Sie war beim CIA, er beim britischen MI6. Als sich Claire Stenwick (Julia Roberts) und Ray Koval (Clive Owen) jetzt gemeinsam in Diensten eines der größten Pharmakonzerne wiedertreffen, haben sie also bereits eine turbulente Vergangenheit hinter sich, in der sich ihre Wege mehrfach kreuzten. Claire steht aktuell auf der offiziellen Gehaltsliste der Firma Burkett & Randle und deren charismatischem Chef Howard Tully (Tom Wilkinson), arbeitet aber tatsächlich als Undercover-Spionin für dessen Gegenspieler Dick Garsik (Paul Giamatti), seines Zeichen leicht cholerischer Kopf des Konkurrenten Equokrom. Ray gibt den Kurier, der Claires Informationen weiterleitet, aber in Wahrheit verfolgen die beiden ihre ganz eigenen Interessen und lauern auf die richtige Gelegenheit, eine geheimnisvolle neue Produktformel selbst meistbietend an potentielle Interessenten zu versteigern. Als größtes Hindernis bei diesem Plan erweist sich dabei der Mangel an Vertrauen der beiden mit allen Wassern gewaschenen Ex-Agenten zueinander. Sind die zwei nun wirklich ein Liebespaar oder benutzt hier doch nur der eine den anderen?
"Duplicity" zielt in den Bereichen Besetzung, Thema und Inszenierungsstil ganz klar auf ein erwachsenes und etwas älteres Publikum, welches sich gerne mal wieder auf leichte und nicht allzu hektische Weise unterhalten lassen möchte. Erstes Verkaufsargument sind dabei natürlich die Namen der beiden prominenten Hauptdarsteller, obwohl diese in kommerzieller Hinsicht trotzdem alles andere als eine sichere Bank darstellen. In Bezug auf Clive Owen darf man sich überhaupt wundern, wie konsequent er nach wie vor als Leading Man besetzt wird, obwohl der Brite in seiner Vita nicht einen echten Kassenerfolg und stattdessen jede Menge sehr schwach gelaufener Produktionen vorzuweisen hat. Und auch Julia Roberts hat bereits seit fünf Jahren keine Hauptrolle mehr gespielt, was angesichts netter Ensemblefilme wie der "Ocean's"-Reihe vielleicht nicht jedem aufgefallen sein dürfte.
Die beiden stehen allerdings nicht zum ersten Mal zusammen vor der Kamera, sondern versprühten bereits im ambitionierten "Hautnah" einiges an Funken und kleinen Bosheiten. In "Duplicity" geht es nun natürlich ein wenig harmloser und netter zu, aber auch hier harmonieren die Beiden ganz ausgezeichnet. Das ist ja schon mal gut und natürlich auch immens wichtig, in einem Film der so auf dieses Zusammenspiel zugeschnitten ist, dass er ansonsten kaum funktionieren würde. Die Tricksereien der Beiden, sowohl gegenüber ihren Konkurrenten als auch untereinander, das ständige unterschwellige Misstrauen, der eine könnte den anderen womöglich doch über den Tisch ziehen, die raffinierten Manipulationen, bei denen auch die Zuschauer gerne mal ein bisschen an der Nase herumgeführt werden, ohne sich deshalb aber beschummelt fühlen zu müssen - all das sorgt dafür, dass einem die zwei Stunden nicht lang werden, sondern sich die beschwingte Stimmung dieser Gaunerei recht mühelos auf den Betrachter überträgt.
Die Entscheidung, dabei mal nicht staatstragende Geheimdienstaktivitäten oder ausgeklügelte Bankräubereien zum Hintergrundthema zu machen, sondern sich dem bisher auf der Leinwand noch nicht ganz so abgegrasten Feld der modernen Industriespionage zu widmen, darf ebenfalls begrüßt werden. Was für Konzerne hier Pate gestanden haben ist dabei recht leicht zu erkennen, denn ein Firmenname wie Burkett & Randle unterscheidet sich phonetisch ja nun nicht allzu sehr von Procter & Gamble. Zudem präsentiert man uns als Köpfe der beiden Unternehmen gleich noch zwei Könner, die für solch kleine Rollen fast schon zu schade sind. Aber allein die drei Minuten, in denen sich Paul Giamatti und Tom Wilkinson schon während des kompletten Vorspanns an die Wäsche gehen und wie die Furien aufeinander einprügeln, bereichern bereits die Filmgeschichte um ein feines Kabinettstückchen. Insbesondere Wilkinson hat dann aber im Verlauf wirklich nicht mehr viel zu tun und - welch Jammer - auch keine gemeinsame Szene mehr mit seinem Widersacher.
Bei aller Leichtigkeit und der daraus resultierenden Entspannung und Milde darf aber nicht übersehen werden, dass die fast schon demonstrativ vorgetragene Cleverness des Plots auf äußerst wackeligen Füßen steht. Denn obwohl unsere beiden Superhirne zwar eine ziemlich gute Idee haben und sich schließlich auch an den dafür notwendigen Plätzen positionieren können, so besitzen sie andererseits überhaupt keinen konkreten Plan, wie sie denn eigentlich an den hiesigen MacGuffin in Form der biologischen Superformel gelangen wollen. Selbst dass dieser überhaupt entwickelt und zum Thema wird, war für die Zwei zu Beginn völlig unvorhersehbar und beruht genauso auf reinem Glück wie der (scheinbare) Zufall, der Claire schließlich doch zur richtigen Zeit am rechten Platz sein lässt.
Dass damit die Geschichte dann noch lange nicht zu Ende ist und auch nicht jede noch folgende Storywendung absolut überraschungsarm erfolgt ist zwar erfreulich, kann aber über die vorhandenen Schwächen des Ausgangsplots trotzdem nicht komplett hinwegtäuschen. Dass muss man also schlucken, aber ansonsten passt es dann schon, mit dem unterhaltsamen Gute Laune-Film fürs Zielpublikum.
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