Nachdem es zur großen Konfrontation mit ihrer Gegnerin Jeanine (Kate Winslet) kam, befinden sich die „Unbestimmten“ Tris (Shailene Woodley) und Four (Theo Lames) auf der Flucht. Die Oase in der sie mit ihren Freunden vorübergehend Unterschlupf finden bietet keinen dauerhaften Schutz und als Tris erkennen muss, dass vor allem sie es ist die Andere in Gefahr bringt, beschließt sie schließlich sich freiwillig zu stellen. Doch die Anführerin der KEN hat bereits neue Pläne mit ihr, denn vielleicht wird es nur der Unbestimmten Tris möglich sein, das Rätsel der „Magical Box“ zu entschlüsseln, eines mysteriösen Artefakts, welches womöglich entscheidende Informationen über den Ursprung und eigentlichen Zweck der postapokalyptischen Gesellschaft enthält, die in diesem Chicago der Zukunft entstanden ist. In Evelyn (Naomi Watts), der lange totgeglaubten Mutter von Four, wächst der intriganten Jeanine allerdings im Untergrund eine Kontrahentin heran, die nicht weniger zielstrebig ihre eigenen Pläne zur Machtergreifung verfolgt.
Mit „Insurgent“ liegt nun also der zweite Film der „Bestimmung“-Reihe vor, die sich im Fahrwasser der „Tribute von Panem“ als deren kleine Schwester zu behaupten versucht, was in Teil Eins zumindest soweit gelang als dass die Einspielergebnisse eine Fortsetzung rechtfertigten. „Kleine Schwester“ auch in Sachen Hauptfigur, denn obwohl Shailene Woodley ihr grundsätzliches Talent bereits mehrfach und zuletzt sogar herausragend in „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ nachgewiesen hat, so strahlt sie doch im Mini-Subgenre „jugendliche Rebellin führt das Volk in die Revolution gegen ein totalitäres System“ zu keinem Zeitpunkt die dafür nötige kraftvolle Präsenz einer Jenifer Lawrence aus. Dafür treibt man es hier noch ein Stückchen weiter mit der Frauenpower, sind doch auch die beiden mächtigsten Verbündeten bzw. Gegenspielerinnen weiblichen Geschlechts (und mit Naomi Watts und Kate Winslet auch sehr namhaft besetzt). An diesen Darstellern liegt es also sicher nicht, dass ihre Figuren mitunter leider wie aus einem Cartoon heraus agieren, was vor allem für die bemüht fiese Jeanine von Winslet gilt.
Denn die Story selbst, bei der wir nach dem Vorgänger noch guter Hoffnung waren, dass sich das Ganze entwickeln und schon noch irgendwie schlüssig werden würde, setzt nun leider in Sachen Unglaubwürdigkeit noch einen obendrauf. Die Frage nach der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit der Unterteilung aller Menschen in fünf Gruppen durch Reduzierung auf eine einzige Charaktereigenschaft brauchen wir dabei nicht erneut zu diskutieren, aber was hier nun als große Wendung am Ende des zweiten Teils enthüllt und verkündet wird, führt das ganze Grundkonstrukt dieser postmodernen Gesellschaft endgültig ad absurdum und wäre im Prinzip dazu geeignet im konsternierten Volk einen Massensuizid aufgrund der Erkenntnis eines bisher komplett nach falschen Maßstäben geführten Lebens auszulösen. Dazu wird es aber natürlich nicht kommen, sondern stattdessen zu noch zwei weiteren Filmen, denn was die großen Vorbilder können, das macht „Die Bestimmung“ halt auch: Nämlich die Aufspaltung des letzten Romans in gleich zwei Kinofilme. Sind wir uns darüber einig, dass das schon bei stärkeren Vorlagen keine so brillante Idee war? Dann dürfte wohl ziemlich klar sein, was in diesem Fall zu erwarten ist.
Wenn man also sämtliche Ansprüche an Logik und Kohärenz der Geschichte ablegt (und dafür gibt es auch angesichts diverser unglaublicher Zufälle und Unwahrscheinlichkeiten, wer hier genau im entscheidenden Moment irgendwo um die Ecke kommt, reichlich Grund), dann bliebe ja eventuell noch der reine Schau- und Entertainmentwert des Geschehens. Der beschränkt sich angesichts des sehr moderaten, im mittleren zweistelligen Millionenbereich angesiedelten Budgets aber größtenteils auf die bereits aus dem Vorgänger bekannten Computer-Bilder des halbzerstörten Chicago mit seinen zahlreichen halbabgerissenen Wolkenkratzern sowie betont kühl und steril eingerichtete Arbeits- und Konferenzräume. Bewegt man sich außerhalb dieses Bereichs wird gerne durch Wälder gerannt und auf Züge gesprungen, wobei unsere fliehenden Helden dann natürlich genau in den Wagen des Zuges geraten, in dem sich zufällig gerade die Leute befinden die Tris und Co. prompt zu den entscheidenden Leuten des Untergrunds führen. Hin und her gelaufen wird eine Menge im handlungstechnisch ansonsten dünnen Mittelteil, man wird gefangen und wieder befreit und wechselt mehrfach die Fronten und Partner, ohne dass sich die Story dabei nennenswert voran bewegt. Mäßig ist daher diesmal also auch der Unterhaltungswert, und so fällt der vom deutschen Regisseur Robert Schwentke („Flightplan“, „R.E.D.“) inszenierte Film dann im Gesamtfazit sogar noch ein Stück hinter dem bereits nur mittelprächtigen Vorgänger zurück. Und dass es irgendwie sinnvoll weitergeht ist nach der aktuellen Entwicklung der Geschichte auch eher nicht zu erwarten.
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