
Man hat ihn immer noch nicht gefunden, den Schlüssel zur wirklich erfolgreichen Adaption von Videospielen. Im Gegensatz zu Comics dienten Games bisher nicht als Blaupause für einen richtig großen Blockbuster-Film und generierten mit der „Resident Evil“-Reihe gerade mal eine halbwegs erfolgreich laufende Franchise. Auch die gezüchteten Killer aus dem Spiel „Hitman“ scheinen prinzipiell nicht ungeeignet für eine Kinoversion, doch der erste Versuch aus dem Jahr 2007 vermochte weder die Kenner der Vorlage, noch das restliche Publikum wirklich zu überzeugen. Unter dem leicht abgewandelten Titel „Hitman – Agent 47“ nimmt die Produktionsfirma 20th Century Fox nun einen neuen Anlauf und in der Tat unterscheidet sich der Ansatz des deutsch-polnischen Regisseurs Aleksander Bach deutlich vom Vorgänger. Doch obwohl der neue „Hitman“ in Sachen Stil und auch Story wesentlich „werkgetreuer“ daherkommt, gelingt auch diesmal der Sprung zum Spielfilm mit interessanten Charakteren nur bedingt.
Er trägt als bisher ausgereiftestes Model seiner Reihe die laufende Nummer 47 und scheint nicht mehr zu sein als eine reine, effiziente Tötungsmaschine. Doch der gentechnisch manipulierte „Hitman“ (Rupert Friend) verfolgt eine Mission, der man auch persönliche Motive unterstellen könnte: Um zu verhindern, dass ein mächtiger Konzern eine Killerarmee von noch größerer Effizienz züchtet, benötigt Agent 47 das Wissen der jungen Katia (Hannah Ware), die ihn außerdem zu ihrem Vater (Ciaran Hinds) führen soll, der einst das „Hitman“-Programm ins Leben rief. Doch da gibt es auch noch den Agenten John Smith (Zachary Quinto), der um Katias Leben ernsthaft besorgt scheint. Die verwirrte Frau muss sich entscheiden, welchem der beiden mysteriösen Kämpfer sie letztlich vertrauen soll.
Das Bemerkenswerteste an „Hitman“ ist die Erkenntnis, dass wir es hier trotz einer klar benannten Titelfigur mit drei im Grunde gleichberechtigten Charakteren zu tun haben. Und als interessantere der beiden männlichen Kampfmaschinen entpuppt sich dabei nicht etwa der vom allgemein als „charismatisch“ betrachteten Zachary Quinto („Heroes“, „Star Trek“) verkörperte John Smith. Was aber nicht daran liegt, dass er hier einen Namen verpasst bekommt, der eigentlich mittlerweile auf dem Index für abgenutzte, nur vermeintlich noch originelle Namensgebung stehen sollte. Nein, Quinto bleibt schlicht blass, während bei der Zeichnung des von "Homeland"-Star Rupert Freind dargestellten, zunächst als völlig emotionslos und äußerst brutal auftretenden Agent 47 im Verlauf eine deutliche Veränderung und Entwicklung erfolgt, die zumindest nicht komplett vorhersehbar ist. Dass eine Hannah Ware sich zwischen diesen beiden Alphatieren dann auch noch gut behaupten kann und hier nicht nur das Klischee der stets entweder flüchtenden oder zu rettenden Dame gibt, ist dabei ebenfalls als Achtungserfolg des Films zu werten.
Der als zweiten Pluspunkt noch eine Menge „Style“ zu bieten hat, denn Debüt-Regisseur Aleksander Bach (der uns genau wie Hannah Ware auch im Interview zur Verfügung stand) versucht zu keinem Zeitpunkt seine Herkunft als Regisseur von schicken Werbefilmen zu verleugnen und liefert eine visuell durchaus ansprechende Arbeit ab. Der elegante Look kann allerdings nicht überspielen, dass der gesamte Film dabei auch eine (gewollte) Kühle ausstrahlt, die den Betrachter so sehr auf Distanz hält, dass das Geschehen nie auch nur den Ansatz von Realismus aufweist. Die absurde Geschichte wird jedoch mit einer Ernsthaftigkeit durchgezogen die zwar der Spielvorlage entspricht, hier auf der Leinwand aber einfach nur befremdlich wirkt. Da die Actionszenen selbst zudem nichts Besonderes bieten und ihre Computerherkunft auch nicht vertuschen können, wirkt das Ganze dann letztendlich doch wieder viel zu oft nur wie ein abgefilmtes Videospiel, wenn auch ein sehr hübsch anzuschauendes.
So bleibt trotz des Bemühens, der Vorlage in Sachen Atmosphäre und auch Härte deutlich näher zu kommen als beim ersten „Hitman“, am Ende nur ein unbefriedigendes Ergebnis. Und ein Film, der vielleicht den Fanboys und Kennern des Spiels diesmal ein Stück besser gefällt, der den Großteil des restlichen Publikums aber vor allem emotional erneut außen vor lässt. Das Warten geht also weiter.
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