All the Old Knives

Land
Jahr
2022
Laufzeit
101 min
Genre
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
5
5/10
von Matthias Kastl / 7. April 2022

Ein klein wenig altbacken wirkt er ja schon, der klassische Spionage-Thriller. Zumindest angesichts dessen was sonst so die Kinokassen oder Bestenlisten der Streaming-Anbieter im Filmbereich dominiert. Dabei macht es doch jede Menge Spaß von einem gelungenen Genre-Vertreter auf clevere Art und Weise an der Nase herumgeführt zu werden und bis zum Schluss mit zu rätseln, welcher der Protagonisten denn nun wen wie aufs Kreuz legt. Und tatsächlich bietet die Ausgangslage und auch einige der Story-Beats von „All the Old Knives“ genau das Potential, um uns einen launigen Filmabend zu bereiten. Doch auf dem Weg dahin stellt sich der Film mit seiner sehr distanzierten Inszenierung, den das Tempo unnötig bremsenden Rückblenden und vergeudeten Nebenfiguren leider immer wieder selbst ein Bein.

Gehörig ins Straucheln kommt auch der Agent Henry Pelham (Chris Pine, “Star Trek: Into Darkness“, “Wonder Woman“) als bei einer Flugzeugentführung in Wien eine geplante Rettungsoperation im Desaster mündet. Die Wunden von damals sitzen noch immer tief, als einige Jahre später sein Chef (Laurence Fishburne, “Matrix“, “Mission Impossible 3“) an die Tür klopft und Pelham mit einer mehr als heiklen Mission betraut. Die Terroristen sollen damals Insider-Informationen aus Pelhams Team gehabt haben und darum muss Henry nun sowohl seiner ehemaligen Kollegin Celia (Thandie Newton, “Solo: A Star Wars Story“, “L.A. Crash“) als auch dem damaligen Vorgesetzten Bill (Jonathan Pryce, “Die zwei Päpste“, “Brothers Grimm“) auf den Zahn fühlen. Dass Henry und Celia einst ein Paar waren verkompliziert den Auftrag natürlich noch weiter. Trotzdem entschließt sich Henry Celia bei einem ausgiebigen Abendessen gehörig in die Mangel zu nehmen.

 

Genau dieses gemeinsame Essen von Henry und Celia in einem kalifornischen Edelrestaurant bildet dann auch das Rückgrat des Films. Wie es übrigens auch schon in der Buchvorlage der Fall war, die dessen Autor Olen Steinhauer hier höchstpersönlich in ein filmreifes Drehbuch umwandeln durfte. Dieses sehr intime Duell am Esstisch ist dann auch der mit Abstand interessanteste Aspekt des Films. Wie für das Genre üblich wird man lange darüber im Dunkeln gehalten, wer hier welche Agenda verfolgt und was die zwei so alles zu verheimlichen haben. Das hat durchaus seinen Reiz, auch weil mit der Zeit doch das eine oder andere Puzzleteil aufgedeckt wird, das ganz schön viel potentielle emotionale Fallhöhe und Dramatik ins Spiel bringt.

Doch diese Story-Steilvorlage kann der Film leider viel zu selten nutzen, weil er einfach nie so richtig in Schwung kommen will. Ein großes Problem sind dabei die Rückblenden, welche der Konversation im Restaurant immer wieder etwas von ihrem Fluss berauben. Das liegt vor allem auch daran, dass die Rückblenden im Vergleich zu den Szenen im Restaurant sehr spannungsarm daherkommen. Gerade die Arbeit des Agenten-Teams rund um die Flugzeugentführung ist behäbig inszeniert, bietet inhaltlich nur Standardware und geizt mit cleveren Dialogen. Noch dazu wirken die meisten Nebenfiguren hier wie unnötige Lückenfüller, die lediglich als flache Stichwortgeber und billige falsche Fährten fungieren. Angesichts von Darstellern eines Kalibers wie Laurence Fishburne und Jonathan Pryce ist das schon ziemlich frustrierend.

Aber auch die Passagen im Restaurant haben mit Fehlentscheidungen der Macher zu kämpfen. Allen voran mit denen von Regisseur Janus Metz ("Borg/McEnoe"), der sich dazu hinreißen lässt, das Geschehen im Restaurant im Stile eines gelackten Werbeclips zu inszenieren. Diese schon fast etwas melancholisch angehauchte Hochglanzoptik legt einen kühlen Filter über das ganze Geschehen, der es verdammt schwierig macht hier so richtig mit den Figuren mitzufiebern. Es ist dem stark spielenden Chris Pine zu verdanken, dass zumindest Henry sich als emotional komplexe Figur etablieren kann, die das Publikum noch emotional bei Stange hält. Deutlich schwerer hat es dagegen Thandie Newton, deren Celia aber auch viel passiver angelegt ist und die erst gegen Ende etwas vielschichtiger agieren kann.  

So fehlt „All the Old Knives“ insgesamt die emotionale Tiefe und der nötige Schwung, um den  durchaus interessanten Wendungen und vor allem dem dramatischen Schlussakkord am Ende die nötige Wucht zu verleihen. So narkotisiert sich der Film leider ein wenig selbst und kann sich nur dank einem charismatischen Hauptdarsteller und einem interessanten Storygrundgerüst noch halbwegs anständig ins Ziel retten. Das mag für einen kurzweiligen Filmabend vielleicht noch gerade so reichen, doch neue Freunde wird das Genre so leider nicht gewinnen.

Bilder: Copyright

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