Arthur Bishop (Jason Statham) ist ein gewissenhafter Auftragskiller, der sich dank der Präzision und Verlässlichkeit seiner Arbeit den Spitznamen "the Mechanic" verdient hat. Bishops Spezialität besteht darin, seine Morde so unauffällig zu planen und durchzuführen, dass sie am Ende immer wie tragische, natürliche Unfälle aussehen. "Die besten Morde sind die, bei denen keiner merkt dass du überhaupt da warst" predigt Bishop seine Maxime. Unruhe kommt in Bishops an sich sehr geregeltes Leben als er den Auftrag erhält, seinen einstigen Mentor Harry McKenna (Donald Sutherland) umzubringen, der die eigene Killer-Organisation verraten hat. Bishop tut seine Pflicht - und sieht sich wenig später mit Harrys Sohn Steve (Ben Foster) konfrontiert. Der war sein Lebtag lang immer eine Enttäuschung für den Herrn Papa und will dies im Nachhinein nun ändern, indem er sich von Bishop in die hohe Kunst des Mordens einführen lässt - ahnungslos, dass er gerade den Mörder seines Vaters um Hilfe bittet.
Was man gemeinhin nun erwarten würde: Ein spannendes Versteckspiel voller aufgeladenem Subtext zwischen den Hauptfiguren, in dem Bishop aus schlechtem Gewissen gegenüber dem ermordeten Mentor nicht anders kann, als dessen Sohn eben jene Fähigkeiten beizubringen, mit denen er Rache für den Tod seines Vaters nehmen kann - während Steve wiederum Bishop mehr und mehr als eine Art Ersatzvater wahrnimmt, bis zu dem unausweichlichen Moment da ihm klar wird, dass es Bishop selbst ist, den er jagt.
Was man in dieser Hinsicht bekommt: Nichts. "The Mechanic" scheint die so dermaßen offensichtlichen, quasi wild winkend und lauthals schreiend direkt vor ihm stehenden Konflikte und Spannungsfelder seiner Geschichte gar nicht zu bemerken. Alles, was hier für die inhärente Grundspannung zwischen den beiden Protagonisten sorgen könnte, findet sozusagen nicht statt. Eine absolut sträfliche Vernachlässigung des eigenen Konfliktpotentials, die man dem Film eigentlich postwendend als seine eigene Bankrotterklärung ankreiden müsste. Die Macher können sich hier allerdings damit heraus reden, dass sie das Remake eines Originals aufbieten, welches sich in dieser Hinsicht auch nicht besser angestellt hat: "Kalter Hauch" (1972) mit dem so knallharten wie eiskalten Narbengesicht Charles Bronson in der Hauptrolle.
Man könnte jetzt sehr wohlmeinend argumentieren, dass das sogar irgendwie konsequent ist, dass Jason Statham als mittlerweile unangefochtene Galionsfigur des B-Actionfilms im neuen Jahrtausend in den historischen Fußstapfen von Charles Bronson (Galionsfigur des B-Actionfilms der 1970er) steht und dieser Film deswegen quasi als eine Hommage zu betrachten ist, die dem Original seine Ehrerbietung erweist. Nun ist "Kalter Hauch" aber schlicht und ergreifend kein Film, der eine Hommage verdient gehabt hätte, und alles womögliche Wohlwollen ändert nichts an der Tatsache, dass ein Remake tunlichst versuchen sollte, die Schwächen seines Vorbilds auszumerzen, anstatt sie nachzumachen. Das wird hier allerdings nicht mal im Ansatz versucht.
Stattdessen erweist sich "The Mechanic" in der 2011er Variante als einer der dümmlichsten Filme des Kino-Frühlings, der mit seiner Unfähigkeit, die eigene Geschichte vernünftig auszuschöpfen, trotz ausreichender Action-Elemente über weite Strecken für sträfliche Langeweile sorgt.
Dass hier schon im Ansatz nichts so richtig zusammenpasst, macht bereits die Besetzung symptomatisch klar: Jason Statham und Ben Foster, das ist eine derart schräge Paarung, dass sie kaum gut gehen kann. Auf der einen Seite die 2000er Action-Ikone, ein Schauspieler der dann am besten funktioniert, wenn die wilde Handlung seiner Filme an seiner grimmigen Coolness einfach abperlt (und Statham nicht mehr als einen Gesichtsausdruck bemühen muss), auf der anderen Seite einer von Amerikas herausragenden Jung-Charakterdarstellern, der sich bisher weitgehend vom Massenkino ferngehalten und umso mehr in vielschichtigen Rollen in kleinen Independent-Hits beeindruckt hat.
Tatsächlich hätte man mit Ben Foster also jemanden gehabt, der die ambivalente Beziehung zwischen Bishop und Steve, die sich eigentlich über den Film hinweg entwickeln müsste, durchaus hätte spielen können. Im Gegensatz natürlich zu Statham, der von solch vielschichtigen Momenten, in denen er eine Emotion zu zeigen und eine andere zu unterdrücken hat (und beides aus seinem Spiel ersichtlich sein muss), sicher heillos überfordert gewesen wäre. Es ist wohl sein Glück - aber das ganz klare Unglück des Films - dass er hier gar nicht erst in diese Bedrängnis gerät.
Denn zwischen Steves Eintritt in Bishops Leben und dem Showdown tritt der Film inhaltlich fast vollständig auf der Stelle. Ohne dass man als Zuschauer so richtig nachvollziehen könnte, warum Bishop Steves Wunsch, ihn zum Killer auszubilden, überhaupt nachkommt (Gewissensgründe sind weder in Schauspiel noch in Dialog zu erkennen), ja sogar ohne dass man im folgenden irgendeine Form von Entwicklung in der Beziehung der beiden ausmachen könnte, verbringen Steve und Bishop den Mittelteil des Films vor allem damit, einige Leute umzubringen. Einzige Entwicklung dabei: Steve stellt sich mit jedem Auftrag ein bisschen weniger dämlich an. Ansonsten passiert hier eigentlich nichts, bis es der Film Bishop gestattet, per absoluten Zufall über einen entscheidenden Hinweis zu stolpern, der den Film schließlich in Richtung Auflösung schubst.
"Kommissar Zufall" ist das schlechteste Werkzeug, um einem Plot eine entscheidende Wende zu geben, aber was soll man auch anderes erwarten von einem Drehbuch, das seinen eigenen Grundkonflikt so wenig begreift, dass es Steve nicht einmal an irgendeiner Stelle klar stellen lässt, dass er den Tod seines Vaters gerne rächen würde. Tatsächlich gewinnt man fast den Eindruck, dass Bishop ihm auch einfach sagen könnte, dass er seinen Alten umgenietet hat, ohne dass das jetzt ein bleibendes Problem zwischen ihnen wäre.
Regisseur Simon West ("Con Air", "Tomb Raider", "Unbekannter Anrufer"), der ohnehin noch nie einen Film gemacht hat, der durch sonderlich viel Grips überzeugte, ist auch hier viel zu sehr damit beschäftigt, seinen Film und seine Helden schnittig und cool aussehen zu lassen, als dass ihm die Schwächen in der inhärenten Logik von "The Mechanic" überhaupt auffallen würden.
Dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Nichts gegen hirnlose Action, wenn sie wenigstens gut und kurzweilig gemacht ist - indem man sie an einem Handlungskonstrukt aufhängt, das permanent vorwärts weist und die Dinge in Gang hält. "The Mechanic" versagt gerade deswegen so unverzeihlich, weil er seine eigene Handlung fast bis zum Stillstand ausbremst und darum selbst mit seinen Action-Sequenzen nicht mehr packen kann - weil ihr Ausgang letztlich völlig egal ist.
Überhaupt scheint es laut "The Mechanic" auszureichen, für die Planung hochkomplexer Mordanschläge einfach eine Weile auf Fotos des Opfers und ein paar Grundrisse zu starren. Mit den Details der Vorbereitung von Bishops angeblich ach so cleveren Mordanschlägen hält sich der Film keine Sekunde länger auf als er muss. Und schießt damit ein weiteres, potentielles Spannungselement achtlos in den Wind.
Ergo: "The Mechanic" ist schlicht ein erzählerischer Totalausfall, der mit dem Schall und Rauch seiner krachigen Action-Elemente nicht darüber hinweg täuschen kann, wie blutleer und mies ausgeführt seine gesamte dramatische Konstruktion ist, auch und vor allem im direkten Genre-Vergleich. Ein B-Film mit einem C-Drehbuch - da bleibt man wirklich besser Daheim.
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