Eine Portion Cleverness, gepaart mit einer Spritze Kreativität
und einem richtigen Antagonisten, das hätte aus "The Sentinel"
noch einen wirklich unterhaltsamen Politthriller machen können.
Doch während das Casting einen mit der Zunge schnalzen lässt,
vermag die Story des neuesten Michael Douglas-Streifen nur ein gelangweiltes
Schulterzucken hervorzurufen. Eine gute halbe Stunde lang versteht
es der Film noch, für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen, doch
dann sind selbst überzeugende Darsteller machtlos angesichts
einer Handlung, die nach der Exposition in Punkto Spannung und Wendungen
locker von jeder Episode "24" in den Schatten gestellt
wird. Immerhin gelingt deren gefeiertem Hauptdarsteller Kiefer Sutherland
nach den Kurzauftritten vergangener Jahre ("Taking
Lives", "Nicht auflegen")
mit "The Sentinel" ein durchaus überzeugendes Kino-Comeback.
Da verzeiht man auch gerne, dass er im Grunde seinen "24"-Charakter
Jack Bauer fast eins zu eins auf die große Leinwand kopiert.
Agent Jack Bauer, Verzeihung, Agent David Breckinridge (Kiefer
Sutherland) wird damit betraut, den mysteriösen Mord an dem
Secret Service-Agenten Charlie Merriweather (Regisseur Johnson himself)
aufzuklären. Dieser hatte kurz vor seinem Tod noch auf ein
dringendes Gespräch mit seinem Kollegen und Freund Pete Garrison
(Michael Douglas) gedrängt, der sich in den Augen von Breckinridge
schon bald durch merkwürdiges Verhalten verdächtig macht.
Breckinridge ahnt nicht, dass es nicht nur der Mord an seinem Freund
ist, der Garrison schwer zu schaffen macht. Der gute Pete sieht
sich nämlich auch noch gleichzeitig einem Erpresser ausgesetzt,
dem nicht entgangen ist, dass Garrison heimlich eine Liaison mit
der First Lady (Kim Basinger) pflegt. All dies scheint dann noch
im Zusammenhang mit einer mysteriösen Warnung zu stehen, nach
der sich im Secret Service ein Maulwurf befindet, welcher ein Attentat
auf den US-Präsidenten (David Rasche) plant. Garrison sieht
sich also nicht nur mit einem unbekannten Erpresser und den hartnäckigen
Ermittlungen Breckindriges konfrontiert, sondern muss gleichzeitig
auch noch die Sicherheit des bedrohten Präsidenten garantieren.
Eigentlich
klingt das ja nach genügend Konfliktmaterial für 108 Minuten,
doch so verheißungsvoll diese Zutaten auch auf dem Papier
aussehen mögen, so enttäuschend spannungsarm ist letztendlich
das Resultat. Wirklich packende Politthriller waren leider rar gesät
in den letzten Jahren, und auch diese Romanadaption kann nur bedingt
seine Existenz rechtfertigen. Das Hauptproblem liegt dabei in einer
Story, welche die Möglichkeiten, sein Publikum zu überraschen,
ohne eines Blickes zu würdigen einfach links am Wegesrand versauern
lässt.
Dabei beginnt eigentlich alles relativ vielversprechend, versteht
der Film es doch in der ersten halben Stunde gekonnt, die verschiedenen
Konflikte und ein gewisses Grundinteresse an seinen Protagonisten
zu etablieren. Dann springen aber Einfallsreichtum und Intelligenz
Hand in Hand von Bord und der Film steuert auf Autopilot in Richtung
eines allzu routinierten und überraschungsarmen Finales. Auf
dem Weg dorthin verabschiedet man sich dann auch relativ schnell
von einigen zu Beginn noch durchaus interessanten Nebenplots: So
dürfen die arme Kim Basinger und Eva Longoria in der letzten
Stunde lediglich als stupide Stichwortgeber für ihre zwei männlichen
Kollegen agieren.
Stattdessen
konzentriert sich "The Sentinel" lieber auf Garrisons
Ermittlungen, welche sich aber nur mit viel Wohlwollen als faszinierend
oder gar fesselnd beschreiben lassen. So darf der Zuschauer zum
Beispiel zwei Minuten lang Garrison über die Schulter schauen,
wie dieser Fingerabdrücke in einem Labor analysiert. Wäre
das Ergebnis dieser Analyse zumindest überraschend, könnte
man dieser stark an "CSI" erinnernden Sequenz zumindest
noch etwas abgewinnen. Doch die meisten Erkenntnisse die Garrison
in seinen Ermittlungen gewinnt, sind oft derart vorhersehbar oder,
noch schlimmer, belanglos, dass es nur dem wie immer charismatisch
aufspielenden Douglas zu verdanken ist, dass man nicht vollkommen
das Interesse an dessen Figur verliert.
Glücklicherweise gibt es da aber auch noch Kiefer Sutherland,
der in bester Jack Bauer-Manier mit taktischen Anweisungen um sich
wirft und mit gezückter Waffe Terroristen auf den Leib rückt.
Wie in der Serie versteht es Sutherland auch hier, trotz Anzug und
Krawatte eine faszinierende Mischung aus aggressiver Coolness und
instinktgetriebener Killermentalität zu schaffen. Das ist dann
stellenweise so beeindruckend, dass man sich fast wünscht Sutherland
hätte die Hauptrolle übernommen. So überrascht es
dann auch nicht, dass die gemeinsamen Szenen von Sutherland und
Douglas zu den Highlights des Films gehören.
Leider reicht das aber nicht wirklich aus um die Spannung über
die volle Laufzeit aufrechtzuerhalten, da Breckinridge letztendlich
auch kein wirklicher Antagonist ist. Genau hier liegt ein weiteres
Übel des Films begraben, denn in diesem Punkt hätte "The
Sentinel" sich mehr von dem artverwandten "In the Line
of Fire" beeinflussen lassen sollen. Einen faszinierenden Bösewicht
der Marke John Malkovich sucht
man hier vergebens, stattdessen treten die wahren Drahtzieher nur
im Finale und dann auch äußerst farblos und austauschbar
auf. Dem Film fehlt dann leider auch ein wirklich zufriedenstellendes
Ende, denn nicht nur bleibt bei diesem ein wenig die Logik auf der
Strecke, es wird auch eine etwas zu stark patriotisch angehauchte
Prise Reue und Verantwortung hinzugefügt.
Vielleicht hätte ein wirklich brillanter Regisseur das Ganze
trotzdem noch zu einer kurzweiligen Angelegenheit machen können,
doch nach temporeichem Beginn bekommt Clark Johnson mit jeder Minute
spürbare Schwierigkeiten den Schwung des Films hochzuhalten.
Streckenweise wird zwar dann versucht durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen
zusätzliches Feuer zu entfachen, doch mit der spannungsarmen
Inszenierung des Finales kapituliert Johnson dann letztendlich doch
noch vor der mageren Storyvorlage.
So liegt es alleine an der guten ersten halbe Stunde und zwei überzeugenden
Hauptdarstellern, dass man "The Sentinel" zumindest noch
einen halbwegs annehmbaren Thriller nennen darf. Serien-Fans dürfen
dazu noch den Auftritt von "Sledge Hammer" als US-Präsident
addieren, bei dessen erstem Erscheinen man sich nur schwer ein Grinsen
verkneifen kann. Doch all das sind eher kleinere Freuden, die vielleicht
noch einen gemütlichen TV-Abend, aber nicht das Geld für
ein Kinoticket rechtfertigen. Gute Darsteller in einem etwas zu
spannungsarmen Thriller, das reicht leider nicht aus um die Erinnerungen
an "In the Line of Fire" verblassen zu lassen.
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