Forrester - Gefunden!

Originaltitel
Finding Forrester
Land
Jahr
2000
Laufzeit
137 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 7. Januar 2011

Ein jugendliches Genie, das von seiner Umwelt nicht akzeptiert wird. Ein väterlicher Mentor, der sich des jungen Außenseiters annimmt und den selbst ein Geheimnis umgibt. Wer jetzt bereits „Good Will Hunting“ ruft, erhält entweder einen Achtungspreis für sein Filmwissen oder hätte lieber nicht allzu viel bei dieser Frage setzen sollen, denn die richtige Antwort könnte genauso gut „Forrester - Gefunden!“ lauten. Daß der Regisseur beider Filme Gus Van Sant heißt, mag den Zuschauer dann endgültig in seiner Ansicht bestärken, daß er diesen Film nicht unbedingt auch noch zu sehen braucht. Was schade wäre, denn trotz der offensichtlichen Ähnlichkeiten mit seinem oscarprämierten Werk von 1997 hat Van Sant auch mit „Forrster - Gefunden!“ einen durchaus sehenswerten Film geschaffen. Und für den albernen deutschen Titel kann er ja sowieso nichts.

Sean Connery spielt die Figur des legendären William Forrester. Der hat vor mehr als 40 Jahren DEN Roman des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben. Ein Werk, das noch heute in jedem Literaturkurs behandelt wird und in den Büchereien stets vergriffen ist. Offensichtlich konnte Forrester mit seinem frühen Erfolg jedoch nicht umgehen und schrieb nie mehr einen Nachfolger. Er verschwand sogar völlig von der Bildfläche und niemand weiß, was aus ihm geworden ist. Gefunden wird er in unserer Gegenwart dann eher unbewußt durch den 16jährigen Jamal Wallace.
Jamal ist in erster Linie ein hoffnungsvoller Basketballspieler und eher nebenbei talentierter Schriftsteller und Liebhaber der gehobenen Literatur. Seine Freunde in der New Yorker Bronx beeindruckt er eher durch seine sportlichen Leistungen und durch gelegentliche Mutproben. Eine dieser Mutproben besteht darin, in die Wohnung des wunderlichen alten Kauzes einzudringen, der in einem Hochhaus nahe Jamals Schule lebt, den noch nie einer wirklich gesehen hat und den alle nur „Das Fenster“ nennen, da er von dort aus mit seinem Fernglas die Umgebung beobachtet. Jamal steigt ein, flieht überhastet und läßt seinen Rucksack mitsamt der selbstverfassten Gedichte und Texte zurück. Die bekommt er später zurück, allerdings korrigiert von jemandem, der offensichtlich einiges vom Schreiben versteht. Jamal findet Zugang zu dem alten Mann und erfährt bald, daß es sich um eben jenen berühmten William Forrester handelt, dessen Buch er im Literaturkurs seiner neuen Schule behandelt.
Jamal verspricht, seine Entdeckung für sich zu behalten und auch keine Fragen wie „Warum nur ein Buch?“ zu stellen. Forrester erklärt sich im Gegenzug bereit, Jamals Talent zu fördern. Dessen Leben steht in vielerlei Hinsicht vor entscheidenden Einschnitten, muß er doch mit den Eindrücken einer neuen privaten Eliteschule in Manhattan, der Beziehung zu einem Mädchen, das aus einer gänzlich anderen sozialen Schicht stammt, und nicht zuletzt einem feindseligen Literaturprofessor zurechtkommen. Wird Jamal die Hindernisse in dieser entscheidenden Phase seines Lebens meistern? Wird Forrester ihm helfen, seinen Elfenbeinturm verlassen, um selbst ins Leben zurückzufinden?
Es ist nicht nötig, diese Fragen ernsthaft zu beantworten, denn natürlich folgt „Forrester - Gefunden!“ gängigen Erzählmustern und hält sich mit unerwarteten Wendungen stark zurück. Die Entwicklung und Reifung der Charaktere im Verlauf der mehr als zwei Stunden Laufzeit bleibt daher auch recht vorhersehbar. Doch das macht wenig, denn der Film lebt von der Warmherzigkeit seiner Geschichte und den durchweg guten Leistungen seines Ensembles. Sean Connery fügt seiner ohnehin schon beeindruckenden Filmographie ein weiteres hübsches Stückchen hinzu und zeigt sich trotz aller Sturheit und Knorrigkeit seiner Figur erwartungsgemäß als letztendlich liebenswerte oder auch bedauernswerte Kreatur. Rob Brown als sein jugendliches Gegenüber spielt hier seine erste Filmrolle überhaupt und schafft es recht mühelos, mit Connery mitzuhalten. Das Dilemma seiner Figur ist die Zerrissenheit zwischen zwei Welten: Der vertrauten, aber perspektivlosen Heimat in der Bronx, in der seine Freunde darauf warten, daß er mal wieder Zeit für ein Basketballspiel mit ihnen findet, und die vielversprechende Privatschule in Manhattan mit Empfängen, schöngeistigen Künsten und einem Match im Madison Square Garden.
Browns eher zurückhaltendes Spiel überzeugt und läßt die wenigen Momente, in denen er sich gegen Forresters starre Regeln auflehnt, um so überzeugender erscheinen. Auflehnen tut er sich auch gegen seinen ungerechten Lehrer Crawford. Mit dieser Rolle gibt F. Murray Abraham eine nahezu deckungsgleiche Neuauflage seines oscargekrönten Auftritts als Mozarts Gegenspieler Salieri in „Amadeus“ von anno 1984. Hier wie dort ein biederer Handwerker im Schatten eines wahren Genies (diesmal Forrester), dessen eigenes Mittelmaß ihn zu einem  verbitterten Intriganten macht. Allerdings ist seine Figur auch notwendig, um zumindest etwas Spannung und Bedrohung in die Handlung zu bringen. Bei diesen Machtkämpfen bleibt für eine starke Frauenfigur leider kein Platz mehr. Anna Paquin, durch „Das Piano“ entdeckt und durch die „X-Men“ dem Mainstreampublikum bekannt geworden, darf dann auch nicht viel mehr als hübsch und lieb sein.

Der vielleicht bemerkenswerteste Unterschied zu „Good Will Hunting“ liegt denn auch nicht in den Charakteren, sondern in der Darstellung des sozialen Umfeldes, für das sich „Forrester - Gefunden!“ viel Zeit nimmt. Waren im erstgenannten Film die Personen doch sehr auf sich konzentriert, so spielen hier die Erfahrungen und Einflüsse von außen eine deutlich größere Rolle. Bemerkenswert ist außerdem die überraschende Schönheit der Bilder, da man dies von den Hochhäusern der Bronx und der heruntergekommenen Wohnung Forresters eigentlich gar nicht erwarten würde. Aber die ruhige Kameraführung und die Warmherzigkeit der Charaktere sorgen dafür, daß auch die eher triste Umwelt eine Art Symbiose mit der schönen Kunst gehobener Literatur eingeht.
Allerdings läßt sie einem auch genügend Zeit, um über einige durchaus vorhandene Unwahrscheinlichkeiten der Story nachzudenken. So wundert sich nicht nur Professor Crawford darüber, wie es einem sechzehnjährigen Farbigen aus der Bronx möglich ist, sowohl hochtalentierter Basketballspieler als auch begnadeter Schriftsteller und außerdem noch ein in Literaturgeschichte dem eigenen Lehrer überlegener Schüler zu sein. Und so ganz überzeugend wirken auch die Erklärungen für Forresters jahrzehntelange Isolation nicht.
Aber zugegeben, schöne Märchen mit Moral benötigen ab und zu ein paar Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten, um zu funktionieren, und bei „Forrester - Gefunden!“ handelt es sich letztendlich um nichts anderes. Gus Van Sant hat einen stimmungsvollen Charakterfilm mit feinen Schaupielern gemacht , der aber seine strukturelle Ähnlichkeit mit „Good Will Hunting“ nicht verbergen kann und daher nicht mehr ganz so beeindruckt.


10
10/10

der film ist genial! Er zeigt auf eindrucksvolleweiße das auch menschen denen man es auf dem ersten blick nicht ansieht genial sein können! diamanten müssen eben erst geschliffen werden!!! lg

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10
10/10

Total guter Film, mein absolutes Lieblingswerk!! Viele gute Schriftstellertipps drin, die mir sehr imponiert haben.

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10
10/10

also der Film ist mein absoluterlieblings Film!!
Ich hab mir noch nie soviele Gedanken über einen Film gemacht wie über Forrester-gefunden.
Einfach TOP

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10
10/10

DAS BUCH GIBT ES! ich habe es letztens im internet gefunden, den link abgespeichert und nicht wieder gefunden. Ich habe vorgeschlagen den film demnächst mit meiner klasse im englisch unterricht auf englisch(versteht sich) zu gucken und dazu, hab ich vorgeschlagen, das buch lesen.Also wenn ihr das buch findt könntet ihr mir vielleicht bescheid sagen wie es heisst. ich werde selber auch nochmal suchen und dann (falls ich es finde) hier bescheid geben.

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Die Gründe für William Forresters Isolation sind nicht ausreichend??!!
Schon einmal etwas von Jerome D. Salinger gehört?

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9
9/10

Der Film hat mich sehr begeistert. Er spiegelt die Oberflächliche Denkweise unserer Zeit und den damit verbundenen Kampf um Anerkennung und Respekt wieder! Klasse!

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10
10/10

Der Film ist toll, war totall begeistert, weis jemand wer das Lied "Over the rainbow" am Schluß des Filmes singt?

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10
10/10

Würde auch gern wissen, wer das Lied am Ende singt. Ich bekomm Gänsehaut, wenn ich daran denke. Mag den Film auch sehr. Inspiriert mich zum Scheiben (und das schaffen nicht viele Filme).

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10
10/10

ich liebe das Buch einfach, es ist super toll.

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