Es gibt nicht viele romantische Komödien, die wirklich noch ihr Publikum überraschen können, was vor allem daran liegt, dass es viele auch gar nicht erst beabsichtigen. Zwar freut man sich über jeglichen frischen Wind, der in dieses Genre geblasen wird, doch manchmal gibt es eben auch nichts daran auszusetzen, sich einen richtig vorhersehbaren und kitschigen Vertreter dieser Sparte zu Gemüte zu führen. "Eine Hochzeit zu dritt" setzt sich aber leider genau zwischen diese zwei Stühle, indem er einerseits ein paar wirklich interessante Ansätze präsentiert, diese aber ziemlich schnell wieder durch altbekannte Konventionen in den Hintergrund drängt. Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass Ol Parkers Regiedebüt nur selten wirklich Charme, Witz und Schwung entwickeln kann. Was zu einer interessanten Genre-Perle hätte avancieren können, wird so letztendlich zu einem qualitativen Auf und Ab, das im Vergleich zu den Großen des Genres nur schwerlich seine Existenzberechtigung rechtfertigen und auch keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen kann.
Groß ist dagegen der Eindruck, den die Blumenverkäuferin Luce (Lena Headey) bei der hübschen Rachel (Piper Perabo) hinterlässt. Mit nur einem Blickkontakt ist das Interesse Rachels an der Unbekannten geweckt, allerdings dummerweise genau auf ihrem Weg zum Traualtar. Ihrem Jugendfreund Heck (Matthew Goode) gibt Rachel zwar trotzdem das Jawort, doch schon bald danach beginnt sie erste Gefühle für Luce zu entwickeln. Als sich diese dann auch noch als Lesbe outet, irritiert dies nicht nur den ebenfalls an Luce interessierten Cooper (Darren Boyd), sondern bringt Rachels Gefühls- und Eheleben erst recht durcheinander.
Nun ist es also passiert. Es war ja eigentlich auch nur eine Frage der Zeit, bis im Kino der Mann am Traualtar nicht nur seines Gleichen als Konkurrenz fürchten musste. Die Braut verliebt sich in eine andere Frau, es scheint nicht so als könnte man Autor und Regisseur Ol Parker den Mut zur Innovation absprechen. Doch der Schein trügt, denn letztendlich muss man ihm genau das Gegenteil vorhalten. Aus der ungewöhnlichen Figurenkonstellation schlägt der Film nämlich enttäuschender Weise so gut wie kein Kapital.
Je länger man dem Treiben auf der Leinwand zuschaut, umso mehr wird einem bewusst, dass unter der neumodischen Verpackung lediglich abgegriffene Inhalte zum Vorschein kommen. Das wir es hier mit einer lesbischen Liebesgeschichte zu tun haben verdrängt der Film nämlich fast völlig, weder nutzt er dies für ein paar witzige Missverständnisse noch für eine ironische Gesellschaftskritik. Letzteres verwundert besonders, denn das die beiden Frauen mit ihrer lesbischen Liebe in der eher konservativen britischen Gesellschaft auf gar keine Widerstände stoßen, ist nicht nur äußerst merkwürdig sondern für den Film auch eine verpasste Chance. Im Endeffekt hätte man Luce ohne größere Probleme auch einfach durch einen Mann ersetzen können, was der ungewöhnlichen Ausgangssituation natürlich komplett ihren ursprünglichen Reiz nimmt.
Verbirgt sich aber vielleicht zumindest eine ordentliche, traditionelle und leichtfüßige Komödie unter dem Deckmantel der Innovation? Leider muss dies auch eher verneint werden, denn der Humor verteilt sich nur spärlich über die äußerst konstruiert und gezwungen wirkenden Szenen. Das beste Beispiel ist Luces Blumenladen, in den mit großer Regelmäßigkeit, und immer dann wenn es die Geschichte braucht, wildfremde Menschen hineingestürmt kommen um offen über ihre Liebesprobleme zu philosophieren. Dazu greift der Film dann auch noch den Trend auf, dass in einer modernen Romantic-Comedy die Eltern schmutzigere Phantasien haben müssen als ihre Sprösslinge. Aber um lustig zu sein gehört schon mehr dazu, als ein paar alte Leute lediglich als leicht durchgeknallte Exzentriker zu portraitieren, welche ein paar schmutzige Zoten vor versammelter Gruppe zitieren dürfen.
Zu oft wirkt "Eine Hochzeit zu dritt" diesbezüglich leider sehr bemüht und statisch, kann nur mühsam Tempo aufnehmen und schleppt sich durch meist belanglose und selten wirklich erheiternde Dialoge. Die Darsteller können dies nur teilweise wieder wettmachen. Während das moralische Dilemma Luces von Lena Headey glaubhaft und charmant dargestellt wird, beschränkt sich Piper Perabo ("Lost and Delirious") hauptsächlich darauf, niedlich auszuschauen. Darin ist sie zugegebenermaßen wirklich gut, doch sonst gibt es nicht wirklich viel, was mit ihrer Figur sympathisieren lässt und vor allem das Interesse der deutlich reifer wirkenden Luce rechtfertigt. Und Matthew Goode absolviert seinen Part zwar souverän, doch die Ähnlichkeit zu seiner Figur in "Match Point" ist schon frappierend, und so bleibt zu hoffen, dass wir in zukünftigen Filmen auch mal eine andere Seite von ihm zu Gesicht bekommen.
Doch das eigentlich traurige an diesem mit deutschen Geldern finanzierten, neuesten britischen Comedy-Import ist, dass der Film immer wenn er einmal kurzzeitig dem konservativ gestrickten Korsett zu entfliehen vermag, von Parker und seinem Drehbuch sofort wieder auf die "richtige" Bahn zurückgeholt wird. Denn einige Male versteht es der Film durchaus den Zuschauer mit ein paar Szenen kurz aus seiner Lethargie aufzuwecken, und zwar fast immer dann wenn er ernstere Töne anschlägt, doch dieses neu gewonnene Interesse erlöscht stets schnell durch die Rückkehr auf die nur mäßig fesselnde Humorschiene. So bietet zum Beispiel die Rolle des Heck einige wirklich interessante Ansatzpunkte, da ihn der Film glücklicherweise als äußerst sympathischen Leidtragenden des Ganzen präsentiert, und auch der aggressiv flirtende Cooper, dessen moralische Standpauke für Luce eine der besten Szenen des Films ist, vermag das Publikum oft kurzzeitig wachzurütteln. Doch leider geht der Film hier letztendlich nie den entscheidenden Schritt weiter, da interessante Konflikte durch allzu noble Selbsteinsicht der Figuren oft viel zu schnell entschärft werden.
Trotzdem bleibt dieses gelegentliche Eintauchen in die Ernsthaftigkeit das einzig wirklich Sehenswerte in einem Werk, welches besser beraten gewesen wäre seinen nur mäßig witzigen und oft behäbig wirkenden Humor etwas in den Hintergrund zu stellen und das Genre zu wechseln. So kann die erfrischend wirkende Ausgangssituation nicht davon ablenken, dass man mit "Eine Hochzeit zu dritt" leider nur mäßig charmante und viel zu selten wirklich unterhaltsame Kost serviert bekommt.
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