Pornorama oder Die Bekenntnisse der mannstollen Näherin Rita Brauchts

Jahr
2007
Laufzeit
94 min
Genre
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 5. Juni 2010

Es darf mal wieder lustig sein: Regisseur Marc Rothemund startete seine Karriere mit dem beachtlichen Erfolg seiner Episoden-Komödie "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" und der frivolen Teenie-Klamotte "Harte Jungs", bevor er schlagartig ernsthafter wurde und für das Mobbing-Drama "Die Hoffnung stirbt zuletzt" den Grimme-Preis erhielt. Vorläufiger Höhepunkt war dann 2004 "Sophie Scholl - Die letzten Tage", der nach Festival-Auszeichnungen und Europäischen Filmpreisen auch als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert wurde. Nach solch schwerer Kost ist es nur zu verständlich, dass sich Rothemund als nächstes ein Projekt gönnte, bei dem von Ernsthaftigkeit weit und breit keine Spur ist - und das auch entsprechend gut zu unterhalten weiß.
"Pornorama - Die Bekenntnisse der mannstollen Näherin Rita Brauchts" verweist schon mit seinem zauberhaften Untertitel in die Ära, in der er spielt: Ende der 60er Jahre stellen Studentenbewegung und Hippie-Kultur die Normen und Werte der Gesellschaft in Frage, und Deutschlands Kinos erleben den Siegeszug der sogenannten "Aufklärungsfilme", semi-dokumentarische Werke, die den Deutschen die Mysterien der Sexualität näher bringen wollen, dabei aber vor allem dank der vielen nackten Haut enormen Zulauf genießen. Solch einen Film will auch der ausgefuchste Freddie (Benno Fürmann) drehen, um seinen Finanznöten zu entkommen. Als Regisseur engagiert er seinen filmbegeisterten kleinen Bruder Bennie (Tom Schilling), der allerdings kurz vor Abschluss seiner Polizei-Ausbildung steht und sich eigentlich weder mit dem Schmuddel-Dreh noch mit der Kommunen-Bewohnerin Luzi (Karoline Herfurth) abgeben sollte, in die er sich beim Observieren einer Demo verliebt hat. Aber für die Liebe und den großen Bruder tut man ja fast alles. Und so beginnen die Dreharbeiten - mit einem Pizzeria-Besitzer als Produzent, einem Filmvorführer und einem bekifften Pärchen als Crew und einer italienischen Hauptdarstellerin, die weder deutsch spricht noch bereit ist, sich vor der Kamera auszuziehen. Und das sind nur die kleinsten Probleme….

"Pornorama" macht Spaß, und hat damit seine Zielsetzung bereits erreicht. Tiefsinnigkeiten gibt's hier natürlich keine, nur nett gemachte Unterhaltung mit einer tollen Grundidee, die dank bestens gepflegtem und zum Leben erwecktem Zeitkolorit auch hervorragend funktioniert. Wo sich vor ein paar Jahren die Neue Deutsche Welle-Retrokomödie "Verschwende deine Jugend" noch etwas schwer tat, seine ironische Nostalgie in passende Gags umzumünzen, kommen die Lacher bei "Pornorama" quasi von ganz alleine. Einfach zu putzig und hölzern sind die damaligen "Aufklärungsfilme" aus heutiger Sicht (was "Pornorama" mit ein paar Best-of-Montagen auch gut zu nutzen weiß), und über die Konfrontation zwischen bayrischer Polizei und den ersten Auswüchsen der sexuellen Befreiungsbewegung lässt sich nach wie vor prima schmunzeln.
Das Erfolgspotential hat auch Super-Produzent Bernd Eichinger erkannt und genau das gemacht, was die Amis aus Hollywood auch zu tun pflegen: Eine an sich harmlos-nette Komödie mit griffigem Thema mit möglichst vielen berühmten Namen ausstatten, für maximale Publikumswirkung. Und diese Namen hatten sichtlich auch großes Vergnügen an ihrer Arbeit: Tom Schilling und Karoline Herfurth (ohnehin die vielleicht beste Jungschauspielerin, die Deutschland dieser Tage zu bieten hat) funktionieren als Paar ganz wunderbar und sprühen vor Spielfreude. Benno Fürmann ist mit der dritten Geige als Bennies Bruder eigentlich unterfordert, bringt seine Vorstellung aber routiniert und charmant über die Bühne, während es einzig bei den Nebenrollen etwas wackelig wird: Dieter Landuris darf wie schon für Rothemunds "Merkwürdiges Verhalten…" seinen aufgesetzten italienischen Akzent auspacken, was ebenso wenig überzeugend wirkt wie der seltsam anmutende Ossi-Dialekt, mit dem sich der sonst so souveräne Michael Gwisdek hier abmüht.

Das tut dem Vergnügen am Gesamtwerk aber keinen Abbruch, ebenso wenig wie die insgesamt etwas holprig erzählte Geschichte, die jedoch mit genug netten Einfällen und tollen Szenen-Ideen aufwartet, um über ihre Schwachstellen hinweg zu trösten. Für "Pornorama" wird Marc Rothemund zwar ganz sicher keinen Oscar bekommen. So gut unterhalten wie beim "Merkwürdigen Verhalten…" wird man hier aber mindestens, und drum wäre ein ähnlicher Erfolg auch verdient für einen Streifen, der unter anderem herrlich anschaulich demonstriert, was man auch als Amateur-Sexfilmer noch vom Großmeister der Montage-Theorie Sergei M. Eisenstein lernen kann.

Bilder: Copyright

5
5/10

Könnte wesentlich besser sein...

Leider zündet der Film nie richtig, man hat permanent das Gefühl, dass die eigentlich lustige Idee nicht richtig konsequent umgesetzt worden ist. Keine der Figuren tut es einem wirklich an und richtiger Spaß kommt auch nur sehr selten auf. Der Film plätschert so vor sich hin und man fragt sich, wann die Story denn nun endlich richtig zündet. Tom Schilling bleibt blass, Michael Gwisdeks Rolle des Ossis wirkt stark aufgesetzt und Dieter Landuris nervt einfach nur. Überzeugt haben mir nur Benno Fürmann und Christian Näthe (in der Rolle des kiffenden Kommunenbewohners Walter).

Fazit: Ein Film den man nicht gesehen haben muss (zumindest im Kino, in zwei Jahren auf SAT1 dann ok).

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3
3/10

Ich kann mich meinem Vorredner nur anschliessen. Der Film zündet nicht, alles wirkt sehr aufgesetzt.
Die Story ist allzu konstruiert, platt und abgedroschen. Einzig die Spielfreude der Schauspieler war der Grund für mich, den Film zu Ende zu sehen.
Aus der Grundidee hätte man mit einem deutlich besseren Buch einen Film produzieren können. Schade.

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2
2/10

2 Punkte ! - ohne die Kritik von oben zu lesen. Muss definitiv einen anderen Film gesehen haben.
Zu Recht ein Kinoflop.

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6
6/10

echt amüsant und goldig gemacht, aber man hätte aus der idee mehr machen können.
vor allem mit diesen schauspielern... schade!

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