Der Universitätsdozent Perry (Ewan McGregor) und seine Frau, die Anwältin Gail (Naomie Harris), verbringen einen romantischen Urlaub in Marrakesch. Wenige Tage vor ihrer Rückreise lernen sie dort den Russen Dima (Stellan Skarsgård) kennen. Perry und Gail müssen schnell feststellen, dass Dima ein Mann ist, der es gewohnt ist, seinen Willen durchzusetzen und dessen Einladungen man nicht ausschlagen kann. So kommt es, dass Perry nach einigen gemeinsamen Drinks von Dima zunächst zum Tennisspielen und schließlich mit Gail auf die Geburtstagsfeier von Dimas Tochter eingeladen wird. Spätestens auf dieser von Dima lediglich als kleine Party angekündigten Feier wird Perry und Gail dann klar, dass Dima nicht nur ein reicher Mann ist, sondern es sich bei ihm auch um eine recht zwielichtige Gestalt handelt, sprich: Er ist ein Mitglied der russischen Mafia. Auf der Party bittet Dima Perry zu einem Gespräch unter vier Augen, bei dem er ihm eröffnet, aus Angst um seine und die Sicherheit seiner Familie nach Großbritannien überlaufen zu wollen. Er übergibt Perry einen USB-Stick mit brisanten Daten, den dieser an die britischen Behörden aushändigen soll. Dadurch erhofft Dima seine guten Absichten beweisen und sich die Kooperation der Briten sichern zu können. Perry willigt ein, muss allerdings nach seiner Rückkehr nach London feststellen, dass die Dinge nicht so einfach laufen wie gedacht und seine Verwicklung in die Angelegenheit mit der Übergabe der Daten noch längst nicht beendet ist.
Die in der Welt der Spionage angesiedelten Romane von Bestsellerautor John le Carré wurden bereits mehrfach erfolgreich fürs Kino adaptiert, zuletzt mit „A Most Wanted Man“ und „Dame, König, As, Spion“. Während im Fernsehen vor kurzem die Adaption von „The Night Manager“ als Mini-Serie für Aufsehen und Kritikerlob sorgte, erwartet uns mit „Verräter wie wir“ nun auch im Kino wieder eine neue le Carré-Verfilmung. Der gleichnamige Roman wurde dafür von Hossein Amini („Drive“) fürs Kino adaptiert und das Ergebnis unter der Regie von Susanna White kann sich sehen lassen. Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn von Anfang an fallen hier die großartige Kameraarbeit und die wunderschönen Bilder ins Auge. Doch glücklicherweise ist das noch nicht alles, was der Film zu bieten hat.
Schon der Einstieg in die Handlung fällt mit dem Kennenlernen zwischen Perry und dem zwielichtigen Dima spannend aus. Das sich entwickelnde Machtspiel zwischen den beiden Männern geht zwar schnell zugunsten von Skarsgårds Figur aus, schauspielerisch endet es aber dank des darstellerischen Könnens von Skarsgård und McGregor mit einem Unentschieden auf hohem Niveau. Eine Weile ergibt sich dabei die Spannung aus dem Zusammenspiel dieser beiden Figuren und der Ungewissheit, worauf das Ganze hinauslaufen wird und welches Ziel Dima eigentlich verfolgt.
Dass es dem russischen Mafioso tatsächlich um den Ausstieg aus dem organisierten Verbrechen und um den Schutz seiner Familie geht, wird ziemlich schnell klar. Die Spannung der Geschichte speist sich daher kaum aus der Frage, ob Dima denn ein doppeltes Spiel spielt und möglicherweise noch ganz andere Ziele verfolgt, sondern vor allem daraus, ob es dem MI6 mit Perrys Hilfe gelingt, Dima mit Frau und Kindern in den Westen zu überführen. Es wirkt allerdings ein wenig konstruiert, dass ausgerechnet der Oxford-Dozent Perry immer wieder in die Einsätze des Geheimdienstes mit einbezogen wird, um Dima auf der Flucht vor seinen Verfolgern in der Mafia zu helfen. Schließlich ist der Russe ein Verbrecher und Perry ihm nichts schuldig. Wie kann Perry so schnell davon überzeugt sein, dass es das richtige ist, Dima zu helfen? Vielleicht ist er als Professor für Poesie ja dazu veranlagt, stets an das Gute im Menschen zu glauben und mit einer gewissen Naivität ausgestattet.
Dank der durchweg spannenden Inszenierung kann man über solche kleineren Makel jedenfalls hinwegsehen. Weit weniger zu tun als Perry bekommt allerdings dessen Frau. Obwohl bei Gails Einführung in die Handlung betont wird, dass sie eine erfahrene und vielbeschäftigte Anwältin ist, darf sie im späteren Verlauf der Geschichte meist nur widerspruchslos ihrem Mann folgen. Der Film konzentriert sich ganz auf die Figuren von Perry, Dima und dem MI6-Agent Hector (Damian Lewis), was auch bedeutet, dass die Handlung stets geradlinig und übersichtlich bleibt. Zwar wird das Thema der unter Londoner Politkern verbreiteten Korruption kurz angerissen, in die Tiefe geht der Film dabei jedoch nicht. Das hat den Vorteil, dass man der Geschichte über die gesamte Laufzeit des Films leicht folgen kann, anders als etwa bei „Dame, König, As, Spion“, wo die Vielzahl an Figuren und Plotwendungen schnell für Verwirrung sorgte. Während die Handlung dort also äußerst komplex war, ist die Geschichte von „Verräter wie wir“ im direkten Vergleich geradezu banal. Die spannende Inszenierung, die gute Kameraarbeit und die beiden hervorragenden Hauptdarsteller machen das Ganze aber dennoch zu einem sehenswerten und kurzweiligen Vergnügen.
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