Robot & Frank

Originaltitel
Robot & Frank
Land
Jahr
2012
Laufzeit
89 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Matthias Kastl / 24. Oktober 2012

Auch ein Roboter kann lernenKann man einem Film mangelnde Ambitionen vorwerfen? Bei dieser Frage muss man schon etwas aufpassen, schließlich sollte man einen Film ja nicht unbedingt danach bewerten, was man selbst gerne in ihm gesehen hätte, sondern auch berücksichtigen, was sich die Macher als Ziel gesetzt haben. Aber so ein bisschen enttäuscht darf man dann doch sein, dass die vielversprechende und richtig charmante Grundidee von “Robot & Frank“ nicht wirklich konsequent ausgespielt wird - Ansätze emotionaler Tiefe werden hier nämlich meist wieder relativ schnell abgewürgt. Das reicht dank der wundervollen Ausgangsposition und gut aufgelegten Schauspielern im Endeffekt zwar immer noch für einen ganz passablen Kinoabend mit ein paar wirklich charmanten Momenten, doch einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt das Erstlingswerk von Regieneuling Jake Schreier letztendlich nicht.

 

Dabei steckt das Aufeinandertreffen von künstlicher und menschlicher Intelligenz ja wahrlich voller faszinierender thematischer Möglichkeiten – insbesondere in diesem Fall, wenn ein eigentlich zur Pflege gedachter Roboter mal eben von seinem neuen Herren auf derart interessante Weise zweckentfremdet wird. Denn der von Demenz geplagte Frank (Frank Langella, "Frost/Nixon") entdeckt schnell, dass sich mit dem ihm von seinem Sohn Hunter (James Marsden, "X-Men") zur Seite gestellten Pflegeroboter noch andere Dinge als nur Wäsche waschen anstellen lassen. So sieht er in ihm vor allem ein Hilfsmittel, um in seinen rüstigen Tagen dem neureichen und schmierigen Jüngling Jake (Jeremy Strong) eins auszuwischen. Dieser möchte nämlich die alte Bücherei des Ortes, in der Franks Schwarm Jennifer (Susan Sarandon) arbeitet, in ein seelenloses hochmodernes Erlebnisparadies verwandeln. Die Rechnung hat er aber ohne Frank gemacht, der nun mit modernster Technik ausgestattet in den Krieg zieht.

Eine alte Liebe“Robot & Frank“ ist nach "Looper" nun schon der zweite Film in diesem Monat, der zwar in der nahen Zukunft spielt aber deren technologische Errungenschaften eher sporadisch zeigt. Ähnlich wie bei “Looper“ spielt der Film dabei die meiste Zeit auf dem Land, wo abgesehen von gelegentlich vorbeisausenden stylischen Motorrädern und hin und wieder genutzten Hight-Tech-Tablets noch nicht viel Moderne Einzug gehalten hat. Das senkt das Budget, sorgt aber auch für ein sehr glaubwürdiges Setting. Richtig modern kommt auch der neue Roboter von Frank nicht daher, was den kleinen Freund aber gleich nur noch sympathischer macht. Den Kern der Geschichte macht dann auch die Beziehung zwischen dem etwas mürrischen Frank und dem unbedingt den Pflegeauftrag erfüllenden Roboter aus. Dabei sollte man hier aber keine tiefgründigen Diskussionen erwarten, sondern stattdessen eher eine Art Kumpelbeziehung, bei der Frank den nicht unbedingt allzu cleveren Roboter immer wieder trickreich für seine nicht ganz so legalen Ideen einspannen möchte.

Das hat alles durchaus seinen Charme, ist gleichzeitig aber dann auch nicht ganz so witzig wie man vielleicht erwartet hätte. Stattdessen dümpelt die Geschichte nach einer Zeit ein bisschen dahin, auch weil clevere Storyeinfälle rar sind und wie zum Beispiel beim Besuch der alternativ angehauchten Tochter Madison (Liv Tyler) nicht so wirklich zünden. Dazu kommt ein nichtssagender “Bösewicht“ und ein Hauptstrang rund um die Bibliothek des Ortes, der irgendwie etwas ziellos in der Luft hängen bleibt. Vor allem aber verpasst der Film die Chance, mehr als nur eine oberflächliche leichte Komödie zu sein, in dem er das Thema der Demenz, das über allem schwebt, zwar immer mal wieder kurz anspricht aber dann eben auch wieder genauso schnell fallen lässt. Das ist insbesondere deswegen schade, weil es am Ende eine Szene zwischen Frank und seinem Roboter gibt, die mit etwas mehr vorherigem Tiefgang ein richtig poetischer und emotionaler Höhepunkt hätte werden können. So verpufft sie im Nichts und trotz einer netten Wendung am Ende bleibt der Film über die gesamte Strecke dann doch eher ohne wirkliche emotionale Wucht.

Auf der JagdAber auch wenn es dem Film an wirklich guten Einfällen etwas zu mangeln scheint und das Tempo manchmal eher schleppend verläuft, dank der guten Chemie zwischen menschlicher und künstlicher Hauptfigur und ein paar wirklich netten Dialogduellen ist das alles immer noch eine relativ unterhaltsame Sache geworden. Wie sich Frank und sein Roboter, so vorhersehbar das auch sein mag, langsam aneinander gewöhnen ist natürlich absolut reizend mitanzusehen. Das liegt selbstverständlich auch am souveränen Schauspielrecken Langella, der seine Figur überzeugend als sympathischen Schlawiner darstellt. Auch ist es mal wieder schön, die in den letzten Jahren etwas rar gewordene Susan Sarandon auf der Leinwand zu sehen, auch wenn ihre Figur letztendlich nicht wirklich viel zu tun hat.

So ist "Robot & Frank" ein Film der kleinen Freuden geworden, der trotz deutlicher Schwächen auch immer noch genug positive Eigenschaften besitzt um beim Publikum punkten zu können. Die Frage ist allerdings, ob man ihn wirklich auf der großen Leinwand sehen sollte oder ob es nicht doch reicht, sich ihn für einen gemütlichen DVD-Abend aufzuheben.  

Bilder: Copyright

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