Lachsfischen im Jemen

Originaltitel
Salmon Fishing in the Yemen
Jahr
2012
Laufzeit
109 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 16. Mai 2012

lachs 1Um diese Idee für ziemlich absurd zu halten, muss man noch nicht mal ein verschrobener und humorloser Wissenschaftler wie Dr, Alfred Jones (Ewan McGregor) sein: Seine Eminenz, der Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama (Amr Waked) möchte zum Wohle seines Landes (und auch ein  bisschen zum eigenen Vergnügen) nordeuropäische Lachse in seinem Heimatland Jemen ansiedeln. Kosten spielen erwartungsgemäß keine Rolle, doch trotzdem zeigt der störrische Lachs-Experte Jones nur wenig Begeisterung für diese vermeintliche Schnapsidee und lässt sich auch nicht von der selbstbewusst auftretenden Beauftragten Harriet Chetwode-Talbot  (Emily Blunt) zur Mitarbeit überreden. Doch dann ändert sich für den biederen Fachmann plötzlich die Situation, denn die eine positive Story witternde PR-Strategin des Premierminsters (Kristin Scott-Thomas) setzt ihn und seinen Chef mächtig unter Druck und zusätzlich kriselt es auch noch stark im heimischen Eheleben. Also geht es schließlich doch zur Erkundung in den Jemen und zwar zusammen mit Miss Chetwode-Talbot, deren noch frische Soldatenliebe gerade zu einem Einsatz nach Afghanistan eingezogen wurde. Stück für Stück geschehen schließlich zwei nicht unbedingt zu erwartende Dinge gleichzeitig: Das Projekt „Lachsfischen im Jemen“ nimmt tatsächlich realistische Formen an und die beiden ungleichen Projektleiter kommen sich näher.
 

lachs 2Den Preis für den schrägsten Filmtitel des Monats dürfte die neue Literaturadaption von Regisseur Lasse Hellström („Chocolat“, „Gilbert Grape“)  mühelos einstecken, aber auch sonst gibt es für das „Lachsfischen“ einige Auszeichnungen zu verteilen. Die Grundidee ist nicht nur originell sondern wird auch so umgesetzt und präsentiert, dass sie einem tatsächlich irgendwann genauso sinnvoll erscheint wie dem Herrn Scheich, der zudem auch keinesfalls als klischeehafte Figur, sondern als sehr überzeugender Mann mit einer Vision charakterisiert wird.
Zentrum und Trumpf der Geschichte ist jedoch ganz klar das Zusammenspiel von Ewan McGregor und Emily Blunt, die sich hier wie zu besten Zeiten der klassischen Screwball-Comedy die pointierten Bälle um die Ohren werfen. McGregor versucht sich nicht zum ersten Mal auf diesem Feld, doch im Vergleich zum wenig erfolgreichen „Down with Love“ ist seine Figur hier zwar amüsant, aber weniger überzogen und trotz gewollter Steif- und Schusseligkeit immer noch glaubwürdig angelegt, was sich vor allem in seiner festgefahrenen Ehesituation manifestiert. Dabei zuzuschauen, wie er in seiner verklemmten Art um die richtigen Worte ringt, ist ein großes Vergnügen.
Emily Blunts Harriet durchlebt dann ebenfalls eine emotional  fordernde Beziehungssituation, als ihr neuer Freund in Afghanistan vermisst wird. So mischt sich trotz der vielen witzigen Dialoge immer auch eine gewisse Ernsthaftigkeit in das Geschehen und nur so kann es deshalb auch gelingen, eine der überzeugendsten, sich langsam entwickelnden Liebesgeschichten der letzten Kino-Jahre zur Entfaltung zu bringen. Das hat man ja nicht allzu oft und dafür gilt es daher den Hut zu ziehen, als Anerkennung für die Leistung der beiden Hauptdarsteller.
 

lachs 3Die Hindernisse, die dem hier sicher auch vom Zuschauer gewünschten Glück der beiden dabei in den Weg gestellt werden, wirken allerdings ein wenig aus unwahrscheinlichen Zufällen konstruiert. So wird die Lachsansiedlung des Scheichs von einer nur wenig beleuchteten Widerstandsgruppe sabotiert und torpediert, und für den verschollenen Ex- bzw. Noch-Freund von Harriet hat man sich auch noch etwas besonders Dramatisches ausgedacht. Wirklich stören tun diese weniger durchdachten Nebenelemente allerdings nicht und sie bereiten zudem noch den Platz für einen weiteren unterhaltsamen Aspekt des Films, nämlich die Bloßstellung sämtlicher politischer Entscheidungsträger (jedenfalls auf britischer Seite) als ausschließlich an ihrer Karriere und Wiederwahl interessierte, komplett überzeugungslose Dauergrinser. Auch eine Kristin Scott-Thomas wird dabei als rücksichtslose Sprecherin auf der Suche nach dem nächsten PR-Stunt zwar fast zur Karikatur, legt aber in jeder ihrer Szenen ein derartiges Temp vor, dass man sich doch gerne mitschleifen lässt.

So vergehen die nicht ganz zwei Stunden bei diesem eigentlich denkbar unspektakulären Titelthema wie im Fluge und sorgen gleich auf mehreren Ebenen für gute Laune. Das ist schon mal eine ganze Menge und lediglich die Frage, ob denn bei den Dreharbeiten zu diesem Film auch wirklich keine Fische zu Schaden kamen, scheint dem Rezensenten nicht ganz geklärt zu sein (fließt aber nicht in die Wertung ein). 

Bilder: Copyright

2
2/10

Schade um die Zeit. Kitschig und mit Klischees überladen. Versprüht ungefähr genauso viel Esprit wie ein Autounfall. Einschläfernd und einfach nur zum Abgewöhnen.

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