Adam Sandler ist lernfähig. Wenn auch nur langsam. Nachdem das geistige und humorige Niveau seiner ohnehin schon sehr einfach gestrickten Filme mit jedem Werk konsequent nach unten korrigiert wurde, die Kasse aber aufgrund Sandler's enormer Popularität in Amerika trotzdem weiter klingelte, bedurfte es schon der sowohl
"Eeeeeecho..." Deeds (Adam Sandler) hat Spaß mit den großzügigen Räumlichkeiten. |
kreativen als auch finanziellen Bauchlandung "Little Nicky", um auch Sandler klar zu machen, dass sein konsequent Richtung Toilette strebender Idioten-Humor einfach nicht mehr komisch war. Angesagt war eine 180-Grad-Drehung zurück zu wesentlich sauberem Material wie in seinem bisher besten Streifen "The Wedding Singer", um die Seite wieder hervor zukehren, die vor lauter Fäkal-Kalauern schon verloren schien: Sandler's netten Charme als einfach gestrickter Allerweltstyp. Und um auch richtig sicher zu gehen, entschied man sich für eine Wiederaufarbeitung eines absolut klassischen Saubermann-Stoffes: ein Remake des Frank Capra-Klassikers "Mr. Deeds geht in die Stadt" von 1936.
Das Grundkonstrukt der Story blieb dabei unangetastet: Ein reicher Unternehmer hinterlässt nach seinem Tod ein enormes Vermögen (40 Milliarden Dollar, um genau zu sein), und auf der Suche nach dem rechtmäßigen Erben stoßen seine schmierigen Geschäftsführer auf des Bonzens Großneffe, das Landei Longfellow Deeds (Sandler). Der ist als Pizzeria-Besitzer und Grußkarten-Dichter mit seinem Dasein im beschaulichen Nest Mandrake Falls eigentlich absolut zufrieden und daher von all dem Geld kaum beeindruckt, lässt sich aber dennoch bereitwillig mit nach New York nehmen, wo er mit seinen einfachen und altmodischen Ansichten schnell zur
Schön romantisch: Ryder und Sandler gucken sich in die Augen. |
Lachnummer der Reichen und Wichtigen wird. Besonders gemein spielt ihm die Klatschreporterin Babe Bennett (Winona Ryder) mit, die sich als Kleinstadt-Mädchen ausgibt, um sich Deeds' Vertrauen und Zuneigung zu erschleichen, tatsächlich aber Material für ihre Boulevard-Sendung sammelt, wo Deeds als veritabler Milliardärserbe nun fortlaufend in die Pfanne gehauen wird. Allseits ausgenutzt und ausgelacht hat es die gute Seele in der großen Stadt wahrlich nicht leicht.
Natürlich kann Adam Sandler nicht eine Minute mit Gary Cooper mithalten, der im Original die Hauptrolle spielte, und auch der Esprit und das Feingefühl des populistischen Regie-Großmeisters Capra wird hier vergeblich gesucht, doch die Macher von "Mr. Deeds" profitieren davon, dass die Vorlage ohnehin nur noch der ältesten Generation geläufig ist, und können den bewährten Stoff so dafür nutzen, Sandler's Image wieder aufzupolieren, mit einem richtig netten Filmchen. Und das gelingt.
Auch wenn der für Sandler typische Haudrauf-Humor in einigen leicht unpassenden Prügel-Gags immer noch Raum findet, gilt im allgemeinen: Nie war der Hauptdarsteller so harmlos wie hier, und das tut ihm gut. Bei Sandler's bisherigen "Helden", die bevorzugt zwischen Gewalttätigkeit und Schwachsinn pendelten, krankte es generell an
Zwei Aspirin am Morgen: Auch nach durch- zechten Nächten ist der Butler stets parat. |
ausreichenden Sympathiewerten, um vom Publikum wirklich gemocht zu werden. Dass Sandler aber auch ganz anders kann und als richtig netter Kerl echt überzeugend ist, zeigt er hier als Kleinstadt-Mensch, der nicht wirklich dämlich ist, aber im Kontrast zu distanzierter Großstadt-Ironie eben so wirkt. Der einfache, gutmütige Charme von Deeds sitzt, und so wird nicht nur die hinterhältige Reporterin Babe langsam weich: Auch beim Publikum sammelt er kräftig Punkte, denn diesen Typ muss man einfach mögen.
Trotz aller guten Arbeit von Sandler, die Glanzpunkte setzen zwei andere: John Turturro, Allzweckwaffe aus dem Arsenal der Coen-Brüder, stiehlt hier als Deeds' schlüpfrig-schneller Hausdiener Emilio allen die Schau und ist in jeder seiner Szenen der klare Star. Für einen anderen Star hätte dieser Film der absolute Tiefpunkt sein können, doch es wandelt sich stattdessen als Schritt zurück nach oben:
"Oh, mal keine Schlagzeilen über mich!" Winona Ryder bei der Zeitungslektüre. |
Winona Ryder hat nach einem halben Jahrzehnt von Flops und einer extrem peinlichen Anklage wegen Ladendiebstahls einen Hit mehr als nötig, und liefert ob soviel Druck eine überraschend lockere Leistung ab, mit der es ihr sogar gelingt, in einer seichten Komödie wie dieser kleine schauspielerische Glanzlichter zu setzen. Die Frau kann's doch noch, und wenn ihr kleiner Shoplifting-Skandal erst einmal ausgestanden ist, geht es für sie hoffentlich wieder aufwärts mit Projekten, wo sie nicht die zweite Geige spielen muss.
Wer sich am Fäkalhumor in Adam Sandler's letzten Filmen wie "Big Daddy" oder "Waterboy" köstlich amüsiert hat, wird in "Mr. Deeds" zunächst ein bißchen irritiert sein, auch wenn die Späße beizeiten immer noch ein wenig grobschlächtig daher kommen und generell von gewohnter einfacher Natur sind. Dafür kann man hier aber auch mal wieder lachen, ohne an Geschmacksverirrungen leiden zu müssen, und Deeds' gutmütige Scherze sind weitaus komischer als das meiste, was Sandler seit "The Wedding Singer" hervorgebracht hat.
"Mr. Deeds" ist natürlich ein durchkalkuliertes Sicherheitsprojekt zur Image-Verbesserung, und das Aufbacken eines Capra-Klassikers auf aktuelles Niveau (also mit Korrektur nach unten) verdient nicht gerade Innovationspunkte. Nichtsdestotrotz ist daraus ein netter, harmloser Wohlfühl-Film geworden, den Mann sich lieber mit seiner Freundin anstatt mit den Kumpels und einer Palette Dosenbier angucken sollte.
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