Verdammnis

Originaltitel
Flickan som lekte med elden
Jahr
2009
Laufzeit
129 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Margarete Prowe / 3. Juni 2010

 

Ein toter Autor, der posthum weltweit berühmt wird; ein Erbschaftskrieg um unvollendete Manuskripte; der Tote war ein Experte der Neonaziszene, der auch von Scotland Yard zu Rate gezogen wurde. Das reale Leben liest sich fast so spannend wie die Geschichten des schwedischen Schriftstellers und Journalisten.
Stieg Larsson, dessen Millenium-Trilogie (im Deutschen unschön betitelt als die schwer auseinanderzuhaltenden "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung") mittlerweile wohl fast jeder schon in der Buchhandlung bemerkt hat, starb 2004 an einem Herzinfarkt und konnte nur die ersten drei Teile einer auf zehn Teile ausgerichteten Buchreihe beenden. Ein wahres Drama für die Leser, da die Komplexität der Geschichte von Teil zu Teil zunahm und am Ende so viele Fragen offen bleiben mussten. Inwiefern aus Larssons Aufzeichnungen weitere Bücher gemacht werden, wer die Rechte an seinem Vermächtnis hat und wer eigentlich wofür verantwortlich war, sind Fragen, die die Presse seit Monaten genüsslich durchkaut. Die Filme sind da eine willkommene Abwechslung vom Kleinkrieg um Rechte und mögliche Fortsetzungen.
Nachdem die Verfilmung des ersten Teils der Trilogie, "Verblendung", sowohl unvorbelastete Zuschauer als auch die Leser der Romane in ihren Bann schlug, kommt nun der nächste Teil, "Verdammnis", der wieder solide filmische Handwerkskunst zeigt, aber an einer großen Schwäche leidet: dem undankbaren Platz des zweiten Films von dreien. Die Handlung der Bücher spannt sich elegant und hochspannend bis zum dritten Teil, auf dessen Start das deutsche Kino-Publikum jedoch noch bis zum 3. Juni warten muss.
Während "Verblendung" noch gut für sich allein stehen konnte, da er vorrangig wie ein "Whodunit" aufgebaut war, so übt Stieg Larsson in "Verdammnis" und dem dritten Teil in einem großen Handlungsbogen Kritik auf allen Ebenen der schwedischen Gesellschaft: hier werden osteuropäische Frauen wie Sklavinnen gehalten, Politiker sind korrupt, fast jeder ist käuflich und der gemeine Bürger kann sich nicht einmal auf die Institutionen verlassen.

Dem aus "Verdammnis" bekannten Journalisten und Mitherausgeber der kritischen Zeitung "Millenium", Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) bietet ein junger Kollege eine heiße Story an: russische Mädchen werden in Schweden zur Prostitution gezwungen und von hochrangigen Politikern aufgesucht. Doch als der Journalist und seine Freundin tot aufgefunden werden, fällt der Tatverdacht auf Lisbeth Salander (Noome Rapace), eine junge Hackerin, die Mikael vor einigen Monaten bei einem Kriminalfall half. Diese wird nun in ganz Schweden gesucht, ihre aus Akten bekannte Vergangenheit medial ausgeschlachtet ("Irre lesbische Prostituierte auf Massenmordtrip!") und Mikael ist der einzige, der an ihre Unschuld glaubt und für sie kämpft. Dabei erfährt er mehr über Lisbeths entsetzliche Vergangenheit und beginnt ihre Unnahbarkeit zu verstehen. Gleichzeitig muss sich Lisbeth den Dämonen stellen, die sie seit ihrer Kindheit verfolgen.

Wie auch in "Verblendung" ist Noomi Rapace als Lisbeth wieder der Blickfang des Films, doch nun ist sie in den Mittelpunkt der Geschichte gerückt, die sie auch problemlos tragen kann. Lisbeth ist die wohl interessanteste Frauenrolle der jüngeren Thrillergeschichte und Rapace spielt diese wunderbar unangepasst und eindringlich. Michael Nyqvist ist gewohnt gut, kann jedoch gegen Rapace nur bedingt glänzen.
Es ist angenehm, dass hier weniger Wiederholungen eingesetzt werden (das Foto der verschwundenen Harriet wurde in "Verblendung" gefühlt nach jeder Szene eingeblendet) und die Handlung um einiges schneller voranschreitet. Die Atmosphäre ist weniger dicht, dafür steigt die Spannung schnell auf Fingernagelkauniveau. Gleichzeitig gibt es einige unsauber umgesetzte Stellen, an denen schon das Buch Schwächen zeigte: Wendungen, die schon dort unrealistisch erscheinen und mühsam im Text erklärt werden mussten, wirken hier noch um einiges realitätsferner.
Trotzdem ist "Verdammnis" ein ordentlicher Thriller mit guten Schauspielern, Spannung und finsterer Geschichte. Die größte Schwäche ist tatsächlich, dass es sich hier um einen undankbaren mittleren Teil handelt, der bei buchgetreuer Umsetzung schlicht nicht als eigenständiges Werk funktionieren konnte.

Die Spannung der realen Geschichte geht übrigens weiter: Wem die schwedische Verfilmung der Trilogie nicht mundet, der bekommt in den nächsten Jahren ein vielleicht verdaulicheres Mahl: Sony hat sich vor kurzem die Rechte gesichert und plant eine Hollywoodverfilmung - und Schauspielerinnen wie Natalie Portman sollen Schlange stehen, um Lisbeth zu spielen.

Bilder: Copyright

7
7/10

Ich gebe 7 Augen Vorschuss, weil ich weiß dass er mehr verdient. Ansonsten freue ich mich auf Teil II und III. Gelesen habe ich natürlich alle drei.
Zum Thema Hollywood-Rechte. Die Millenium-Trilogie ohne Michael Nyqvist und vor allem ohne Noomi Rapace kann nur ein billiges Plagiat werden.

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10
10/10

Gestern war ich drin. Ich stehe einfach drauf.
Großartig umgesetzt, ich rate aber trotz allem zum Lesen der Trilogie
Aus diesem Grund auch dafür die Zehn.
Klasse und ich freue mich auf Teil III.

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9
9/10

Klasse umgesetzt und ich kann es nur nochmal betonen, mit einer unglaublich gut spielenden Hauptdarstellerin. Noomi Rapace LEBT die Rolle, das ist der Hammer, genauso hatte ich sie in den Büchern vor Augen. Michael Nyqvist hätte ich mir charismatischer gewünscht, so ein junger Robert Redford wäre meine Wahl gewesen;-), aber trotz allem eine gute Buch Verfilmung. Freue mich auf den dritten Teil, der als Buch auch die ersten zwei Teile noch getoppt hat!

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9
9/10

Eben auf DVD gesehen ! Wirklich Klasse Film !

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9
9/10

Sehr guter und spannender Film. Was wiedereinmal nervt ist, dass es eine extrem unrealistische/übertrieben Szenen gibt - in den letzten 10 min (für alle die in noch nicht gesehen haben: hat mit graben zu tun). Was soll das? Muss das sein? Damit kann mein einen eigentlich sehr guten Film kaputt machen. Diese Szene hätte der Film absulut nicht gebracht!

=> Dennoch, absolut sehenswert!

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5
5/10

der erste war schon nicht der beste, der zweite ist eher ein guter fernsehfilm. was soll bitte der unbesiegbare blonde terminator in diesem film?? so was sinnloses gab es noch nicht mal in hollywood.

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5
5/10

Der erste Teil war ein sehr guter Kino-Thriller, doch dieser gleicht eher einer besseren Tatort-Folge. Kaum starke Szenen, die in Erinnerung bleiben, und einen spannenden Showdown - gibts nicht! Dafür die absolut lächerliche Wendung der -SPOILER- Auferstehung einer dreimal schwer angeschossene und six feet under verbuddelten Lisbeth -SPOILER-.
Fand ich schon eher albern. Zudem schade, dass die beiden Hauptdarsteller in KEINER Szene zusammen agieren.

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