Die Queen

Originaltitel
The Queen
Jahr
2006
Laufzeit
97 min
Genre
Release Date
Bewertung
9
9/10
von Frank-Michael Helmke / 29. Mai 2010

Prinzessin Diana starb am 31. August 1997, gehetzt von Paparazzi, bei einem Autounfall in Paris. In der Woche bis zu ihrer spektakulären Beerdigung mischte sich die landesweite Trauer des britischen Volkes immer mehr mit Wut auf die Königsfamilie, die in ihrem Sommersitz Balmoral verharrte und tagelang auf ein Zeichen der Anteilnahme warten ließ. Der Volkszorn entwickelte sich zur vielleicht größten Krise der Monarchie in der Regentschaft von Königin Elizabeth II., und aus ihrer Perspektive zeichnet Regisseur Stephen Frears nun diese sieben Tage nach. Das Resultat: Einer der besten Filme des Jahres, gekrönt von einer unglaublichen Vorstellung von Helen Mirren, die ihr dieses Jahr garantiert den Oscar einbringen wird.

Der Film beginnt gut vier Monate vor dem Tod Dianas, mit der Amtsübernahme des frisch gewählten Premierministers Tony Blair (sehr authentisch und überzeugend: Michael Sheen). Nervös wie ein Schuljunge erscheint der Politiker zur offiziellen Audienz bei der Königin, in der sie als Staatsoberhaupt ihn protokollarisch um die Regierungsbildung bitten wird. Auf ein ernstes Thema vorbereitet, ist man als Zuschauer angenehm überrascht von dem herrlich trockenen britischen Humor, der sich durch diese Eröffnung zieht, und fragt sich neugierig, ob der Film diesen Ton wird halten können. Entsprechend erweist es sich im Folgenden als eine der beachtlichsten Leistungen von "The Queen", dass er seine schwere politische Thematik immer wieder durch solch trocken-komische Momente zwischen seinen leicht schrulligen Figuren auflockern kann, und so in der Tat zu einem vergnüglichen, leicht verdaulichen Drama wird.
Diese erste Begegnung zwischen der Königin und Blair legt dabei auch den Grundstein für die entscheidende Beziehung in diesem Film, auch wenn die beiden bis zum Ende nur noch telefonisch miteinander Kontakt haben werden. Denn je mehr das britische Volk von den Reaktionen der Königsfamilie befremdet und empört ist, desto stärker versucht Blair (der die Volkstrauer, angetrieben durch seinen skrupellos-genialen PR-Berater Alastair Campbell, zunächst höchst erfolgreich befeuert hat) mit allen Mitteln, die sich anbahnende Monarchie-Krise zu verhindern. Die Presse wirft der Königin Herzlosigkeit vor, schließlich passt das perfekt ins Bild: Die medial ausgewalzte Scheidung von Diana und Prinz Charles und all ihre hässlichen Vor- und Nachgeschichten haben dafür gesorgt, dass die Monarchin auf ihre ehemalige Schwiegertochter nicht gut zu sprechen ist, kein Wunder also, dass sie sich sichtbare Gesten der Anteilnahme spart.
Die Wahrheit war weitaus komplexer. Natürlich war das Verhältnis zwischen Queen Elizabeth und Diana nicht gut, und "The Queen" versucht auch gar nicht, diese Tatsache schönzufärben: Auf dem Sommersitz in Balmoral werden nach ihrem Tod nur wenige nette Worte über Diana verloren, doch der eigentliche Grund für das Ausbleiben der vom Volk gewünschten Reaktionen ist ein anderer: Das Protokoll. Als die Nachricht von Dianas Unfall die Königsfamilie in der Nacht erreicht, will Charles sofort nach Paris fliegen, und Elizabeth diskutiert mit ihm darüber, ob er dafür einen Privatjet chartern muss oder die königliche Flotte benutzen darf - schließlich ist Diana seit der Scheidung keine königliche Hoheit mehr, somit kein Familienmitglied und darf ergo auch nicht als solches behandelt werden.

Was zunächst herzlos klingt, ist aus der Perspektive der Königin ein zwingendes Argument, und dieser Gegensatz ist das zentrale Thema von "The Queen". Leben und Wirken der britischen Monarchie wird seit Jahrhunderten von festen Protokollen geregelt, und sich an diese Traditionen zu halten und so die alte Ordnung zu wahren ist die heilige Pflicht der Regentin. Ausnahmen werden für niemanden gemacht. Eine exemplarische Diskussion im Film dreht sich um die Forderung des Volkes, die Fahne über dem Buckingham Palast solle auf Halbmast gesetzt werden. Diese Fahne signalisiert jedoch einzig die Anwesenheit der Königin, und da die nicht vor Ort ist, weht überhaupt keine Flagge. Und selbst wenn, würde sie niemals auf Halbmast gesetzt werden, nicht mal für ein Mitglied der Königsfamilie. So steht es im Protokoll. Doch wie viel zählt das Protokoll noch im modernen Medienzeitalter, wo "Volkes Stimme" durch die Presse immer weiter angeheizt wird und sich die Bevölkerung mit Diana längst ihre "Königin der Herzen" erwählt hat?
Es ist ein Krieg zwischen Tradition und Popularität, den die englische Königin - vor allem dank der Boulevard-Eskapaden ihrer Familie - auf zusehends verlorenem Posten führt. Diese Tradition ist jedoch auch ein inhärenter Teil der nationalen englischen Identität, und im Film kommt es dem hier durchaus positiv dargestellten Tony Blair zu, diese Relevanz zu betonen, während um ihn herum nur spitzzüngige Sprüche über die Königin gemacht werden (vornehmlich durch seine Frau Cherie und PR-Chef Campbell).

Eine kluge, politisch komplexe und ausgewogene Abhandlung über die damaligen Ereignisse erwartet das Publikum hier also, aber zugegeben: Ist das so etwas Besonderes, dass es einen Kinobesuch lohnt? Vielleicht nicht, doch definitiv das Eintrittsgeld wert macht "The Queen" sein eigentliches Herzstück: Die Darstellung des Privatlebens der Königsfamilie, und vor allem des Innenlebens von Königin Elizabeth. Das liegt auch an dem herrlich amüsanten Spiel der sympathisch-kauzigen älteren Semester (Sylvia Syms als unerschütterliche, galgenhumorige "Queen Mum" und James Cromwell als knurrig-störrischer Prinz Philipp), aber hauptsächlich natürlich an Helen Mirren. Diese große Dame des britischen Kinos liefert hier wie nicht anders zu erwarten ihre absolute Meisterleistung ab, eine Vorstellung von solch schauspielerischer Finesse, Kontrolle und Detailliertheit in allen stillen Gesten und leisen Facetten, dass man sich nur noch ehrfürchtig verbeugen und jeden Filmpreis der Welt mit Freuden herausrücken kann. Wie es Mirren, Frears und Autor Morgan gelingt, einen glaubhaften und verständnisvollen Blick auf das Gefühls- und Innenleben der stets so verschlossenen und auf Ordnung bedachten Königin zu werfen, das ist ganz großes Kino in einfachen, brillanten Bildern.
Den Mikrokosmos, den Frears und Morgan dabei auf dem königlichen Sommersitz zeichnen, ist kongenial strukturiert: Die Lokalität lässt die Königsfamilie nicht nur räumlich, sondern auch emotional von ihrem Volk abgenabelt erscheinen. Die zwei gegensätzlichen Positionen Tradition und Moderne werden vertreten durch den Gatten der Königin Prinz Philipp auf der einen Seite, der einen Pfifferling auf das Geschreibsel der Presse gibt und lieber jeden Tag zur Ablenkung mit den Jungen William und Harry auf die Jagd geht, und Prinz Charles auf der anderen, der angesichts des Volkszorns im wahrsten Sinne des Wortes um Leib und Leben fürchtet und ihm alles geben will, was es verlangt (als einziges Mitglied der königlichen Familie kommt Charles im Film eindeutig schlecht weg und erscheint als verweichlichter, feiger Waschlappen). Der prachtvolle Hirsch, den Philipp die ganze Woche über zu erlegen versucht, wird von Frears schließlich zur brillanten Metapher für die Königin aufgebaut - womit er nicht nur andeutet, dass die englische Monarchie sich in dieser denkwürdigen Woche beinahe selbst erledigt hätte (das Wort ‚Revolution' fällt ein paar mal), sondern auch, dass sie in ihrer altehrwürdigen Form vielleicht mit Elizabeth II. zu Ende geht.

"The Queen" ist voller ehrlicher, stiller Bewunderung für die englische Monarchin, und er weiß seine Meinung sehr überzeugend zu präsentieren. Was man auch von der Monarchie als Institution im Allgemeinen und der englischen Königsfamilie im Speziellen noch halten mag, man kann nach Betrachten dieses Films kaum umhin, Elizabeth Respekt zu zollen für die Art und Weise, wie sie dieses ungewollte Amt seit über einem halben Jahrhundert bekleidet und wie sie versucht, gegen die Widrigkeiten der modernen Medienwelt seine Würde und Traditionen zu erhalten.
Wohl genau wie Elizabeth sich selbst erlaubt ihr auch der Film nur sehr wenige wirklich persönliche Momente, in denen Helen Mirren mit nicht viel mehr als einem Blick, einer Sprachpause oder einem winzigen Zittern in der Stimme das stille Bedauern der Königin einfängt, ihren Instinkten als Mutter, als Großmutter, ganz einfach als Mensch nicht folgen zu können oder zu dürfen. Eine der besten, berührendsten Szenen des Films kommt, als Elizabeth schließlich nach London zurückkehrt, das Blumenmeer vor dem Buckingham Palast inspiziert und ihr endgültig klar wird, dass das englische Volk Diana mehr geliebt hat als sie.

"The Queen" gelingt weit mehr, als "nur" die Schaubühne für Helen Mirrens fabelhafte und garantiert erfolgreiche Oscar-Bewerbung zu sein. Stephen Frears hat einen inbrünstig und wundervoll englischen Film gemacht, der nicht nur feinsten britischen Humor präsentiert und eine intelligente Betrachtung der heutigen politischen Identität des Landes bietet, sondern auch ausgewogen und wohl wirklichkeitsnäher als sonst ein Film zuvor den Charakter der Königin ausleuchtet. Und wie ein echter englischer Gentleman beweist der Film, dass es keine großen Gesten oder lauten Auftritt braucht, um Eindruck zu hinterlassen, sondern Feinsinn, Stil und Charme. God save "The Queen".

Bilder: Copyright

10
10/10

ich finde es geil die figuren sind gut und einfach alles ist gut kaum zu beschreiben und die queen immer gut getroffen und ich würde mich freuen wenn noch so ein film raus kommen würde

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5
5/10

der film wirkt auf mich wie eine dauer-polit-werbesendung für blair. hat man hier ja schon einige male wieder gefunden die meinung. das war auch mein einziger gedanke während des films.
den roten faden kann ich leider nicht ganz wieder finden durch handlung und geschehnisse im movie.
komisch ist auch, wie er endet.
die deutsche synchronisierung lässt sehr zu wünschen übrig. vor allem, als das kleine mädchen der queen die blume inne hand gedrückt hat, habe ich laut gelacht.
trotz vor lauter hyperbeln strotzendes kinoereignis: die queen zu mindenstens 90 % überzeugend.
aber auf keinen fall der beste film des jahres...

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10
10/10

Ich glaub es nicht was da manche geschrieben haben die leute die den film schwachsinnig finden haben ihn wohl nicht verstanden. Dieser Film ist der beste film seit langen. Und Helen Mirren hat eine klasse leisstung abgeliegert. Es war nicht einfach für Helen Mirren eine noch lebende Person zu spielen und sie hat die aufgabe super toll gemeistert. Sie hat 100 % den Oscar und auch die anderen Preise verdient.

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7
7/10

Ich glaube dass der Film sehr nah an der Wirklichkeit dran ist - besonders was das Privatleben der Queen angeht.
Klar, Tony Blair kommt viel zu gut weg, war aber damals wohl wirklich noch eher eine Lichtgestalt, bevor er sich dann in den Irakkrieg und die ganze unheilige Kriegskumpanei mit Bush (e.g. 'Beweise für Massenvernichtungswaffen') reinziehen lies.
Allerdings ist der Film nicht für jeden - keinerlei Action, mittelprächtige Dramatik, viele werden das alles uninteressant finden.
Es handelt sich eher um ein Queen-Portrait, nur diesmal 'in Film' anstatt in Öl.
Dafür aber sehr gut gemacht und gut geschauspielert (vor allem die Queen selbst) und entführt jeden, der sich irgendwie dafür interessiert oder davon fasziniert läßt für 97 Minuten in eine andere Welt.

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1
1/10

Eins verweg: Vor dem Ansehen viel Cola trinken, ansonsten seid Ihr nach 20 Minuten im Tiefschlaf. Am besten aber: Nicht ansehen. Der Film bringt wirklich rein gar nichts. Man erfährt zwar etwas über die Dekadenz der Royals, aber was wirklich Überraschendes und über die gängigen Klischees Hinausgehendes ist nichts dabei.

Superschwach die Rolle von Tony Blair, der hier den Oberweisen zu geben hat und nicht als Premierministern sondern als wohlwollender PR-Berater der Queen dargestellt wird. Extrem dürftig die Rolle seiner Frau, die eine niederträchtige neidische Anti-Royal verkörpern muss.

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10
10/10

Allein schon die Schauspielerin, die die Queen dargestellt hat, aussergewöhnlich gut. Sehr gut. Mir persönlich hat dieser Film sehr, sehr gut gefallen, zumal das zurückhaltende "not amused" gut dargestellt wurde.

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10
10/10

Ich fand diesen Film sehr gut.
Er hat mich auch sehr bewegt denn ich weiß was es heißt wenn jemand aus der Familie stirbt.
Liebe Grüße aus Laufenburg

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9
9/10

Ich schließe mich den vielen positiven Kritiken uneingeschränkt an: das ist mal ein richtig gutes Drama, schauspielerisch erstklassig, schlichtweg fabelhaft! Einen Punkt büßt der Film aber dann doch ein - Tony Blair wirkte mir zu unausgewogen dargestellt (einerseits oberflächlich und glatt, andererseits gebieterisch und sensibel - ist oder war der wirklich so wechselhaft?). Ansonsten aber ein durchweg begeisternder Film, ein Highlight!

Homer

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9
9/10

Haben diesen Film im Unterricht gesehen. ich fand ihn super. Helen Mirren und Michael Sheen haben ihre Figuren unglaublich gut dargestellt. Leider fand ich einige Stellen im Film etwas zu unrealistisch.

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9
9/10

ich fand des Film überaus gelungen !
Er zeigt genau die Stärken und Schwächen des englischen Königshauses und verdeutlicht die damalige Situation in der die Familie war sehr deutlich !!

Trotzdem ist er etwas langwierig zwischen durch aber trotzdem sehr gelungen!

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