Im Sommer der Comicverfilmungen kommt mit "Cowboys & Aliens" als Rausschmeißer noch ein weiterer Titel dazu, einer bei dem allerdings kaum jemand die illustrierte Vorlage kennen dürfte. Was auch nicht weiter tragisch ist, da es sich bei der knapp 80-seitigen Comicstory um ein recht mäßig gezeichnetes und zudem krude erzähltes Werk eines amerikanischen Kleinverlages handelt, dessen Filmrechte aber trotzdem bereits vor Veröffentlichung verkauft waren. Was einzig und allein am genialen Titel gelegen haben dürfte, der nicht nur herrlich deutlich macht, womit man es zu tun bekommt, sondern bei vielen bereits im Vorfeld große Vorfreude auf einen originellen Genremix ausgelöst haben dürfte. Gut, Western in Verbindung mit einer Prise Science-Fiction und Technik gab es mindestens schon einmal in "Wild Wild West", aber erstens sind richtige Aliens dann doch noch einmal eine ganz andere Nummer und zweitens wird das aufwändige Will Smith-Spektakel allgemein eher als kommerzieller und künstlerischer Flop betrachtet ("krude" passt auch hier wohl recht gut). Im Vergleich dazu ist "Cowboys & Aliens" schon mal ein Stück besser gelungen, ohne allerdings restlos zu überzeugen.
Da sich die Geschichte der Vorlage wirklich überhaupt nicht für eine Kinoadaption eignet, zeigte man sich beim Produzenten-Team um Steven Spielberg und Ron Howard bemerkenswert konsequent, ignorierte Story und Charaktere komplett und behielt tatsächlich nur das eine wichtige Element bei: den Titel. So haben wir es also statt mit intrigierenden Außerirdischen und einem schießwütigen Heldenpärchen zunächst einmal nur mit einem wortkargen und ziemlich verwirrten Daniel Craig zu tun. Der wacht eines Tages in der Wüste auf und kann sich weder erinnern wie er dorthin gekommen ist, noch was das merkwürdige, fest mit seinem Arm verbundene Gerät zu bedeuten hat. Sehr schnell wird aber offensichtlich, dass er ein ausgezeichneter Schütze und Kämpfer ist und in der nahe gelegenen Kleinstadt Silver City enthüllt sich dann auch seine Identität als gesuchter Krimineller, auf den ein beachtliches Kopfgeld ausgesetzt wurde. Innerhalb kürzester Zeit gerät der Mann, der demnach Jake Lonnergan heißt, in die Streitigkeiten zwischen Sheriff, Priester und dem örtlichen Rinderbaron (Harrison Ford) samt missratenem Sohn Percy (Paul Dano kramt nochmal seinen Psycho-Charakter aus "There will be Blood" hervor). Doch die persönlichen Animositäten geraten in den Hintergrund als plötzlich die Hölle über Silver City in Form fliegender und feuernder Schiffe auftaucht, die nicht nur die halbe Stadt zerstören, sondern zusätzlich einige der Bewohner entführen, darunter den erwähnten Percy und die Frau des Saloonbesitzers "Doc" (Sam Rockwell). Den verwirrten, aber entschlossenen Männern bleibt nichts anderes übrig als sich gemeinsam auf die Verfolgung der geheimnisvollen Wesen zu machen, wobei sie von der undurchsichtigen Ella Swenson (Olivia Wilde aus "Tron: Legacy") begleitet werden, die ein wenig mehr zu wissen scheint. Und auch in Jake kehrt langsam die Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen mit den Fremden zurück….
Was hier in der Zusammenfassung recht humorlos klingt, ist es über weite Strecken auch, und wer angesichts der kuriosen Cowboys/Aliens-Mischung eher eine Komödie erwartet hat wird sich getäuscht sehen. Was zu einem guten Teil an Hauptdarsteller Daniel Craig liegt, denn der kann nun mal rau und hart besser als komisch. Allerdings beinhaltet Craigs Coolness ja auch immer etwas Lakonisches und das sorgt zusammen mit dem grobkörnigen Charme eines in die Jahre gekommenen Harrison Ford trotzdem für eine recht amüsante Mischung. Dessen Provinzfürst mit dem gewaltigen Namen Woodrow Dolarhyde ist dabei zu Beginn eher als Bösewicht angelegt, wandelt sich aber im Verlauf mindestens zu "ambivalent".
Denn das ist schließlich die Message der Geschichte, so wir denn hier wirklich eine brauchen: Nur wenn sich die Menschen unterschiedlichster Herkunft und Interessen zusammenraufen und als Team gegen den neuen gemeinsamen Feind vorgehen, haben sie überhaupt eine Chance. Okay, etwas Hilfe von außen benötigen sie dennoch und die kommt hier in Form der bezaubernden Ella, einer Frau zu schön um tatsächlich von dieser Welt zu sein.
Die erste halbe Stunde, in der der Zuschauer noch nicht so recht weiß was das alles bedeuten soll (sofern er den Titel des Films kurz mal vergessen hat) ist im Grunde sogar die stärkste, bietet sie doch eine Menge an knisternder und hübsch in Szene gesetzter Western-Atmosphäre. Der Ritt des zusammen gewürfelten Haufens durch die Wüste beinhaltet dann im Mittelteil leider einige Längen, bis es schließlich im letzten Drittel erwartungsgemäß richtig zur Sache geht. Allerdings präsentieren weder die gebotene Action noch die Konzeption der Aliens dabei nennenswert Neues und müssen daher als absolut durchschnittlich bewertet werden.
So bietet der Film im Endergebnis dem Western-Freund etwas mehr als dem SciFi-Fan, ohne jedoch beide Gruppen vollständig zufriedenstellen zu können. Das Fazit lautet deshalb auch nur "ganz nett" und kommt so doch mit einer leichten Enttäuschung daher.
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