Filme über Magier und Zauberkünstler gelten nicht unbedingt als sichere Kassenhits, haben aber schon öfter ganz ausgezeichnete Werke hervorgebracht, man denke nur an den hochwertigen Doppelschlag „The Prestige“/“The Illusionist“ vor einigen Jahren. Den aktuellen Rohrkrepierer „Burt Wonderstone“ lassen wir dabei mal außen vor, denn grundsätzlich birgt das Setting rund um Täuschungen und Taschenspielertricks schon eine Menge Potential das Publikum ein wenig zu manipulieren und dabei bestens zu unterhalten. Als ziemlicher Volltreffer in dieser Richtung erweist sich nun auch Louis Leterriers „Now you see me“, der auf Deutsch unter dem nicht ganz so hübschen Titel „Die Unfassbaren“ daherkommt. Knapp zwei Stunden lang führt hier ein sehr gutes und namhaftes Ensemble den Zuschauer an der Nase herum und das mit derart viel Spielfreude, dass man es sich nur allzu gern gefallen lässt.
Sie scheinen nicht viel darzustellen, aber irgendjemandem sind sie aufgefallen und der hat nun Besonderes mit ihnen vor: Atlas (Jesse Eisenberg) und seine ehemalige Assistentin Henley (Isla Fisher) halten sich mit mal mehr, mal weniger erfolgreichen Zaubershows über Wasser, der alternde „Mentalist“ Merritt (Woody Harrelson) befindet sich dagegen eindeutig auf dem absteigenden Ast, während sich Jack (Dave Franco) als Trickbetrüger durchschlägt. Diese Vier erhalten die Einladung eines geheimnisvollen Unbekannten und exakt ein Jahr später treffen wie sie unter völlig anderen Umständen wieder. Als „The Four Horsemen“ füllen sie mit Unterstützung des Sponsors Arthur Tressler (Michael Caine) einen großen Saal in Las Vegas und verblüffen ihr Publikum mit einem spektakulären Kunststück: Einen aus dem Publikum geholten Mann lassen sie mal eben eine Bank ausrauben - und zwar in Paris auf der anderen Seite des Atlantiks. Die erbeuteten Millionen verteilen sie anschließend in Form eines Geldregens auf ihr Publikum. Die eingeschaltete Polizei in Person des Agenten Rhodes (Mark Ruffalo) ist komplett ratlos, trotzdem zeigt sich der FBI-Mann wenig begeistert, dass ihm auch noch die französische Interpol-Kollegin Alma (Melanie Laurent) zur Seite gestellt wird. Zwar kommen die Beiden mit Hilfe des Fachmannes Bradley (Morgan Freeman) der Machart des Kunststücks recht schnell auf die Spur, doch da haben die „Four Horsemen“ bereits ihren nächsten, noch viel größeren Coup angekündigt.
Dem noch einige weitere folgen werden und deshalb macht es auch überhaupt nichts, dass der geschilderte unglaubliche Bankraub bereits nach wenigen Minuten erklärt und entzaubert wird. Denn wo so eine Idee anderswo vielleicht genügen und einen ganzen Film tragen muss, ist das hier lediglich der verblüffende Auftakt zu einem sich stetig steigernden Katz- und Mausspiel mit hoher Schlagzahl. Dem ganz zu Beginn bereits eine höchst raffinierte Collage vorausging, welche die vier Hauptfiguren zusammenführt und die man sich wohl öfter anschauen muss um sämtliche Hinweise und Verknüpfungen zu erfassen. Nicht jeder nette Einfall ist dabei notwendig für den Fortlauf der Geschichte, doch im Zweifel gehen hier halt auch mal Schauwerte vor Stringenz – immer mit dem Ziel nicht nur unsere tapferen Agenten zu verwirren sondern vor allem auch den Zuschauer.
Ist also Gönner Tressler der „Mann im Hintergrund“? Danach sieht es bald nicht mehr aus. Was treibt den verbissenen Bradley an, jeden noch so guten Magier als vermeintlichen Scharlatan zu enttarnen? Und kann Agent Rhodes der plötzlich aufgetauchten Kollegin aus Frankreich wirklich vertrauen? Was aber ist denn nun das eigentliche Ziel, auf das die vier apokalyptischen Reiter hinarbeiten? Antworten auf diese Fragen zu finden, nur um sie wenige Minuten später wieder zu verwerfen macht hier jedenfalls eine Menge Vergnügen, auch wenn die finale Auflösung dann vielleicht das Rad der Glaubwürdigkeit schließlich doch ein klein wenig überdreht.
Dass man von Regisseur Louis Leterrier Tempo erwarten kann ist seit dessen „Transporter“–Streifen bekannt, hier darf er jedoch nicht nur kompetent Action inszenieren sondern zudem auch noch ein äußerst raffiniertes Drehbuch umsetzen, welches auf das Konto von Boaz Yakin geht, der dabei allerdings auch eine wesentlich feinere Klinge führt als in früheren Werken wie der ersten „Punisher“-Verfilmung oder etwa dem „Prince of Persia“. Die Riege der Darsteller ist imponierend, was sich allein daran ablesen lässt, dass bekannte Namen wie Mark Ruffalo („Avengers“, „Zodiac“), Melanie Laurent („Inglorious Basterds“) und natürlich Morgan Freeman und Michael Caine noch nicht mal zu den „Four Horsemen“ gehören, sondern das Ensemble bloß ergänzen. Dieses bietet mit dem immer leicht verrückt wirkenden Jesse Eisenberg („The Social Network“) der selbstbewussten Isla Fisher („Shopaholic“) sowie einem virtuos aufspielenden Woody Harrelson zumindest drei charismatische Persönlichkeiten, lediglich Dave Franco als Taschendieb Jack agiert hier nicht ganz gleichberechtigt und fällt auch in Sachen Leinwandzeit entsprechend ab.
„Now you see me“ ist einer der Überraschungserfolge dieses Jahres und ließ an seinem US-Startwochenende z.B. das Smith'sche Familienvehikel „After Earth“ an der Kinokasse klar hinter sich. Ein verdienter Erfolg, denn obwohl es sich hier natürlich um reinstes Entertainment-Kino ohne jeden tieferen Anspruch handelt, überzeugt der Film in diesem Bereich auf ganzer Linie, bietet sowohl tolle Bilder als auch erstklassige Schauspieler und eine extrem kurzweilige Geschichte. Diese vier Reiter nicht zu mögen fällt daher schwer. Go and see them!