Da hat aber jemand das Wort "Fortsetzung" mal ganz wörtlich genommen: Ein kurzer Rückblick auf das bisherige Geschehen aus Teil Eins, und dann setzt "Resident Evil: Apocalypse" auch tatsächlich die Szene fort, mit der der Vorgänger endete. Das sieht man selten so konsequent und zuletzt eigentlich nur bei den Werken, die von vornherein als Mehrteiler konzipiert waren. Und es legt die Vermutung nahe, dass es sich hier um zwei Filme wie aus einem Guss handelt. Dem ist aber nicht so und dies gereicht der "Apocalypse" leider nicht zum Vorteil: Paul Anderson, seines Zeichens Drehbuchautor und Mitproduzent des zweiten sowie Regisseur des ersten Films, hatte nämlich - nicht zuletzt wohl aufgrund der kleinen Flut an Zombie-Filmen der letzten Monate - folgendes beschlossen: "Diesmal musste alles etwas anders und vor allem größer werden". Das ist ihm auch gelungen, nur wurde das Ganze damit eben auch eine ganze Portion blöder und uninteressanter.
Denn wo vormals noch eine überschaubare unterirdische Umgebung für klaustrophobische Spannung sorgte, legen nun Horden von Untoten und Mutationen die ganze Fantasiestadt Raccoon City in Schutt und Asche. Mittendrin rennen die noch nicht infizierten Menschen mehr oder weniger ziellos um ihr Leben, denn der Ausweg wird ihnen vom skrupellosen Chef der für den Ausbruch des tödlichen Virus verantwortlichen Umbrella-Organisation versperrt. Ohne Rücksicht lässt Major Cain den einzigen Zugang nach Raccoon City schließen (womit dann der Begriff "Fantasiestadt" seine Berechtigung erhält, denn dieses komische Gebilde ist also nur über eine einzige Brücke erreichbar und ansonsten rundherum von hohen Mauern umgeben, oder wie?). Dort rottet sich bald eine kleine Gruppe von entschlossenen Kämpfern zusammen, unter Ihnen die toughe Ex-Polizistin Jill Valentine. Als dann noch die uns schon bekannte Alice (Milla Jovovich, das einzige Überbleibsel aus Teil Eins) mit einem spektakulären Auftritt dazu stößt, entwickelt diese geballte Frauenpower einen verwegenen Plan zur Rettung: Einfach inmitten des Chaos die kleine Tochter eines verzweifelten Wissenschaftlers finden und sich von dessen Hubschrauber dann in Sicherheit bringen lassen. Ach ja, und sich dabei tunlichst nicht beißen lassen.
Das sich daraus entwickelnde Action-Feuerwerk und Dauergeballer ist sogar mindestens zwei Nummern größer als beim Vorgänger und wirkt auf den Betrachter je nach Einstellung und Gemütslage dann entweder begeisternd oder ermüdend. Wo Teil Eins noch eine (angesichts des vorherrschenden Genre-Simplizismus) bemerkenswert verschachtelte Story bot, bei der Funktion und Motivation der einzelnen Charaktere lange Zeit im Dunkeln blieben, gibt es hier keine großen Rätsel mehr zu lösen. Stattdessen bekommt der treue Fanboy neben haufenweise Krawall diesmal also gleich zwei Protagonistinnen präsentiert, die in ihren knappen sexy Outfits wie die Erfüllung seiner feuchtesten Träume daherkommen - oder eben im Fall der Jill Valentine nur als billiges Lara Croft-Plagiat.
Besagte Jill fehlte ja beim ersten Film noch, nun hat Mr. Anderson anscheinend den Forderungen der Anhänger der Videospielvorlage nachgegeben und sie halt irgendwie in die Geschichte mit eingebaut. Und dann haben wir da noch den zum großen Gegenspieler aufgebauten "Nemesis" - eine grotesk überzeichnete, künstlich gezüchtete Mordmaschine, deren plumpe Gesichtsmaske aber wohl aus der Requisitenkiste einer alten "Buffy"-Folge gemopst wurde. Wobei dieses alberne Monstrum in visueller Hinsicht aber so ziemlich der einzige Ausrutscher bleibt, denn hier punktet der Film ansonsten mit einem klaren, durchgestylten und sauberen Look an dem es nix zu meckern gibt. In Sachen Ausstattung und Effekte ist die "Apocalypse" dann auch ihren Genreverwandten wie z.B. "28 Days Later" klar überlegen, bietet im Gegensatz zu diesem aber eben auch keine einigermaßen intelligente Geschichte oder gar so etwas Suspektes wie "Charakterentwicklungen".
Das wird natürlich viele auch gar nicht weiter stören und bei aller kritischen Distanz ist nicht zu leugnen, dass der zweite "Resident Evil" ein meist kurzweiliges Spektakel geworden ist, das seine Zuschauer recht mühelos bei der Stange hält. Dies ist aber trotzdem keine Entschuldigung für die zahlreichen unnötigen Übertreibungen und die Verwendung einiger der abgegriffensten Dialogzeilen aus dem untersten Trash-Reservoir á la "Mit Dir an meiner Seite werde ich die Welt beherrschen" (und dass ist beileibe nicht die einzige Peinlichkeit, mit der unser guter Thomas Kretschmann sich hier selbst synchronisieren muss). Nicht nur dafür erhält "Resident Evil: Apocalypse" das Prädikat "Grober Unfug" verliehen und ist deshalb im Vergleich zum Vorgänger leider auch nur ein halbes Vergnügen.
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