Arthur Weihnachtsmann

Originaltitel
Arthur Christmas
Jahr
2011
Laufzeit
97 min
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von René Loch / 16. November 2011

Seit kurzem leben sieben Milliarden Menschen auf der Erde. Eine unfassbare Zahl, die nicht nur die ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten weiter erschwert, sondern auch den Weihnachtsmann vor ernsthafte Probleme stellt. Als der Vorletzte seiner Art abdankte, in den 1940er Jahren war das, mussten nur gut zwei Milliarden Menschen an Heiligabend beschenkt werden. Eine vergleichsweise läppische Anzahl, die mit einem Schlitten und acht Rentieren zu bewältigen war. Mehr als ein halbes Jahrhundert später – und hier setzt die Handlung von „Arthur Weihnachtsmann“ ein – hat sich die Weihnachtslogistik grundlegend gewandelt.

Hunderte, vielleicht tausende Wichtel schieben über die Weihnachtstage Sonderschichten am Nordpol, lesen und beantworten Briefe, verpacken Geschenke und liefern sie schließlich aus. In buchstäblichen Nacht-und-Nebel-Aktionen seilen sie sich perfekt getarnt über den verschneiten Dächern der Städte ab und platzieren die Überraschungen für die Kinder gemäß der landesüblichen Bräuche. Für den Weihnachtsmann selbst, der sich unaufhaltsam dem Rentenalter nähert, bleibt da kaum noch Arbeit übrig. Sein Sohn Steve, im Gegensatz zum anderen Sohn Arthur kein kompletter Tollpatsch, kommandiert die weltweiten Operationen von der „Basisstation“ am Nordpol aus und lechzt nach dem beruflichen Erbe seines Vaters. Dieser hängt zu seiner Enttäuschung und zur allgemeinen Freude der Wichtel jedoch noch ein weiteres Jahr dran.

So wittert nun auch Arthur die Chance, sich für die Nachfolge seines Vaters zu empfehlen: Ein Kind wurde bei der Auslieferung vergessen. Für Steve ein Kollateralschaden ohne statistische Aussagekraft, für Arthur eine Katastrophe. Es gelingt ihm, den vorletzten Weihnachtsmann, also seinen Opa, von der Dringlichkeit der Mission zu überzeugen und begibt sich gemeinsam mit ihm und einem Wichtel in ein Rennen gegen die Zeit. Wird es Arthur, „Grandsanta“, einem putzigen Wichtel und drei klapprigen, alten Rentieren gelingen, das Geschenk noch rechtzeitig abzuliefern, bevor das Mädchen am Weihnachtsmorgen enttäuscht erwacht?

Die Animationsschmiede von Sony, seit 2006 („Monster House“, „Jagdfieber“) im Geschäft, hat zuletzt mit „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ einen überraschend originellen und spaßigen Beitrag abgeliefert. Mit „Arthur Weihnachtsmann“ setzt sich der positive Trend fort. Auf der visuellen Ebene ist kaum ein Makel auszumachen, was sich ausdrücklich auch auf die 3D-Umsetzung bezieht. Die rechtfertigt vielleicht keinen Zuschlag in Höhe von drei Euro, nutzt aber ein ums andere Mal die sich bietenden Möglichkeiten, um ein Gefühl von räumlicher Tiefe zu erzeugen: Gänge, die kein Ende zu nehmen scheinen, und natürlich die gewaltige Weihnachtsstation am Nordpol, die ohne 3D vielleicht weit weniger gewaltig gewirkt hätte. Überzeugend ist zudem das Detailreichtum, mit denen die Jungs und Mädels von Sony aufwarten: Wenn mehrere hundert Wichtel in einer riesigen Halle einer Rede des Weihnachtsmannes lauschen und mit ihren Blicken seinen Bewegungen folgen, scheint wirklich jeder von ihnen ganz individuelle Gesichtsausdrücke und Regungen spendiert bekommen zu haben, selbst diejenigen in den hintersten Reihen. Überhaupt gibt es abseits des eigentlichen Geschehens stets verdammt viel zu entdecken.

Glücklicherweise hält auch das Storytelling mit den technischen Attraktionen weitgehend mit, wobei man sich insbesondere wundert, wie sich eine so simple Prämisse recht unauffällig auf ziemlich unterhaltsame 97 Minuten strecken lässt. Immer wieder gibt es für Arthur kleinere und größere Rückschläge zu verkraften. Mal streiken die Rentiere, mal streikt der Opa. Und nicht immer ist die erste Adresse die richtige. Amüsant sind die Reibereien innerhalb der Weihnachtsmann-Familie, wenn jeder auf seine Art und Weise seinen Frust ablässt und diejenigen, die für Harmonie sorgen wollen, beispielsweise Arthur mithilfe eines Weihnachtsmann-Brettspiels, es nur noch schlimmer machen. Zum Schmunzeln oder Lachen regen in den wenigsten Fällen die Dialoge an, vielmehr ist es die häufig gelungene, manchmal erstaunlich subtile Situationskomik.

Gegen Ende wird es leider wieder mal arg gefühlsduselig, was den ansonsten guten Eindruck ein wenig trübt. Nichtsdestotrotz ist „Arthur Weihnachtsmann“ ein netter, harmloser Animations-Spaß mit ausreichend Charme und Knuddelfaktor, um sowohl Erwachsenen als auch Kindern gefallen zu können. Der große Wurf gelingt Sony damit nicht, in einem Jahr, in dem Pixar schwächelt, reicht es aber immerhin für eine lobende Erwähnung.

Bilder: Copyright

10
10/10

Ein wunderschöner Film zu Weihnachten. Lustig, tolle Bilder und Story mit Hintergrund. Sehr zu empfehlen, nicht nur für die Kleinen.

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