Rückblenden, wie Emma als kleines Mädchen mit ihrem Vater am Strand spielte, da bricht urplötzlich die Gewalt über dieses Szenario herein. In drastischer Explizität zeigt Campbell wie Emma aus Cravens Leben gerissen wird. Es sind ebenjene Gewaltspitzen, die "Auftrag Rache" zu einem nicht gerade konventionellen Thriller machen, und auch wenn der Film mit dem Tempo von vielen anderen Rache-Streifen (siehe z.B. der erwähnte "96 Hours") nicht mithalten kann, so sind es doch diese unerwarteten Brüche, die ihn auszeichnen. Und schlussendlich ist es dann eben doch eine besondere Freude, Mel Gibson mal wieder in solch einem Part zu sehen, wie er sich von einem Wendepunkt zum nächsten ermittelt, kämpft und schießt. Schließlich wird die Geduld, die man an einigen Stellen mitbringen muss, auch endlich belohnt, wenn "Mad Mel" endgültig von der Leine gelassen wird und den eiskalten Rächer spielen darf. Das ist zwar weniger spektakulär, als es klingen mag, aber es ist nach all den Jahren, in denen Gibson entweder spirituell oder komödiantisch unterwegs war, doch mit gewissem nostalgischem Mehrwert verbunden, wenn er mit finsterer Miene und der Waffe im Anschlag die bösen Jungs bestraft und gleichzeitig noch die amerikanische Demokratie rettet. |
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