Vor ein paar Jahren hatte die britische Presse die Zombie-Komödie "Shaun of the Dead" zum Kultfilm erklärt, doch da war Filmszene noch vorsichtig, allzu überschwänglich in den Lobreigen mit einzustimmen. Das haben die Macher Edgar Wright und Simon Pegg wohl als Provokation verstanden und legen so nun mit "Hot Fuzz" nach - und wie! Das Ausgangsszenario mag auf den ersten Blick vielleicht nicht so abgefahren klingen wie das des Vorgängers, doch das fertige Endprodukt macht es nun tatsächlich leichter, genau das Wort in den Mund zu nehmen, welches uns bei "Shaun of the Dead" noch nicht so richtig über die Lippen kommen wollte. Obwohl der vollkommen schwachsinnige deutsche Zusatztitel dies erfolgreich zu verhindern erscheinen mag, verdient sich "Hot Fuzz" nicht zuletzt wegen des wohl witzigsten Showdowns der Filmgeschichte das Prädikat Kultfilm.
Ausgestattet ist der in diesem Jahr wohl nur schwer vom Thron der besten Komödie zu stoßende britische Export gleich mit einer ganzen Reihe vertrauter Gesichter des Vorgängers. Allen voran treffen wir wieder auf Shaun-Darsteller Simon Pegg und Nick "Playstation-Ed" Frost. Wie in "Shaun of the Dead" hat Pegg hat auch hier wieder die Hauptrolle inne und gibt nun den knallharten Londoner Polizisten Nicholas Angel, dessen spektakuläre Einsätze und unerreichte Erfolgsquote die komplette restliche Londoner Polizei nun schon seit Jahren wie untalentierte Trottel dastehen lassen. Da hilft nur eins, nämlich den alle in Verlegenheit bringenden Kollegen in die verschlafene Ortschaft Sandford zu versetzen. Dort warten entlaufene Schwäne und betrunkene Jugendliche auf den frustrierten Elite-Cop, der zu allem Überfluss auch noch den fanatischen Action-Film-Fan Danny (Nick Frost) als neuen Kollegen zugeteilt bekommt. Danny, dessen Vater Frank (Jim Broadbent) der Polizeichef des kleinen Dorfes ist, kann es kaum abwarten den Supercop aus der großen Stadt im Feuergefecht zu erleben, doch das scheint in Sandford wohl leider nur schwer realisierbar. Doch eine Reihe tödlicher "Unfälle" und der zwielichtige lokale Supermarktleiter Simon Skinner (Timothy Dalton) wecken bald die Aufmerksamkeit des stets wachsamen Nicolas und so darf, nicht wirklich überraschend, Dannys Hoffnung auf richtige Action dann doch noch zur Realität werden.
Man ahnt es schon, die beschauliche Landidylle und Zombie-Armut wird den Film nicht davon abhalten, sein Publikum mit einer kleinen Portion Gewalt und morbider Späße zu beglücken. Abgetrennte Köpfe und Kung-Fu-Attacken auf mit Schrotflinten bewaffnete Großmütter lassen uns an dieser Stelle aber innehalten und einen präventiven Humor-Check beim potentiellen Kinogänger vornehmen. Wenn John Cleese (alias Sir Lancelot der Tapfere) in Monty Pythons "Die Ritter der Kokosnuss" enthusiastisch die halbe Belegschaft einer Burg hinwegmeuchelt, nicht ohne sich natürlich anschließend bei den wenigen (aber sehr verständnisvollen) Überlebenden für sein Verhalten zu entschuldigen, einen damit aber nur dazu veranlasst gelangweilt zur Uhr zu blicken - ja, dann sei man gut beraten um "Hot Fuzz" einen großen Bogen zu machen. Wer dagegen diese Szene als eines von dutzenden Highlights in einem der witzigsten Filme, die je gedreht wurden betrachtet, der darf sich diesen Sommer auf einen der lohnenswertesten Kinobesuche der letzten Jahre freuen.
Ja, die Engländer mögen das Fußballspielen verlernt haben, ihren schwarzen Humor raubt ihnen aber keiner so schnell. Dabei sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass "Hot Fuzz" wie auch "Shaun of the Dead" oft erfolgreich mit leichterem Humor hantiert. Anstatt Zombie-Filmen haben sich Pegg und Wright nun das Action-Genre für ihre Hommage und liebevolle Veralberung ausgesucht, verzichten dabei aber nun ganz auf die ernsteren Zwischentöne, welche noch insbesondere das letzte Drittel des Vorgängers ausgezeichnet hatten.
Schade ist es nicht drum, denn die Gags sind nicht nur zahlreich sondern treffen schon beinahe mit erschreckender Präzision fast immer ins "Schwarze". Das beginnt mit dem wundervollen Cameo-Auftritt der kaum zu erkennenden Cate Blanchett und setzt sich dann mit liebevollen Seitenhieben auf das Landleben fort. Das alles ist so gut wie immer witzig, charmant, clever und erfrischend, Worte die man viel zu selten in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Komödien in den Mund genommen hat. Es grenzt schon fast an Genialität, wie Pegg und Wright hier zum Beispiel das harmlose Sandford kontinuierlich zu einer möglichen Brutstätte von Massenmördern und Gangstern aufbauen, wo in jedem Fleischfachverkäufer ein potentieller Killer steckt. Alleine der von Ex-Bond Timothy Dalton brillant verkörperte Supermarktleiter ist eine der wundervollsten Nebenfiguren, die das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Angereichert wird das Ganze dann auch noch mit reichlich Filmreferenzen, nicht zuletzt auch an den eigenen Vorgänger.
Im Mittelteil setzt zwischenzeitlich aber leider auch ein klein bisschen Leerlauf ein. Dies liegt hauptsächlich an den Auftritten der etwas nervigen zwei Andys, die einzigen beiden Figuren, die nicht mit wirklich gelungenen Gags versorgt werden. Das restliche Ensemble dagegen macht seine Sache prächtig und so ist der Film selbst in dieser kurzen Schwächephase immer noch besser als das Meiste, was sich auf den Leinwänden so unter dem Namen Komödie tummelt.
Mehr als deutlich distanziert wird die Konkurrenz aber dann im schlichtweg genialen Schlussdrittel. Einen derart konstant lauten Lachpegel im Kino erlebt zu haben, daran kann sich der Rezensent selbst bei langem Nachdenken nicht mehr erinnern. Wenn Angel inspiriert von einem "Bad Boys"-Video in die finale Schlacht zieht, dann beginnt eine atemlose Ansammlung von herrlichen Gags, bei denen ein Brüller den Nächsten jagt. Wo "Shaun of the Dead" am Ende in immer ernstere Gefilde abdriftete, gibt "Hot Fuzz" nun erst richtig Gas und man darf, den Humor-Check im Hinterkopf, den wohl witzigsten Showdown der Filmgeschichte genießen.
Der große Munitionsverschleiß sollte dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier verdammt clevere Jungs am Werke sind. Von der Entlarvung des wahren Schuldigen über die clevere Integrierung von Filmreferenzen bis hin zur wahrlich brillanten Location des Endduells, "Hot Fuzz" verwandelt sich in diesen letzten Minuten endgültig zu einem kleinen Juwel. Intelligenter kann man Nonsens einfach nicht auf die Leinwand bringen.
Es bleibt festzuhalten, auch wenn im Endeffekt immer noch ein klein bisschen Spielraum nach oben besteht: Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass wir dieses Jahr noch etwas Witzigeres in unseren Kinos präsentiert bekommen. Also, auf ins nächste Multiplex, Popcorn kaufen und einfach genießen.
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