Saving Mr. Banks

Originaltitel
Saving Mr. Banks
Land
Jahr
2013
Laufzeit
126 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 5. März 2014

banks 1Die britische Romanautorin P.L. Travers (Emma Thompson) pflegt einen Lebensstil und eine Auffassung von gutem Geschmack, die so ziemlich das exakte Gegenteil dessen darstellt was der amerikanische Disney-Konzern zu Beginn der 60er Jahre repräsentiert. Daher hat sie auch jahrelang allen Avancen des Unterhaltungsimperiums und seines Chefs Walt Disney (Tom Hanks) persönlich widerstanden, der unbedingt ihr populäres Kinderbuch „Mary Poppins“ verfilmen möchte. Doch die eigene angespannte finanzielle Situation lässt der grimmigen Mrs. Travers irgendwann keine Wahl mehr und so macht sie sich auf ins Land des unbegrenzten Kommerzes, um über die Art der Adaption zu verhandeln. Ihre unverrückbaren Bedingungen: Kein Musical und keine Animationen.
 

banks 2Nun, wer den Disney-Klassiker kennt der weiß, dass es dann letztlich doch anders gekommen ist und sich die Autorin der Romanvorlage mit ihren Forderungen nicht durchsetzen konnte bzw. irgendwann davon abgerückt ist. Wie das geschah, erzählt der Film „Saving Mr. Banks“, der aber eben auch eine Disney-Produktion ist, und niemand wird ernsthaft erwarten, dass der Mäuse-Konzern sich und seinen Gründer hier nun moralisch fragwürdig oder gar unsympathisch präsentiert. Mehr als ein wenig Selbstironie darf man nicht erwarten, wenn etwa beim Empfang der widerspenstigen Schriftstellerin derart mit putzigen Kuscheltieren und verkitschten Geschenken aufgefahren wird, dass es nicht nur dem kultivierten Gast graust.

Den von einigen Leuten auch durchaus kritisch gesehenen Firmenchef Walt Disney gibt Tom Hanks hier aber als zwar durchaus harten Geschäftsmann, der aber zugleich auch ein sentimentaler Träumer ist und stets danach strebt die Leute glücklich zu machen. Daher verpasst man ihm als Hauptmotivation für den Wunsch, unbedingt „Mary Poppins“ zu verfilmen, dann auch ein Versprechen welches er seinen Kindern gegeben hat.

banks 3Man sollte diese Geschichte was ihren Wahrheitsgehalt betrifft also schon mit etwas Distanz betrachten, auch oder gerade weil man sich von Seiten der Filmemacher geradezu krampfhaft bemüht, den gegenteiligen Eindruck zu erwecken. Bezeichnend dafür ist vor allem der Abspann, den man mit Ausschnitten der Originaltonbandaufnahmen von den Lesungen und Proben mit P.L. Travers unterlegt hat und die offensichtlich belegen sollen, dass die Dame tatsächlich so kratzbürstig und steif war, wie man uns vorher gezeigt hat. In der Tat wird diese Figur zunächst derart schlechtgelaunt und stur gezeichnet, dass man sie eigentlich kaum ertragen kann. Doch einer Emma Thompson gelingt es dabei all diese Szenen gleichzeitig mit einem unterschwellig sarkastischen Humor zu unterlegen, so dass man trotzdem schmunzeln muss. Insbesondere ihre Dialoge mit dem von Paul Giamatti gespielten Chauffeur, der nur äußerlich den kalifornischen Sunnyboy darstellt, sind wahre Kabinettstückchen.

Überhaupt wird der Film vom Spiel seiner Hauptdarsteller getragen, denen es gelingt ihren Figuren Charisma und Liebenswürdigkeit zu verleihen, während sie sich gleichzeitig in spitzen Dialogen duellieren. Eine Oscar-Nominierung für zumindest Emma Thompson wäre da eigentlich angebracht gewesen, stattdessen wurde "Saving Mr. Banks" von der Akademie aber vollständig ignotiert.

banks 4Da man aber anscheinend der Meinung war, dass dieses hin und her zwischen Streit und Annäherung allein den Film nicht füllt, gibt es auch noch eine zweite Handlungsebene, welche die Kindheit und Jugend von P.L. Travers zu Beginn des 20. Jahrhunderts schildert, die vor allem von ihrem zwar leidenschaftlich in seine Kinder vernarrten, aber auch dem Alkohol verfallenen und daher oft verantwortungslos agierenden Vater (Colin Farrell) geprägt war. Immer wieder unterbrechen Einschübe aus dieser Zeit die Haupthandlung und sollen uns erklären, warum die spätere Schriftstellerin so wurde wie sie ist und wie sich in ihrem „Mary Poppins“-Buch die eigene Familiengeschichte wiederfindet (wobei dann auch die Bedeutung des titelgebenden „Mr. Banks“ klar wird). Es ist allerdings eine ziemliche Holzhammer-Psychologie, die man hier auftischt, und zudem natürlich schlicht die Disney-Interpretation einer sehr persönlichen Geschichte – man darf vermuten, dass Frau Travers auch darüber nicht allzu amüsiert gewesen wäre.

Die uns erzählte „wahre Geschichte“ darf man also durchaus mit einigen Anmerkungen und Fragezeichen versehen, insgesamt bleibt der Eindruck aber trotz allem im leicht positiven Bereich, aufgrund des pfiffigen Skripts (zumindest was die Hauptebene angeht) sowie dem Einblick in die Disney-Welt der 60er Jahre, wo wir das frühe erste Disneyland besuchen oder etwa den berühmten Sherman-Brüdern beim Entwickeln ihrer unwiderstehlichen Melodien zuschauen können. Und natürlich wegen der hervorragenden Schauspieler, von denen dieser Film in allererster Linie lebt.

Bilder: Copyright

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