The Kid

Originaltitel
The Kid
Land
Jahr
2000
Laufzeit
104 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Jan Kucharzewski / 14. Februar 2011

In „The Kid“ steht Bruce Willis wieder einmal an der Seite eines achtjährigen Jungen vor der Kamera. Was wie ein Versuch anmutet, den Überraschungshit „The Sixth Sense“ besetzungsstrategisch zu kopieren, entpuppt sich bald als eine konventionelle, aber recht unterhaltsame Disney-Komödie mit leichtem New Age Touch. 
In ihr spielt Willis den ebenso erfolgreichen wie zynischen Image-Berater Russ Duritz, der sich mit eiserner Disziplin und wenig Rücksicht auf seine Mitmenschen ein Vermögen erarbeitet hat. 
Da solche emotionslosen Karrieretypen in einem Disney-Film nicht lange ungestraft bleiben, sieht auch Russ sich eines Tages mit seiner eigenen Menschlichkeit konfrontiert - in Person eines pummeligen Jungen mit Sprachfehler und ständig laufender Nase. Fassungslos muß Russ erkennen, daß er seinem eigenen Ich im Alter von acht Jahren gegenübersteht. Natürlich wird er den kleinen „Rusty“ nicht mehr los, da dieser sich die Begegnung genauso wenig erklären kann wie sein erwachsenes „Alter Ego“. Mit Entsetzen stellt der Junge fest, was für ein „Versager“ er im Alter von 39 Jahren sein wird (er hat weder einen Hund namens Chester noch eine Familie, und Pilot geworden ist er auch nicht), während der erwachsene Russ mit Abscheu auf die Personifizierung längst vergessen geglaubter Kindheitserinnerungen blickt. Wohl oder übel müssen sich die beiden zusammenraufen, um herauszufinden, welchen Grund es für diese seltsame Begegnung gibt. Der Selbstfindungstrip kann beginnen. 

„The Kid“ hält sich strikt an sämtliche Konventionen einer Disney-Produktion. Der Film ist technisch und inszenatorisch einwandfrei und gleichzeitig voll von dick aufgetragener Sentimentalität. Dabei gestalten sich die ersten 45 Minuten des Streifens überaus temporeich und amüsant. 
Willis mimt den zynischen Geschäftsmann mit der nötigen Arroganz, ohne aber eindimensional zu wirken. Auch die Konfrontation mit der jüngeren Ausgabe seiner Selbst und die daraus resultierenden Zweifel an seiner geistigen Gesundheit bieten genug unterhaltsame Situationen, wobei die Pointen manchmal ins arg Slapstickhafte abgleiten. Doch das ist in Ordnung, schließlich ist der Film primär für Kinder konzipiert. 
Mit dem achtjährigen Spencer Breslin wurde mal wieder die Niedlichkeit in persona gecastet. Der Junge rotzt und watschelt dermaßen gekonnt durchs Bild, daß er sich in Sachen Leinwandpräsenz nicht hinter dem Veteranen Willis verstecken muß. 
In der zweiten Hälfte des Films gewinnt der eingangs erwähnte New Age-Aspekt aber die Oberhand, und der Film verkommt zur emotionstriefenden „Finde Dein Inneres Kind“-Odyssee. Erschreckend ist nur, wie gut er dabei trotz des offensichtlich manipulativen Charakters funktioniert. Kein anderes Studio beherrscht den Druck (oder Schlag?) auf die Tränendüse so perfekt wie Disney. „The Kid“ bildet da keine Ausnahme. Während im Hintergrund das Orchester einen sentimentalen Höhepunkt nach dem anderen aus den Dolby-Sourround-Boxen erklingen läßt und die Darsteller so richtig ordentlich flennen und knuddeln dürfen, wird im Publikum wohl das eine oder andere Taschentuch gezückt werden müssen. 
Daß der Film während des emotionalen Overkills auch an Tempo und Humor einbüßt, ist unvermeidbar. Schade, denn die erste Hälfte war ganz lustig. 
Unterm Strich ist „The Kid“ aber ein durchweg unterhaltsamer, leicht verdaulicher Film, in den Eltern ihre Kinder begleiten können, ohne sich langweilen zu müssen. Und am Schluß wartet er sogar mit einer platten aber nicht minder richtigen Botschaft auf. 


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