
George Simmons (Adam Sandler) ist ein ehemaliger Stand-Up Comedian, der es mit simplen aber enorm erfolgreichen Kinofilmen zum großen Hollywood-Star gebracht hat, den jeder kennt und viele verehren. Statt echter Freunde und seiner geflüchteten Ex-Frau besitzt er zwar nur eine Luxusvilla und jede Menge williger Groupies, aber dieses Defizit wird dem Lebemann erst richtig bewusst, als er eines Tages von seinem Arzt eine schockierende Diagnose erhält: George hat Blutkrebs und voraussichtlich nicht mehr länger als noch ein knappes Jahr zu leben. Plötzlich bemüht er sich wieder um den Kontakt zu seiner Ex Laura (Leslie Mann) und besinnt sich auf seine Anfänge mit einem spontanen Auftritt vor kleinem Publikum in einem Comedy Club. Dort trifft er auf den talentierten, aber bisher noch recht erfolglosen Nachwuchskomiker Ira (Seth Rogen) und heuert diesen schließlich als Gagschreiber, Assistent für alles und Ersatzfreund an. Doch eines Tages erfährt George, dass für ihn vielleicht doch noch nicht alles vorbei ist.
Bei der Flut von Filmen, an denen Judd Apatow in den letzten Jahren irgendwie beteiligt war, übersieht man leicht, dass er lediglich bei zweien davon selbst Regie geführt hat Sowohl die "40jährige Jungfrau", als auch "Beim ersten Mal" entwickelten sich zu absoluten Hits und so durfte man auf die "Funny People" (den absolut nichtssagenden und völlig überflüssigen deutschen Titel ignorieren wir hier einfach mal) mit Recht gespannt sein. Die Kombination mit Adam Sandler, der sich nun schon seit einigen Jahren immer wieder auch in ernsthaften Charakterrollen versucht, sorgt dabei für zusätzlichen Reiz, denn bisher wartet Sandler in diesem Bereich noch auf einen wirklichen kommerziellen Hit, und zusammen mit dem Erfolgsgaranten Apatow sollte es nun endlich soweit sein.
Aber das hat leider nicht funktioniert, denn das amerikanische Publikum zeigte dem Film größtenteils die kalte Schulter. Dafür gibt es zwar Erklärungen in der Form, dass ein überlanges Drama über einen an Krebs erkrankten depressiven Komiker vielleicht wirklich schwer zu vermitteln ist, es sind aber keine guten Gründe sich dieses engagierte Werk deshalb nicht trotzdem anzusehen. Denn dass Apatow und Sandler in "Funny People" ihr Herzblut gesteckt haben, merkt man der mit vielen autobiographischen Anekdoten gespickten Geschichte jederzeit an. So verweisen vor allem die Szenen um Ira und seine aus weiteren jungen Comedians bestehende Wohngemeinschaft, inklusive diverser Eifersüchteleien und Neid auf jeden vermeintlichen Erfolg des Anderen, auf eigene selbst gemachte Erfahrungen.
Die mit Apatow-Veteran Jonah Hill und Jason Schwartzman prominent besetzte WG lebt dabei in ihrem ganz eigenen Mikrokosmos, der sich fast ausschließlich um den nächsten guten Gag oder einen gelungenen Auftritt dreht, und eine Karriere, die für jeden Einzelnen der drei unterschiedlich erfolgreich verlaufen wird. Es überrascht in diesem Zusammenhang wenig, dass Sandler und Apatow vor Jahren ebenfalls eine Zeit lang gemeinsam in einer derartigen Wohngemeinschaft lebten. Adam Sandler wurde die Rolle des George Simmons von seinem Kumpel dann natürlich auch auf den Leib geschrieben, hier kann er zum ersten Mal eine Symbiose aus seinen komischen und ernsten Rollen herstellen, einen zwiespältigen Charakter, der den Stärken des Schauspielers Sandler nahezu perfekt entgegenkommt.
Dass dieser dabei oft egoistisch und fragwürdig agiert und eigentlich kein wirklich liebenswerter Mensch ist, unterstreicht dann sowohl den Mut seines Darstellers, als auch die zwangsläufige Limitierung des Publikums, welches ihn in so einer Rolle sehen möchte. Seth Rogen hat es da als eindeutiger Sympathieträger, aus dessen Sicht auch die Geschichte erzählt wird, deutlich einfacher beim Publikum zu punkten - im Gegensatz zu dem von Eric Bana mit stark übertriebenem Akzent verkörperten und in seiner Macho-Attitüde fast schon debil wirkenden neuen Mann im Leben von Georges Ex. Die wird wiederum souverän von Leslie Mann gespielt, die dank der Dauerbesetzung durch ihren Ehemann Judd Apatow nicht unter akutem Arbeitsmangel leiden muss.
Da die wirklich witzigen Momente diesmal ungewohnt sparsam verteilt werden, wirken sie dann aber umso stärker und befreiender, und über den kauzigen Mediziner Dr. Lars beispielsweise werden sich sicher nicht nur George und Ira minutenlang amüsieren können, sondern auch die Zuschauer. Ohne ein paar deftige Zoten und etwas Sex-Talk wäre dies keine echte Apatow-Produktion, aber deren Frequenz wird diesmal stark genug heruntergefahren, um den Unterschied deutlich werden zu lassen.
Es gibt allerdings auch einige Mängel zu nennen, zu denen nicht nur das schon geschilderte, recht klischeehaft angelegte Pärchen aus Ex-Frau und neuem Lover gehört, sondern auch die Erkenntnis, dass der Autor und Regisseur vor allem beim Thema Krebs und Sterben dann doch nicht so richtig hart rangehen mochte und sich mit entsprechenden Scherzen der Geschmacksrichtung "Schwarzer Humor" erstaunlich zurückhält, weit mehr jedenfalls als man es nach den bisherigen Werken dieses Kreativen hätte vermuten und erwarten dürfen. Zudem ist die ausschweifende Laufzeit von 140 Minuten in der Tat kaum zu rechtfertigen, da sich vor allem die Ent- und Verwicklungen des letzten Drittels auffällig im Kreise drehen.
Somit bleiben die "Funny People" dann doch etwas zu sehr an der Oberfläche und zu brav, um als ganz großer Wurf angesehen werden zu können. Es gelingen stattdessen viele einzelne schöne, lustige oder bewegende Momente, welche den Film zu einem keinesfalls perfekten, aber doch ziemlich guten machen.
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