Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück

Originaltitel
Shrek 2
Land
Jahr
2004
Laufzeit
105 min
Release Date
Bewertung
8
8/10
von Volker Robrahn / 30. Januar 2011

 

Mit "Shrek" gelang es der Produktionsfirma Dreamworks vor drei Jahren erstmalig, der bis dahin unangefochtenen Marktführerschaft des Hauses Disney/Pixar im Bereich der computeranimierten Trickfilme etwas Eigenständiges entgegenzusetzen. Dabei war es gar nicht mal in erster Linie die (durchaus gelungene) Tricktechnik, sondern vor allem der unglaublich freche Witz und der respektlose Ton, der die Abenteuer des grünen Ogers zu einem großen Vergnügen machte. Zudem trieb man den in Amerika schon immer typischen Personenkult um die Sprecher der Trickfiguren auf eine neue Spitze, indem deren Charaktere so weit wie möglich speziell auf diese zugeschnitten wurden, was den Reiz der englischsprachigen Originalfassung hier noch deutlich erhöhte. Die Fortsetzung war nach dem Erfolg eine schnell beschlossene Sache und neben den bekannten Künstlern Myers, Murphy und Diaz holten die Produzenten diesmal noch eine ganze Riege weiterer hochkarätiger Schauspieler und Gaststars ins Boot. Nicht nur in diesem Punkt präsentiert sich "Shrek 2" daher eine ganze Nummer größer und gewaltiger als sein Vorgänger. Denn nirgendwo schreitet die Entwicklung so rasend schnell voran wie beim Animationsfilm, und drei Jahre sind da schon fast eine Ewigkeit. Eine Tatsache, die die Gefahr mit sich trägt, dass man vor lauter neuen Pixelzaubereien den Wert einer guten Geschichte übersieht.

Eine Gefahr, die ganz sicher auch bei "Shrek 2" bestand, machte doch das runde Happy-End des Erstlings eine Weiterführung der Geschichte nicht unbedingt nötig. Doch hier kann Entwarnung gegeben werden: Die Fortsetzung ist tatsächlich eine Solche und nicht nur eine leichte Variation der Originalstory. Denn das Leben nach der Hochzeit ist eben gar nicht so leicht und die persönliche Vorstellung bei der Familie des Partners schon für normale Zeitgenossen eher unangenehm. Wenn aber statt des schmucken Traumprinzen ein bärbeißiger Oger an der Seite der geliebten Tochter auftaucht, droht Ungemach im sonst so perfekt durchgestylten Märchenland "Weit Weit Weg". Und dieses nicht nur von den leicht vergrätzten Eltern der nun nicht mehr so strahlend schönen Prinzessin Fiona. Denn vor allem die intrigante "Gute Fee" (die ihren Namen nun wirklich nicht zu recht trägt) hatte eigentlich ihren aalglatten Sohnemann "Prince Charming" als Gatten der Prinzessin vorgesehen und ist nicht amüsiert über die neue Entwicklung. Und während also allerorts böse Ränke geschmiedet werden, zweifelt irgendwann auch Shrek selbst daran, ob er tatsächlich der "Richtige" für seine Prinzessin ist.

Diese hübsche Geschichte wird ohne allzu große Durchhänger oder Abschweifungen erzählt und sorgt dafür, dass bei einem diesmal überdurchschnittlich langen Trickfilm keinerlei Langeweile aufkommt. Wobei dies auch sonst kaum möglich wäre, angesichts des Feuerwerks an visuellen Einfällen, welches hier auf den staunenden Zuschauer abgefeuert wird: Da gibt es Massenszenen, bei denen die Kamera von hier nach dort und einmal rundum schwenkt, dass es einem fast schwindelig wird. Da erreichen die Ausdrucksmöglichkeiten der Kunstfiguren schon wieder ein neues Level, und man fragt sich langsam, ob es denn hier wirklich keine Grenzen mehr gibt. Und dann sprudelt der Film auch noch geradezu über vor Anspielungen auf unsere heutige, reale Gesellschaft, dass es eine wahre Freude ist.
Oder eben auch fast schon ein kleiner Overkill, wenn man sich die nur sehr leicht als Märchenland kaschierte Darstellung von "Hollywood" anschaut. Jedes kleine Geschäft im Hintergrund und nahezu jede Randfigur ist ein Verweis auf allzu Bekanntes, von "Beverly Hills" über "Versace" bis "Burger King". Das alles hat keinerlei tieferen Sinn und wird einfach gemacht, damit man es erkennt und sich daran freut. Selbiges gilt für den ebenfalls verstärkten Einsatz der Musik, wobei die Verwendung von semiklassischem Liedgut a la "Holding out for a Hero" oder "Livin' La Vida Loca" immerhin an recht passenden Stellen geschieht.
Auch die neuen Figuren wissen - bis auf die etwas dröge "Fee" als Bösewicht - durchaus zu gefallen: John Cleeses getriebener "König" hat dabei, genau wie Eddie Murphys Esel, erfreulicherweise seine übliche deutsche Synchronstimme verpasst bekommen, und der ständig zwischen saugefährlich und furchtbar niedlich schwankende "Gestiefelte Kater" ist in jeder Szene eine wahre Freude (im Original "natürlich" gesprochen von Antonio Banderas).
Toll ist das, bunt und sehr, sehr beeindruckend. Doch - und jetzt kommt das unvermeidliche "Aber": "Shrek, der Erste" war trotzdem witziger. Einfach frischer und vor allem deutlich frecher. Die politisch leicht unkorrekten Scherze (man denke nur an das lustige "Tiere zum Luftballon verknoten", damals vor allem als Seitenhieb gegen Disney gedacht) kommen so nicht mehr vor. Schade, aber nachvollziehbar, denn "Shrek" ist nun selbst eine Marke, und da minimiert man gerne das Risiko, vielleicht doch noch irgendwo anzuecken.

Eine Rechnung, die auch aufzugehen scheint, denn die Halbwertzeit für einen "erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten" wird immer geringer. Kaum hatte "Findet Nemo" dieses Prädikat errungen, wird er es auch schon wieder verlieren. Das ist bereits zwei Wochen nach dem Start von "Shrek 2" in den amerikanischen Kinos abzusehen. Ob der neue Champion seinen Titel dann ebenfalls bald wieder wird abgeben müssen, bleibt abzuwarten. Da er aber trotz der leichten Abstriche gegenüber dem Vorgänger auf jeden Fall perfekte Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau abliefert, können wir sicher auch mit diesem neuen König ganz gut leben.

 
Bilder: Copyright

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