Skippy

MOH (20): 4. Oscars 1931 - "Skippy"

In unserer Serie "Matthias' Oscar History" (MOH) bespricht Matthias in jeder Folge jeweils einen der zwischen den Jahren 1929 und 2000 nominierten Oscar-Beiträge aus der Kategorie "Bester Film".

von Matthias Kastl / 21. November 2023

Nach dem Ausflug in den moralisch-dubiosen Boulevard-Sumpf der letzten Folge in "The Frontpage" ist es Zeit wieder mehr Leichtigkeit in diese Reihe zu bekommen. Und so widmen wir uns heute den unschuldigen Kinderabenteuern des Oscar-nominierten "Skippy" bei den vierten Academy Awards des Jahres 1931.


Skippy

Land
Jahr
1931
Laufzeit
85 min
Genre
Release Date
Oscar
Nominiert "Outstanding Production"
Bewertung
6
6/10

So ein bisschen Vorfreude kommt schon auf, wenn man unter den Drehbuchautoren von "Skippy" den Namen Joseph L. Mankiewicz entdeckt. Mit "Alles über Eva" hat dieser 1950 eines der besten Drehbücher Hollywoods aller Zeiten verfasst. Leider blitzt dieses Talent in "Skippy" nur selten auf. Der Film schildert die kleinen Alltagsabenteuer des Lausbuben Skippy (Jackie Cooper) und basiert auf den damals sehr beliebten Comic-Strips des Zeichners Percy Crosby. Crosby legte damals viel Wert darauf, seine Kinderfiguren vielschichtiger und realistischer darzustellen als es sonst oft in dem Medium der Fall war – das Ergebnis gilt heute als eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Charles M. Schulz und seine Peanuts.  

Diese Vielschichtigkeit ist im Film aber nur bedingt spürbar. Dabei hätte gerade die in dem Film entstehende Freundschaft zwischen Skippy und dem in Armut lebenden Jungen Sooky (Robert Coogan) das Potential für ein paar interessante sozialkritische Kommentare. Da kommt aber leider nicht viel. Dass Skippys Vater (Willard Robertson) die Slums, in denen Sooky mit seiner Familie lebt, aus hygienischen Gründen platt machen will, wird lange Zeit nur stiefmütterlich aufgegriffen. Stattdessen fokussiert man sich lieber auf die gemeinsame Mission der beiden Kinder, Sookys entführten Hund zu retten.
 


Das ist natürlich schon irgendwie ganz nett anzuschauen und es hat ja auch wirklich seinen Charme, wenn man keine große Story auspackt, sondern sich einfach nur auf die kleinen Alltagssorgen dieser beiden Kids fokussiert. Das Ergebnis hätte aber auch noch deutlich charmanter ausfallen können, wenn Skippy nicht immer wieder so penetrant neunmalklug daherreden würde. Oft merkt man auch, wie gerade die Kinderdarsteller sich hier ziemlich anstrengen müssen, um die oft langen und clever gemeinten Sätze, die aber meist nicht wie normale Kindersprache wirken, fehlerfrei aufsagen zu können. Das raubt dem Film doch schon einiges an Leichtigkeit.  

Etwas aufgefangen wird das durch die Rolle des Sooky, dem gefühlt die emotional ehrlichsten und herzergreifendsten Szenen gelingen. Falls einem die Gesichtszüge von Robert Coogan irgendwie vertraut vorkommen, Bruder Jackie war damals einer der größten Kinderstars Hollywoods und dürfte manchen vielleicht aus Charlie Chaplins wundervollem "The Kid" noch in Erinnerung sein. Den großen Durchbruch schaffte der kleine Bruder aber nie, während Jackie Cooper für seine Rolle als Skippy eine Oscar-Nominierung erhielt und im hohen Alter auch noch als Chef des "Daily Planet" in den Superman-Filmen mit Christopher Reeve auftrat.
 


Superkräfte hätte "Skippy" zwar nicht benötigt, aber zumindest mehr als nur Coogans Charme und ein paar nette Schmunzler. Auch das Ende wirkt etwas arg erzwungen, aber immerhin macht man es sich und seinen Protagonisten nicht zu einfach und löst alles nur in Wohlgefallen auf. So bleibt am Ende ein zwar phasenweise netter Ausflug in den Alltag zweier amerikanischer Kinder Anfang der 1930er, aber viel mehr halt nicht.

"Skippy" ist aktuell nicht als DVD auf Amazon in Deutschland verfügbar. Auf YouTube wird man auch nicht fündig und so bleibt nur noch die Empfehlung es auf Ebay zu probieren oder die Internetsuche "breiter" anzugehen.
 

Gleich zu Beginn dieses Interviews aus dem Jahre 1994 über seine Zeit als Kinderstar in den Anfangsjahren des Kinos spricht Jackie Cooper über eine Erfahrung am Set von "Skippy", die wir mal vorsichtig als pädagogisch bedenklich bezeichnen wollen.


Ausblick
In unserer nächsten Folge treffen wir bei unserem nominierten Film auf jede Menge Abenteuermut aber leider auch eine ausgeprägte Portion Rassismus.


Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.