
"Wo die Liebe hinfällt" basiert auf dem "wahren
Gerücht", dass es eine echte Mrs. Robinson gibt, die den
Schriftsteller Charles Webb zu seinem Roman (und Mike Nichols zum
gleichnamigen Film) "Die
Reifeprüfung" inspirierte. Und nicht nur das, sie
lebt auch heute noch in Pasadena und genießt weiterhin das
Leben. Mit diesem wundervollen Prolog beginnt Rob Reiners
("Harry und Sally")
neuester Film. Was aber zunächst wie eine herrlich zusammen
gesponnene Biografie einer nun (noch) älteren Verführerin
anmutet, verwandelt sich all zu schnell in eine zwar unterhaltsame,
aber doch gewöhnliche Rom-Com.
Die Erkenntnis, dass ihre eigene Großmutter (grandios: Shirley
MacLaine) Mrs. Robinson sein könnte, ereilt Sarah (Jennifer
Aniston) zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt, nämlich kurz
nachdem sie sich selbst schon eingeredet hat, dass sie unmöglich
das leibliche Kind ihres Vaters (Richard Jenkins, "Six Feet
Under") sein kann. Mit dem hat sie schließlich genauso
wenig gemeinsam wie mit ihrer Tennis-besessenen Schwester Annie
(Mena Suvari, "American Beauty").
Die heiratet jetzt ausgerechnet noch ihren Tennispartner und ist
überglücklich, während Sarah geradewegs auf eine
verfrühte Midlife Crisis zusteuert. Ihre Karriere als Journalistin
sieht alles andere als rosig aus und ihr Freund taugt nicht zum
Sex im Flugzeug. Irgendwie muss Sarah ihr Leben in den Griff kriegen.
Anstatt die Feierlichkeiten zu genießen, verfolgt sie nur
noch ein Ziel: ihren richtigen Vater zu finden, der dem Gerücht
nach die Inspiration für Dustin Hoffmanns Benjamin Braddock
gewesen sein müsste. Darin vermutet sie die
Lösung aller ihrer Probleme. Noch auf dem Weg zur Trauung muss
ihr Freund Jeff (Mark Ruffalo, "Solange
du da bist") ihr das Video von "Die Reifeprüfung"
ausleihen, damit alle Parallelen zum eigenen Leben erforscht werden
können. Die Spur führt zu einem früheren Schwarm
ihrer Mutter, Beau Burroughs (Kevin Costner), bei dem sogar die
Initialen zu stimmen scheinen...
Der deutsche Verleihtitel von "Rumor has it..." ist mal
wieder eine Zumutung für alle, die des Englischen mächtig
sind. Allerdings muss man zugeben, dass "Wo die Liebe hinfällt"
eher dem Plot entspricht, für den sich Reiner im Endeffekt
entschieden hat, denn den "Gerüchte"-Plot verliert
er schnell aus den Augen und widmet sich statt dessen Sarahs Suche
nach dem Ausweg aus ihrer Lebenskrise.
Filme,
in denen jemand seinen Vater/Mutter/Traummann sucht, gibt's aber
leider schon in Hülle und Fülle, obwohl Reiner sich immerhin
traut, konservative Moralvorstellungen auf den Kopf zu stellen.
Warum jemand wie Reiner allerdings eine so großartige Grundidee
(Was ist mit Mrs. Robinson passiert?) fallen lässt, um stattdessen
ein mittelmäßiges Aniston-Vehikel zu drehen, ist wirklich
schwer nachzuvollziehen. Noch dazu ist die Rolle der Sarah der von
Rachel aus "Friends" viel zu ähnlich, als dass Aniston
irgendjemanden damit überraschen könnte.
Trotzdem ist der Film zugegebenermaßen alles andere als langweilig. Dafür sorgt allein schon Shirley MacLaine, die sich offenbar vorgenommen hat, im Alter noch mal richtig reinzuhauen. Auf ihr Konto gehen die besten Sprüche und Pointen, und sie beweist wieder einmal, dass sie noch genauso witzig sein kann wie einst 1960 in Billy Wilders Klassiker "Das Apartment". Auch Kevin Costner, der ja einige Jahre gebraucht hat, um sich nach Projekten wie "Waterworld" wieder als angesehener Schauspieler zu etablieren, steht tapfer seinen Mann als alternder Playboy und passt hervorragend in seine Rolle. Auch die kleineren Parts sind mit hochkarätigen Schauspielern wie Mark Ruffalo und Richard Jenkins großartig besetzt.
"Wo die Liebe hinfällt" ist also leider nicht der Film, der er hätte sein können, bietet aber trotzdem genügend Lacher für einen netten, belanglosen Kinoabend.
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