Mitte des 22.Jahrhunderts gibt es zwei Sorten von Menschen: Einige wenige Vermögende, die sich ein Leben auf der luxuriös ausgestatteten gigantischen Raumstation „Elysium“ leisten können, und die große Mehrheit, die auf der verwüsteten, ausgebeuteten und vor allem überbevölkerten Erde irgendwie überleben muss. Ein Mann, der stets gegen diesen Zustand rebelliert hat, ist Max (Matt Damon), der sich nun jedoch mit seinem Schicksal abgefunden zu haben scheint und unter Bewährung in einer Fabrik schuftet. Als er aber nach einem Arbeitsunfall erfährt, dass er nur noch wenige Tage zu leben hat, erwacht sein alter Kampfeswille und Max sucht verzweifelt nach einem Weg um nach Elysium zu kommen, wo es die medizinischen Möglichkeiten gäbe ihn zu heilen. Sein Weg kreuzt sich dabei mit dem Plan der restriktiven Verteidigungsministerin von Elysium (Jodie Foster) den ihrer Meinung nach zu weichen Präsidenten aus dem Weg zu räumen und selbst die Macht auf dem künstlichen Paradies an sich zu reißen, was eine noch deutlich härtere Politik gegenüber den Erdbewohnern zur Folge hätte.
„Elysium“ ist das Nachfolgeprojekt von Neill Blomkamp zu seinem Überraschungserfolg „District 9“, der nicht nur nach deutlich mehr aussah als er tatsächlich gekostet hatte, sondern dank seiner mit unglaublicher Wucht und Energie erzählten Rassismus-Parabel im Gewand eines Science Fiction-Films das Filmland Südafrika weltweit auf die Landkarte brachte. Nächster Schritt: Hollywood, natürlich. Nun also mit deutlich mehr Geld und namhaften Stars ausgestattet bleibt Blomkamp ansonsten aber im vertrauten Terrain und erzählt erneut eine SF-Geschichte mit sozialkritischem Anstrich.
Wobei es in der Tat eher ein „Anstrich“ denn wirklicher Anspruch ist, bleibt die Welt von „Elysium“ doch letztendlich erstaunlich eindimensional. So fällt die obige Inhaltsangabe nicht etwa aus Gründen der Spannungserhaltung recht knapp aus, sondern weil die eigentliche Geschichte tatsächlich äußerst schlicht und gradlinig verläuft, mit klar definierten Helden- und Schurkenfiguren, zu denen neben den beiden Hauptfiguren Max und Ministerin Delacourt vor allem noch der von „District 9“-Hauptdarsteller Sharlto Copley gespielte Söldner Kruger gehört, eine Art wild grunzendes Urviech mit der hervorstechenden Eigenschaft „abgrundtief böse“. Diese Simplizität von Figuren und Handlung überrascht, nicht nur mit Blick auf das Erstlingswerk dieses Regisseurs sondern vor allem auch angesichts der in der Einführung geschilderten Ausgangssituation, die ja zunächst durchaus eine Art „High Concept“-Science-Fiction verspricht.
Doch so beindruckend die künstliche Welt des - von der Erde stets sichtbaren – Weltraumrads „Elysium“ auch visuell daherkommt, so wenig bekommt man vom eigentlichen Leben und der Gesellschaft dort zu sehen. Es ist schade, dass hier Möglichkeiten ungenutzt bleiben und das Ganze daher einen eher unfertigen Eindruck hinterlässt. Im Gegensatz dazu tobt sich der Film in den auf der Erde spielenden Szenen richtig aus, aber hier bewegt sich der Regisseur schließlich auch auf im wahrsten Sinne des Wortes vertrautem Grund und Boden. Was in Mexiko gedreht wurde und das L.A. der Zukunft darstellen soll, ähnelt im Endeffekt doch wieder sehr stark den Slums von Johannesburg aus „District 9“. Auch die Zustände sind dabei ähnlich, wobei auch diesmal wieder einige bewegende und schockierende Momente eingefangen werden, so etwa wenn eine Roboterstimme dem nach einem Unfall verstrahlten Max erklärt, wie er sich verhalten und was er einnehmen soll, damit er doch die letzten fünf Tage, die ihm noch bleiben, nützlich bleiben und weiterarbeiten kann.
Die zur Verfügung stehenden Mittel sorgen dafür, dass der Film hervorragend aussieht und eine Reihe erstklassiger Darsteller verpflichtet werden konnten: Matt Damon überrascht dabei als kaum wiederzuerkennende, kahlgeschorene Kampfmaschine und Jodie Foster versprüht eiskalte Strenge. Dazu bewährte Kräfte wie William Fichtner, Diego Luna oder Alice Braga als Jugendliebe der Hauptfigur. Lediglich die cartoonhafte Schurkenfigur von Sharlto Copley sticht negativ heraus und es wäre wohl eine gute Entscheidung gewesen, diese Figur sowie die eine oder andere ausufernde Actionszene lieber zugunsten weiterer Szenen auf „Elysium“ zu streichen.
Es hätte sich vermutlich ein runderes Bild ergeben und man wäre über die bloßen Ansätze der Schilderung einer zukünftigen Gesellschaftsordnung hinausgekommen. Abgesehen davon muss der Filmemacher Neill Blomkamp in Zukunft natürlich auch noch zeigen, ob er denn auch andere Themen hat als den sozialen Klassenkampf im SF-Gewand. Sein zweiter Beitrag zu diesem Thema ist zwar immer noch interessant und gut anzuschauen, bleibt aber trotz größeren Aufwands bereits deutlich hinter der Wirkung des Vorgängers zurück.
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