Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns

Originaltitel
Bridget Jones: The Edge of Reason
Land
Jahr
2004
Laufzeit
108 min
Genre
Release Date
Bewertung
5
5/10
von Frank-Michael Helmke / 18. Juni 2010

Man könnte diese Rezension ziemlich kurz halten: "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns" ist eine Fortsetzung, die genauso überflüssig ist wie die meisten anderen Fortsetzungen, die genau dieselben Fehler macht, genauso einfallslos daher kommt und genauso wenig in der Lage ist zu kaschieren, dass die versammelte Produzenten-Gemeinde hier nicht mehr wollte, als die erprobte Geldkuh noch einmal ordentlich zu melken. Das wird auch nicht gemildert durch die Tatsache, dass man sich hier auf eine Buchvorlage berufen kann, denn Helen Fieldings gleichnamiger Roman war auch nur eine Fortsetzung des ursprünglichen "Bridget Jones"-Romans, die einzig dazu da war, die erprobte Geldkuh noch einmal ordentlich zu melken. Und jetzt im Detail:
Dieses Nachklapp-Syndrom ist so offensichtlich, dass der zweite Bridget-Film von Anfang an keine einzige Überraschung zustande bekommt. Da hatten wir am Ende von Teil Eins das sympathische Single-Pummelchen (Renee Zellweger, die nach ihrem abgemagerten Auftritt in "Chicago" nun wieder beachtliche Pfunde drauf hat) endlich glücklich in den Armen eines gestandenen Mannsbilds in Gestalt von Anwalt Mark Darcy (Colin Firth) verlassen, da muss sie natürlich jetzt vom Wolkenspaziergang einer Frischverliebten zurückgeholt werden auf den Boden der Alltags-Beziehungs-Tatsachen. Dass es nach dem Happyend im wahren Leben weitergeht ist jetzt nicht so wahnsinnig neu, und dass sich auch das tollste Traumpaar eher früher als später ein bisschen in die Wolle kriegt, auch nicht - so sollte man meinen. Doch klar ist zumindest für Bridget anscheinend gar nichts, denn die hat ihre ehemalige Cleverness komplett abgelegt und ist nun kein sympathischer Tollpatsch mehr, sondern eher eine komplett dämliche Witzfigur. Und so wird sie von dem Drehbuchautoren-Quartett von einer Peinlichkeit in die nächste gescheucht, bis sie sich einen fadenscheinigen und wohl nur in Frauenlogik (oder den Köpfen von Fortsetzungs-Autoren) funktionierenden Grund zurecht zimmern kann, weshalb die frische Traumbeziehung gleich wieder beendet werden sollte. Praktischerweise taucht in diesem Moment der in Teil Eins noch nach allen Regeln der Kunst abgeschossene Schürzenjäger Daniel Cleaver (Hugh Grant) auf - auf dessen Baggermasche Bridget wider besseren Wissens dann glatt noch einmal hereinfällt.

An diesem Punkt denkt man entweder darüber nach, dass an der direkten Verbindung Blond = Blöd doch etwas mehr dran sein muss, oder ist einfach nur erstaunt, wie die Macher des ersten Bridget-Films nicht nur ihre einstmals sympathische Hauptfigur zu so einer Hampelmännin verkommen lassen konnten, sondern auch noch ihr eigenes Comedy-Talent komplett verloren haben. Wie beim übelsten Sequel aus der Hollywood-Fließbandproduktion fällt auch den ansonsten für ihren trockenen, frischen Humor berühmten Briten nichts Besseres ein, als ohne jegliche Risikofreude eine Blaupause von Teil Eins anzufertigen.
Das bedeutet: Sämtliche im Erstling erprobten Gags werden nochmal aufgebacken, und das am Besten gleich mehrfach (so gibt's zum Beispiel Bridgets dicken Hintern diesmal nicht nur einmal, sondern gleich zweimal in Großaufnahme im nationalen Fernsehen). Alle mehr oder minder wichtigen Charaktere aus dem Original müssen erneut auftauchen, ganz egal, wie viel Sinn das macht oder wie glaubwürdig es ist (Cleaver lässt grüßen). Und auch der Soundtrack platzt wieder vor Kuschelrock-Klassikern, die schon bei ihrer Verwendung in einem halben Dutzend anderer RomComs einen langen Bart hatten (Carly Simons "Nobody does it better", Elton Johns "Sorry seems to bet he hardest word" und Sam Browns "Stop" dürften vor lauter Abgegriffenheit demnächst zu Staub zerfallen).
So schaukelt sich "Am Rande des Wahnsinns" durch eine krude, zusammengeschraubte Story, der vor allem der zynische Biss von Teil Eins fehlt, weil es hier nicht mehr um die Abenteuer eines frustrierten Großstadt-Singles geht, die mit ihren exemplarischen Erlebnissen das Identifikationspotential in uns allen weckt. Stattdessen ist Bridget nur noch das Zentrum einer Nummernrevue halbgarer Gags, die mit der hanebüchenen Einfügung exotischer Locations (die Schweiz und Thailand) die eigene Einfallslosigkeit zu kaschieren versucht - erfolglos.

Das einzige, was diese Fortsetzung erträglich macht und so vor dem Absturz rettet, ist das erneut absolut famos agierende Hauptdarsteller-Trio Zellweger/Firth/Grant. Sie halten als einzige mühelos den Level ihrer exquisiten Arbeit aus Teil Eins und machen mit ihrem fabelhaften Spiel und grandiosen Timing immer mal wieder vergessen, in was für einem überflüssigen Film sie sich aufhalten. Das gefrorene Mienenspiel von Colin Firth, der wieder einmal den stocksteifen Engländer perfektioniert, ist dabei das leise Highlight neben dem als gelacktes Arschloch Cleaver erneut begeisternden Hugh Grant, während Zellweger zwar darunter zu leiden hat, dass ihre Figur zum blonden Blödchen degradiert wurde, aber immerhin noch Sympathiepunkte holt, die dank des Drehbuchs eigentlich schon längst verloren waren - und mit ihrem großartigen Comedy-Talent viele Lacher vor der Versenkung rettet. Köstlicher Höhepunkt: Ihr Besuch in einer Schweizer Apotheke, dessen auf Sprachschwierigkeiten basierendes Brüller-Potential in der deutschen Übersetzung allerdings weitgehend verloren gehen dürfte.

Die makellose Show der Hauptdarsteller ändert indes nichts an der Tatsache, dass der Rest des Films drei bis vier Klassen tiefer vor sich hin krebst und bis zum Schluss auf der Suche nach einer halbwegs relevanten Story ist, die er nicht findet. Auch wenn Scharen von Frauenzeitschrifts-Redakteurinnen, die Bridget inzwischen zu ihrer neuen Schutzheiligen erkoren haben, diesen Film in blinder Begeisterung zum Superhit des Winters ausrufen werden - nüchtern betrachtet ist "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns" nicht mehr als eine typische Fortsetzung: Eilig und uninspiriert zusammengestrickt, vollkommen konventionell umgesetzt, und so doof und öde, dass sie einem nachträglich fast noch den Spaß an Teil Eins versauen kann. Am Rande der Überflüssigkeit - und weit darüber hinaus.


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