Es muss zurzeit eine ungewohnt angenehme Aufgabe sein, als kreativer Künstler, Autor oder Regisseur den für gewöhnlich knauserigen und skeptischen Produzenten gegenüberzutreten. Denn wo immer die weitere Fortsetzung einer bereits schwächelnden Franchise diskutiert wird, fällt sicherlich irgendwann das neue Allzweckargument, welches alle Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer weiteren Fortsetzung prompt verfliegen lässt. "Aber wir hatten doch noch gar keinen Teil in 3D!" dürfte ungefähr der Satz sein, der dann wie selbstverständlich für grünes Licht und das Weiterleben eigentlich schon ausgelutschter Reihen wie "Final Destination", "Saw" oder "Step Up" sorgt. Womit wir bei den Untoten der "Resident Evil"-Reihe angekommen wären, die nun also bereits in die vierte Runde gehen, wodurch das beliebte Wortspiel mit der doppelten 3 hier leider nicht möglich ist. Macht nichts, dafür sind die nach Aufsetzen der Brille zu bestaunenden Effekte dann aber ziemlich gut.
Bernd Eichingers Constantin Film ist immer noch als Mitproduzent dabei, für die dreidimensionale Show sorgt jedoch die Spezialkamera von James Camerons Fusion-System, und das garantiert halt noch am ehesten dafür, dass sich das Ergebnis dann auch fürs Publikum lohnt. Um da erst gar keine Zweifel aufkommen zu lassen, haut "Afterlife" daher in der ersten Viertelstunde gleich mal entsprechend rein und serviert ein kaum zu durchschauendes und vermutlich auch völlig sinnfreies Schlachtfest in der unterirdischen Japan-Zentrale der verachtenswerten Umbrella-Corporation, bei dem uns die liebgewonnene Kämpferin für das Gute namens Alice (erneut Milla Jovovich) gleich in multipler Ausführung erfreut.
Danach ist aber erstmal Schluss mit Action und das erstaunlich lange, bis zu mehr als der Mitte des Films. Denn Alices Suche nach weiteren Überlebenden und noch nicht vom verheerenden Virus Infizierten führt sie mal kurz hier und mal dahin, bis sie schließlich spektakulär auf dem Dach eines mit einer Handvoll hilfesuchender Menschen besetzten Gebäudes landet. Von da wird es wieder etwas munterer und das bewährte "Zehn kleine Negerlein"-Prinzip angewendet, bevor es dann im Schlussakt noch ein paar bedeutungsschwanger dargebotene Mysterien zu lösen und die Bühne für die nächste Folge zu bereiten gilt.
Für deren Realisierung kann man dann zwar nicht mehr den 3D-Effekt als Neuerung ins Feld führen, dafür aber das erstaunliche Kasseneinspiel von "Afterlife" am Startwochenende, nicht nur in den USA sondern weltweit. Der Bedarf scheint also tatsächlich immer noch nicht gesättigt zu sein und die Massen strömen weiterhin zur wohl erfolgreichsten und langlebigsten Videospiel-Adaption, die die Kinobranche bisher hervorgebracht hat.
Und was bekommen sie zu sehen, die willigen Massen? Eine ausgeklügelte oder originelle Geschichte erwartungsgemäß nicht, denn das zentrale Motiv einer auf einem Dach bzw. in einem Gebäude eingeschlossenen und umlagerten Gruppe kennen wir mindestens bereits aus "Dawn of the Dead" (beide Versionen). Die dort anzutreffenden Charaktere sind ebenfalls nicht weiter bemerkenswert, auch nicht der des hier gleich zweifach eingeschlossenen "Prison Break"-Experten Wentworth Miller. Aber darauf kommt es natürlich nicht an, sondern vielmehr auf die visuelle Umsetzung, auf tolle Bilder und Effekte. Und die bietet die neue Episode der Reihe nicht nur wie gewohnt, nein sie aalt sich diesmal förmlich darin, friert ihre Protagonisten regelmäßig ein um sie in berauschenden Zeitlupenaufnahmen umher springen und herumballern zu lassen, damit uns die Projektile und scharfen Metallteilchen in 3D nur so um die Ohren fliegen. Mit einem klassischen fortlaufenden Spielfilm hat das dann zwar nur noch wenig zu tun, es sieht halt aber schon verdammt gut aus.
Zu diesem Zweck wirken dann auch unsere Helden (und da vor allem die Damen) stets wie für eine Modestrecke zurechtgemacht und vergessen nie den lasziv-coolen Blick aufzusetzen, während sie sich der nächsten tödlichen Bedrohung entgegenstürzen. Sehr schön zu beobachten als Alice bei einer Zwischenlandung in Alaska (nicht fragen!) die völlig verwilderte Claire (Ali Larter, auch schon in Teil Drei dabei gewesen) aufliest, die aber bei ihrem Erwachen im Flugzeug bereits wieder perfekt geschminkt und mit Lippenstift versorgt wurde und sämtlichen Dreck offensichtlich einfach weggeträumt hat.
Es ist schon ziemlicher Humbug was uns hier aufgetischt wird, besonders im Finale gegen einen weiteren unkaputtbaren Rückkehrer. Ein durchweg kurzweiliges Spektakel, das seine inhaltlichen und logischen Defizite durch seinen gewaltigen Unterhaltungswert ausgleicht, ist "Resident Evil: Afterlife" aber vor allem aufgrund des viel zu langen Durchhängers im Mittelteil auch nicht geworden, und deshalb bleibt außer den hübschen Bildern und starken Effekten dann halt doch nicht allzu viel übrig. Aber es geht ja weiter….
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