Laut eigener Aussage schon seit Jahren sein Traumprojekt, ist die Neuverfilmung von Stephen King´s „Running Man“ für Edgar Wright nun doch noch Realität geworden. Was zu einem guten Teil sicher dem Erfolg der beiden „Es“-Filme zu verdanken ist, denn in deren Windschatten wurde zuletzt ja wieder für diverse neue King-Adaptionen grünes Licht gegeben. Da die erste Verfilmung aus den achtziger Jahren mit Arnold Schwarzenegger in der Titelrolle sich damals sehr stark vom Roman entfernte ist eine neue Version hier zudem recht leicht zu rechtfertigen, auch wenn das Grundthema der im TV übertragenen Gladiatorenspiele um Leben und Tod seither schon mehrfach durchgespielt wurde, unter anderem sehr erfolgreich mit der „Tribute von Panem“-Reihe. Zwar genießt der alte Film aufgrund einiger trockener Oneliner und seinem eher unfreiwilligen Trash-Faktor einen gewissen Kultstatus, mit einem echten ikonischen Klassiker haben wir es dabei aber nicht zu tun, daher also: Auf ein Neues!

Auch im realen Jahr 2025 spielt diese Geschichte in einer nahen Zukunft, in der die Städte zwar noch nicht völlig anders aussehen, sich die Schere zwischen Arm und Reich aber noch weiter geöffnet hat und zahlreiche Obdach- und Arbeitslose die Straßen bevölkern. Zu denen gehört seit kurzem auch Ben Richards, (Glenn Powell) der sich ein wenig zu sehr für seine Kollegen und soziale Gerechtigkeit eingesetzt hat, um damit nicht einigen großen Tieren auf die Füße zu treten. Da er und seine Frau Sheila eine kranke Tochter mit teuren Medikamenten zu versorgen haben, entschließt sich Ben aus Verzweiflung an der erfolgreichsten aber auch umstrittensten TV-Show des Landes teilzunehmen: In „Running Man“ müssen die Kandidaten dreißig Tage am Leben bleiben um einen gigantischen Geldgewinn einzustreichen – was noch niemandem gelungen ist, da die für die Jagd engagierten „Hunter“ ihren Job verstehen und zudem jeder Zuschauer durch Hinweise zum Aufenthaltsort der Gesuchten selbst Geld gewinnen kann. Von Ben Richards verspricht sich Konzernchef Dan Kilian (Josh Brolin) aber eine besonders gute Einschaltquote, scheint der genauso wütende wie sportliche Mann doch der ideale Protagonist für seine brutale Show zu sein.

Wer dessen Darstellern Glenn Powell zuvor nur in der Erfolgskomödie „Wo die Lüge hinfällt“ gesehen hat“ könnte dagegen ein paar Zweifel haben ob der Shooting Star hier wirklich passend besetzt ist. Aber doch, Powell wirkt extrem durchtrainiert, aggressiv und wild und liefert mit diesen Attributen vor allem in der ersten Hälfte eine beeindruckende Leistung ab. Wobei „wild“ auch für den gesamten Film gilt, kommt diese Dystopie doch außerordentlich laut, rasant und bombastisch daher und setzt sich allein damit und dank des erkennbar größeren Budgets vom Vorgänger ab. Vor allem die ganzen Logos, Displays und Drohnenkameras erschlagen einen fast in ihrer Wucht, so dass die (wenigen) leiseren Momente mit ein paar Charaktermomenten und ein wenig Sozialkritik dann fast unpassend wirken. Daher ist das ganze aber so auch nicht mehr als großes, effekthaschendes Actionkino. Viel zu glatt und gradlinig jedenfalls für eine echte Mediensatire wie sie ein Paul Verhoeven einst mit „Total Recall“ oder den „Starship Troopers“ gelungen ist.
Und doch, die durfte man schon ein wenig erwarten, wenn der Regisseur Edgar Wright heißt, der sich mit Werken wie „Shawn of the Dead“ oder „Hot Fuzz“ ja schließlich auch eine gar nicht mal kleine Fangemeinde erobert hat, die ihn dafür zum „Kultregisseur“ kürte. Es ist natürlich nicht ganz klar wie kurz die Leine war an der Wright hier seine eigenen Ideen umsetzen durfte oder wie stark ihm da vielleicht doch reingeredet wurde. Für das oben erwähnte „echte Herzensprojekt“ kommt sein „Running Man“ aber viel zu brav und generisch und ohne erkennbaren eigenen Stil daher. Da auch die meisten Actionszenen eher solide Kost als wirklich Außergewöhnliches bieten bleibt dann am Ende leider nur recht durchschnittliches Blockbusterkino, das in erster Linie mit Tempo, Bombast und einem starken Hauptdarsteller punktet.
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