Wie war das doch gleich mit den Bienen und den Blümchen? US-Komiker Jerry Seinfeld (bekannt durch seine in den USA legendäre Sitcom "Seinfeld") hat sich sicherlich die gleiche Frage gestellt und entwickelte so kurzerhand den Stoff für seinen ersten Animationsfilm. In "Bee Movie" erzählt er vom Leben im Bienenstock, aber auch von einer Arbeiterbewegung, die verblüffende Parallelen zu unserer modernen Welt aufweist.
Für Barry B. Benson ist es so weit: der Ernst des Lebens beginnt. Nach seinem Abschluss an der Honiguniversität wird er ins Arbeiterleben entlassen. Angst um einen Job braucht er sich nicht zu machen, denn im Bienenstock gibt es mehr als genug zu tun. Schließlich muss die Honigproduktion am Laufen gehalten werden. Doch Barry will mehr. Er will raus in die Welt. Bei einem Ausflug bricht er nebenbei die Bienen-Regel Nummer 1: Sprich nie mit einem Menschen! Doch als ihm die Floristin Vanessa (Rene Zellweger) das Leben rettet, kann er nicht anders. Dabei bemerkt Barry, dass Honig auch bei den Menschen sehr beliebt ist. Obwohl die Bienen kein Geld für ihr Produkt bekommen. Eine riesige Frechheit, findet Barry, und macht das, was jede amerikanische Biene tun würde: Er verklagt die Menschheit.
Tiere sind und bleiben wohl jeglicher Eintönigkeit zum trotz die ultimativen Animationsfilm-Figuren. Nach surfenden und steppenden Pinguinen, nach kochenden Ratten und gelangweilten Zoo-Insassen sind es jetzt also die kleinen beharrten Bienen, die für einen Film herhalten müssen. "Bee Movie" reiht sich damit gekonnt in die Reihe des typischen "Family Entertainment" ein: Filme, die mit niedlichen Tieren und einer Fülle an Genrezitaten einerseits die Kinder und andererseits auch die Erwachsenen ansprechen. Visuell betrachtet erfindet "Bee Movie" den Animationsfilm sicherlich nicht neu, aber den Machern ist es wunderbar gelungen, die Abläufe in dem Bienenstock durch ausgeklügelte technische Hilfsmittel zu illustrieren. Die Bilder sind dynamisch, sehr warm und ergötzen sich nicht an ihrer eigenen Schönheit.
Dadurch steht die Geschichte im Mittelpunkt, und die offenbart erst auf den zweiten Blick ihren tieferen Sinn und Zweck. In die Erzählung über die Biene, die im Namen ihrer Artgenossen die Menschheit verklagt und damit die Ausbeutung ihrer Leidensgenossen anprangert, schleicht sich ein beachtliches Stück Sozialkritik ein. Ersetzt man die Biene durch einen Kaffeebauer oder Baumwollpflücker, wäre man mitten drin in einer utopischen Revolution, die in unserer globalisierten Welt beträchtliche Konsequenzen hätte.
Und genau darum ist der Film so gelungen. Er funktioniert halt nicht nur als lustige Komödie, sondern er bietet auch intelligente satirische Seitenhiebe auf unsere Gesellschaft. Natürlich gibt es auch hier wieder die üblichen Zitate aus der bunten Welt der Popkultur. Wenn Barry sich zum Beispiel in den Pool flüchtet, um den nörgelnden Eltern zu entkommen, ist das eine bewusste und sehr gelungene Referenz an Dustin Hoffman in "Die Reifeprüfung". Einige andere Anspielungen speziell für das erwachsene Publikum sind ebenfalls gelungen, wie eine Larry King-Persiflage oder ein wirklich fantastischer Seitenhieb auf Musikstar Sting. Und dann schleichen sich immer wieder Gags ein, die sich an Begebenheiten aus Jerry Seinfelds Sitcom orientieren und somit hierzulande nur eine kleine Insidertruppe ansprechen werden.
Unterm Strich reicht "Bee Movie" zwar nicht an die Genialität von "Ratatouille" oder an die Subversion der "Simpsons" heran, aber der dritte Platz auf dem Treppchen der besten Animationsfilme 2007 gebührt ihm alle mal. Was ebenfalls erstaunt, ist die zwar nicht perfekte, aber dennoch ordentliche deutsche Synchronfassung des Films. Bastian Pastewka als Barry macht seine Sache gut, aber der Moskito, der im Original von Chris Rock brillant gesprochen wird, verkommt hier zum unkomischen und öden Nichts. Man kann halt nicht alles haben.
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