"Amsterdam" ist ein Film, der gleich zweimal für Aufsehen gesorgt hat. Zunächst im Vorwege mit der wirklich bemerkenswerten Starbesetzung, die sich für das neue Werk von David O. Russell ("American Hustle", "Silver Linings") versammelt hat, findet sich doch ein gutes Dutzend bekannter Namen in der Besetzungsliste, deren Auftritte sich auch keinesfalls nur auf kurze Cameos beschränken. Umso verblüffender, dass dann aber der Großteil des Publikums dem prominenten Aufgebot die kalte Schulter zeigte und den Film (zumindest in den USA) mit Desinteresse strafte. Wenn dann auch noch viele Kritiken abwinkend bis vernichtend ausfallen, schürt das ja fast schon wieder die Neugier wie es denn wohl angehen kann, dass ein Werk mit derart viel Talent vor und hinter der Kamera so in den Sand gesetzt werden kann. Und ob dem vielleicht gar nicht so ist?
Zugegeben, die Geschichte ist recht kompliziert und wird auch eher umständlich erzählt: Denn wie sich das Trio der drei Hauptfiguren einst in Amsterdam kennenlernte und inmitten der Wirren des ersten Weltkriegs eine enge Freundschaft schloss, die dann wieder auseinandergerissen wurde - das erfahren wir erst durch spät einsetzende Rückblenden. Zu Beginn befinden wir uns dagegen in den 1930er Jahren, wo der Arzt Burt (Christian Bale) und der Anwalt Harold (John David Washington, "Tenet") ein Herz für die kleinen und anständigen Leute haben und sich oft um Anliegen kümmern, die eher wenig Geld einbringen. Doch als ein bei allen angesehener prominenter Wohltäter unter merkwürdigen Umständen zu Tode kommt, geraten die Freunde mitten hinein in ein verzwicktes Murder Mystery, dass nicht nur in höchste Verschwörungskreise führt, sondern die Beiden auch sehr schnell in große Gefahr bringt.
Das alles entwickelt sich schon ein wenig zäh, dennoch kann man kaum leugnen, dass die Handlungsstränge letztlich stimmig zusammengeführt werden und auf ein dramatisches Finale hinauslaufen. Und obwohl dort dann am ganz großen Rad der Weltgeschichte gedreht wird und es den einen oder anderen Toten zu beklagen gibt, kommt "Amsterdam" über weite Strecken als Komödie im leichten Ton daher, bei der die Macken und Frotzeleien der Hauptfiguren vielleicht nicht für herzhaftes Gelächter, aber doch zumindest oft genug für ein amüsiertes Schmunzeln sorgen, serviert von einem weit überdurchschnittlich talentierten Ensemble, das seinesgleichen sucht.
Herausragend agiert dabei Christian Bale, der sich ein weiteres Mal für eine Rolle körperlich verausgabt und geradezu entstellt, mit Rückenkorsett und Glasauge Mut zur Hässlichkeit demonstriert. Und dies in Gegenwart eines der Überväter des Method Acting tut, wobei es sehr wohltuend ist, den zuletzt etwas zu häufig übertrieben und albern agierenden Robert De Niro eine Rolle mal wieder absolut straight spielen zu sehen.
Ja, die Handlung mäandert immer wieder vor sich hin, wobei es aber oft nur so scheint als würde es völlig ziellos dahinlaufen, denn keine der vielen eingeführten Figuren erweist sich letztlich als wirklich überflüssig. Und über die Ausstattung, das Flair der dreißiger Jahre und halt diejenigen, die das Ganze hier ausschmücken, gibt es eigentlich nicht ernsthaft etwas zu meckern. Es mag daher vielleicht an der allzu großen Erwartungshaltung gelegen haben, die manch einer z.B. nach dem Anschauen des Trailers nachvollziehbarerweise entwickelt hat, und die dann halt ein wenig enttäuscht wird. Denn "Amsterdam" ist zwar tatsächlich nicht der ganz große Wurf geworden, aber eben auch beileibe nicht so mies wie er nun von Einigen gemacht wird.
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