"11:14" erzählt in fünf Episoden die sich in einer einzigen Nacht überlappenden und gegenseitig beeinflussenden Schicksale von einem Dutzend Einwohner einer amerikanischen Kleinstadt. Unter anderem sind dabei: Der besorgte Familienvater Frank (Patrick Swayze) und seine Tochter Cheri (Rachael Lee Cook), die Tankstellenkassiererin Buzzy (Hillary Swank) und ihr Kollege Duffy (Shawn Hatosy) sowie der Auswärtige Jack (Henry Thomas). Es geht um unglückliche Todesfälle, unabsichtliche Schusswechsel, einen verlorengegangenen Penis, einen vorwitzigen Hund und eine Bowlingkugel. Und um den schicksalhaften Zeitpunkt 11:14 Uhr. Und mehr wird auch nicht verraten, denn das hieße dem Zuschauer den Spaß nehmen.
Regisseur Greg Marcks wird einer der Ersten gewesen sein, die Hillary Swank zu ihrem Oscar für "Million Dollar Baby" gratulierten - wird er doch auch gewusst haben, dass der Preis nicht nur ihren Marktwert steigern wird, sondern auch das Interesse an den wenig beachteten Filmen, die Swank in der Periode zwischen ihren zwei Oscars gemacht hat. Und so kommt Marcks' Regiedebüt - mittlerweile auch schon zwei Jahre alt - nun doch noch in deutsche Kinos, während der Film trotz eines beachtlichen (B-)Staraufgebots in seiner Heimat noch immer ohne Verleih ist. Haben wir den Amis also mal was voraus. Die Frage ist nur, lohnt sich das für den Film überhaupt?
Zuerst zum Positiven: Die bereits erwähnt gute Besetzung, eine sichere Inszenierung und eine unterhaltsame Zeit, die wie im Flug vergeht. Und außerdem natürlich eine wilde, schwarzhumorige Geschichte, deren Einzelepisoden sich in der Nähe solch brutaler Burlesken wie "Very Bad Things" oder "Immer Ärger mit Bernie" bewegen, während die Zusammenspitzung der Ereignisse gegen und um 11:14 Uhr eher an die Filme der "Final Destination"-Reihe erinnert. Da muss man schon des öfteren schmunzeln, wenn nach den Regeln von Murphys Gesetz alles schief geht, was nur schief gehen kann, und die eigene Schadenfreude heftig gekitzelt wird, wenn die oftmals nicht sehr sympathischen Figuren durch ihr Verhalten die Dinge noch viel schlimmer machen.
Negativ leider: die Zeit vergeht wie im Flug. Weswegen man sich zwar nie langweilt, aber leider auch so gut wie keine Chance hat, die Figuren hier zumindest ein bisschen kennen zu lernen. So bleiben fast alle Charaktere oberflächlich und recht einfach auf ein paar negative Klischees (das Dorf-Flittchen, der tumbe Kleinkriminelle, die unvorsichtigen Teenager, etc.) reduziert. Und wenn man dann mal eine halbwegs interessante Figur wie Hillary Swanks so simple wie sympathische Kassiererin vor sich hat, nützt es auch nichts. Denn Marcks' multiperspektivisches Spektakel gesteht jeder Episode nur gut 15 in Realzeit ablaufende Minuten rund um den zentralen Zeitpunkt 11.14 Uhr zu, um danach zur nächsten zu hasten. Und so läuft das alles launig und unterhaltsam vor sich hin, ohne dass beim Zuschauer so recht was Tiefgehenderes hängen bleibt.
Das größte Problem von "11:14" aber ist, dass sich hinter dem Film eine originelle Ausgangsidee verbirgt - aber leider nicht mehr. Denn mehr als die sich aufwerfende Frage - wie sind die Figuren und die merkwürdigen Begebenheiten, in die sie geraten, verbunden? - zu beantworten, tut der Film nicht. Und bleibt so eine clevere kleine Fingerübung, die akzeptabel unterhält, aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.
Das ist so ein bisschen wie bei einem Kartentrick: Man stutzt, dann ist man interessiert, wie er funktioniert, aber wenn man's dann weiß, ist die Magie verschwunden. Und ein Ass hat "11:14" leider nicht im Ärmel. Da muss es dann reichen, zumindest hierzulande das (kleine) Stigma "Videopremiere" knapp vermieden zu haben. Ist ja auch was.
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