Ein großes Sandalen-Epos im Stil von „Gladiator“? Über den Untergang einer prächtigen Stadt des römischen Reiches, mit einem der Shooting-Stars aus „Game of Thrones“ in der Hauptrolle? Das waren Ankündigungen, die doch recht vielversprechend klangen und bei einigen für Vorfreude sorgten. Die hatten aber wohl nicht auf das Kleingedruckte geachtet, womit in diesem Fall der Name des verantwortlichen Regisseurs gemeint ist. Denn das ist Paul „nur echt mit den Buchstaben W und S in der Mitte“ Anderson, der Mann der solche Genreproduktionen praktisch am Fließband abliefert. Am Besten in 3D und stets mit viel Krawumm, ein Michael Bay des B-Films sozusagen. Andersons Filme geraten dabei nie zum völligen Desaster, bieten aber auch nur selten mehr als durchschnittlich solide Action-Kost, handelt es sich um seine Beiträge zur „Resident Evil“-Reihe oder auch um Werke wie „Death Race“ oder „Alien vs. Predator“. Aus Versehen sprang dabei zwar auch mal ein halber Kultfilm heraus („Event Horizon“) und kürzlich wusste seine frische Interpretation der „Drei Musketiere“ tatsächlich zu überraschen. Für „Pompeii“ greift der Handwerker aber nun wieder ganz tief ins Regal der vorgefertigten Bauteile und lässt dabei nie einen Zweifel, dass ihn Geschichte und Figuren deutlich weniger interessieren als die Möglichkeit es hübsch bunt krachen zu lassen.
Im Jahr 62 nach Christus wüten die Römer in Britannien und schrecken dabei auch nicht vor der Ausrottung ganzer Keltenstämme zurück. So wird der kleine Milo Zeuge wie der brutale Tribun Corvus (Kiefer Sutherland) seine Familie hinrichtet. Als einziger Überlebender wächst Milo (Kit Harrington) zu einem beeindruckenden Kämpfer heran und wird schließlich als Gladiator nach Pompeii geschickt, wo ihn sein unvermeidliches Schicksal in der Arena erwartet. Auf dem Weg macht er die Bekanntschaft von Cassia (Emily Browning), der schönen Tochter eines reichen Kaufmannes, sowie des Sklaven Atticus, der als bislang unbesiegter Gladiator fest an seine Zukunft in Freiheit glaubt. Die Situation spitzt sich zu, als ein Senator Roms in Pompeii eintrifft, der nicht nur an Geschäften mit Cassias Eltern (Jared Harris und Carrie Anne-Moss) interessiert ist, sondern auch an der Hand ihrer Tochter. Und Milo muss erkennen, dass dieser intrigante Senator niemand anderes ist als Corvus, der Mörder seiner Eltern. Doch während sich die einzelnen Figuren in Pompeii in Position bringen, droht der Stadt am Fuße des Vesuv-Vulkans ganz anderes Ungemach....
Achtung, Spoiler: Der Vulkan bricht aus und die Stadt wird untergehen. Doch selbst wer im Geschichtsunterricht geschlafen und diese historische Tatsache deshalb vielleicht nicht mitbekommen hat, wird von der feinfühligen Inszenierung quasi mit dem Zaunpfahl darauf aufmerksam gemacht. Denn schon als unsere Prozession Pompeii erreicht, wird der mächtige Vulkan mehrfach so prägnant ins Bild gesetzt, dass man sofort weiß „Ui, da kommt noch was“. Und zur Sicherheit fährt die Kamera dann auch nochmal von oben über das brodelnde Gemisch im Inneren, bevor wenige Minuten später bereits das erste unvorsichtige Helferlein von der aggressiven Natur verschlungen wird. Allerdings führt das Wissen um die bevorstehende Total-Katastrophe eben auch dazu, dass man dem Geschehen, mit dem die noch folgende knappe Stunde bis zum Ausbruch irgendwie gefüllt werden muss, nur noch sehr marginales Interesse entgegenbringen kann. Denn es ist halt vollkommen klar, dass all die Ränkespiele, Rache- und Liebesschwüre letztlich völlig wurscht sein werden, wenn erstmal die 3D-Apokalypse anrollt.
Zudem hat man sich bei der lästigen Rahmenhandlung auch nur wenig Mühe gegeben, sondern arbeitet lediglich pflichtgemäß die abgenutzten Bestandteile ab: Schweigsame Hauptfigur auf Rachefeldzug – check. Unmögliche Romanze, bei der die Dame des Herzens gegen ihren Willen mit einem Widerling verheiratet werden soll – check. Grober Muskelprotz, der aber eigentlich ein total netter Kerl ist und schließlich zum besten Kumpel wird – check. Und so weiter und so fort, mit der Zugabe des unglaubliche Zufalls, dass unser verbitterter Milo ausgerechnet an den Ort des riesigen römischen Reiches verfrachtet wird, an dem er prompt seinem Erzfeind wiederbegegnet.
Da wird wirklich kein Klischee ausgelassen, auf jegliche neue Idee großmütig verzichtet und dabei überdeutlich, dass man im Grunde eh nur auf eines hinarbeitet: Das pompöse Finale in Pompeii. Das läuft dann aber immerhin auch eine gute halbe Stunde und in der werden alle Register gezogen, bekommt der Betrachter ein Action-Feuerwerk im wahrsten Sinne des Wortes geboten, bei dem die Feuerbälle nur so aufs fliehende Volk niederprasseln und die Gebäude aufs Prächtigste implodieren. Ein Untergang, der zwar deutlich erkennbar am Rechner gebastelt wurde, doch gelingen dabei nichtsdestotrotz ein paar überzeugende Einstellungen, die auf der Leinwand ordentlich Wirkung entfalten.
So bleibt am Ende also ein ziemlich banaler Film, mit flacher Story und uninteressanten Charakteren, bei denen sich auch kein Kommentar zur schauspielerischen Leistung lohnt. Denn das ist schließlich alles nur Beiwerk für die Gelegenheit im Kino mal eine ganze Stadt so richtig schön untergehen zu lassen. Bis uns der Regie-Routinier dann mit der allerletzten Einstellung doch noch leicht verblüfft, denn die ist tatsächlich originell und sogar recht... schön. Aber trotzdem zu wenig um hier noch eine versöhnliche Gesamtwertung abzustauben.
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