Ja, er hat tatsächlich Wort gehalten und das gleich in doppelter Hinsicht. Nicht nur, dass Vin Diesel schlanke neun Jahre nach dem wirtschaftlichen Misserfolg der „Chroniken eines Kriegers“ nun doch noch einen weiteren „Riddick“-Film vorlegt. Wie vor gut zwei Jahren bei uns im Imterview versprochen ist es auch wirklich kein weichgespülter, familientauglicher Film geworden, sondern die angekündigte reinrassige Genre-Produktion der etwas härteren Kategorie. Und doch stellt sich beim Betrachten des dritten Films eine gewisse Enttäuschung ein, denn um eine echte „Fortsetzung“ in dem Sinne, dass das im Vorgängerfilm entworfene Universum weiter ausgeschmückt und aufgeworfene Fragen auch beantwortet werden, handelt es sich hier leider nicht.
Mittels eines kurzen Dreiminuten-Rückblicks entledigt man sich nicht wirklich elegant des Ballasts aus den „Chroniken“, dann ist von Necromongern, Lord Marshalls und dem Underverse nicht mehr die Rede. Stattdessen erleben wir den Weltraum-Nomaden und immer noch gesuchten Verbrecher Riddick (Vin Diesel) ausgesetzt auf einem lebensfeindlichen Planeten. Zunächst ganz allein sieht er sich dort diversen Bedrohungen durch Flora und Fauna gegenüber und stellt sich schließlich gleich zwei Teams von Kopfgeldjägern entgegen. Die wollen seinen Kopf und Riddick will ihr Raumschiff, um sich noch rechtzeitig vor einer nahenden großen Gefahr in Sicherheit zu bringen. Das zahlenmäßige Ungleichgewicht korrigiert der überlegene Kämpfer dabei schnell zu seinen Gunsten.
In der ersten Viertelstunde wird praktisch kein Wort gesprochen, und wenn man doch mal eine Stimme hört, ist es das tiefe Organ des als Erzähler fungierenden Riddick. Der ist schon zu Beginn halbtot und eigentlich völlig chancenlos gegen all das aggressive und fleischfressende Zeug um ihn herum, lässt sich aber erwartungsgemäß nicht unterkriegen und hat immer noch einen Trumpf im Ärmel. Damit führt man den Charakter konsequent zu seinen Anfängen in dem damaligen Überraschungserfolg „Pitch Black“ zurück, was vermutlich nicht die schlechteste Entscheidung ist. Schließlich schlug der Versuch, mit den überladenen und nicht allzu gut durchdachten „Chroniken“ eine groß angelegte "Space Opera" zu entwickeln, kolossal fehl und konnte als jugendfreies Spektakel weder die angestammten Fans begeistern noch ein ausreichend neues Publikum gewinnen. Somit war auch relativ schnell klar, dass man Diesel und seinem Regisseur David Twohy nicht noch einmal mehr als 100 Millionen Dollar zur Verfügung stellen würde und diese bei einem weiteren Film deutlich kleinere Brötchen zu backen hätten. Der Figur Riddick schadet das auch nicht unbedingt, aber trotzdem ist es natürlich schon eine kleine Mogelpackung wie man nun hier den vielversprechenden Cliffhanger des Vorgängerfilms mal eben schnell (nicht) auflöst.
Dafür wird aber der Splatter-Anteil wieder deutlich hochgefahren, es fließt reichlich Blut und die mehr oder weniger entbehrlichen Mitglieder der beiden gelandeten Teams werden nach bekanntem „Zehn kleine Negerlein“-Muster auf kreativ-brutale Art aus dem Spiel genommen. Dabei ist die Ein-Mann-Armee Riddick allen Anderen stets einen Schritt voraus und im Grunde so überlegen, dass keine wirkliche Spannung aufkommen mag. Keiner der weiteren Protagonisten ist ihm auch nur ansatzweise ebenbürtig, weder die als toughe Lesbe fungierende Dahl (Katee „Battlestar Galactica“ Sackhoff) noch die beiden Anführer der Kopfgeldjäger Santana (Jordi Molla) und Johns (Matt Nable). Letzterer schlägt immerhin mit seinem eigentlichen Anliegen einen inhaltlichen Bogen zurück zu „Pitch Black“, welcher allerdings bei näherer Überlegung nicht so wirklich Sinn macht.
Ganz klar: Wer die Figur Riddick mag und wem es genügt, wie der lässig und überlegen seine Gegner dezimiert, der kommt hier durchaus auf seine Kosten. Die Fokussierung auf einen Schauplatz hält das Budget zwangsläufig niedrig, so dass der vorhandene Etat von rund 40 Millionen Dollar in die Kulissen und Kreaturen vor Ort fließen konnte, wodurch der Film dann auch trotzdem ganz ordentlich aussieht. Besonders originell und interessant ist das, was man sich dafür ausgedacht hat, allerdings nicht und die Behauptung von Regisseur Twohy, man hätte sich bei der Geschichte vom Spätwestern „Jeremiah Johnson“ inspirieren lassen, darf man nicht allzu ernst nehmen. Denn dieser Vergleich scheitert bereits daran, dass der zivilisationsmüde Einzelgänger Robert Redford damals ungewollt in neue Auseinandersetzungen verwickelt wurde, während Riddick seine Gegner hier ja ganz bewusst selbst herbeiruft.
In „Riddick“ nach einer tieferen Message oder Philosophie zu suchen ist daher vergebliche Mühe, doch mit diesem Vorsatz wird wohl auch nur ein sehr kleiner Teil des Publikums seine Kinokarte lösen. Wer dagegen einfach nur einen kernigen Action-Film sehen und Spaß mit einem der unbestritten coolsten Kino-Charaktere überhaupt haben möchte, der wird hier zumindest ordentlich bedient.
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