Need for Speed

Originaltitel
Need for Speed
Land
Jahr
2014
Laufzeit
131 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 18. März 2014

nfs 1Angesichts der enormen Umsätze, welche die mittlerweile sechs Filme umfassende Testosteron-Saga „The Fast & The Furious“ generiert, war es natürlich nur eine Frage der Zeit bis irgendjemand versucht sich an die Masche anzuhängen und ebenfalls mit den Zutaten schnelle Autos & coole Typen daherkommt. Um nicht von vornherein als allzu billiger Abklatsch zu wirken hilft es, sich an eine bereits existierende Marke anzuhängen und die fand man in der populären Videospiel-Reihe „Need for Speed“. Viel mehr als ständige Rennen in sehr vielen unterschiedlichen Wagen gibt diese zwar nicht her - von einer "Storyvorlage" kann man hier also kaum sprechen - doch das reicht allemal als Rechtfertigung für die Inszenierung spektakulärer Stunts. Dass man dann um diese herum auch noch irgendwie eine simple Geschichte basteln muss ist klar. Ein ziemliches Rätsel bleibt jedoch warum man die dann auf unfassbare 130 Minuten ausgedehnt hat und somit am Ende ein Produkt vorlegt, welches nicht nur ziemlich stumpfsinnig, sondern über weite Strecken einfach unsagbar öde ist.
 

nfs 2Dem talentierten Hobby-Racer Tobey Marshall (Aaron Paul) und seinen Kumpels macht das Schrauben in ihrer Autowerkstatt zwar extrem viel Spaß, doch finanziell sieht die Lage nicht rosig aus. Daher entschließt sich Tobey unter dem Protest seiner Freunde, den Auftrag seines alten Konkurrenten Dino Brewster (Dominic Cooper) anzunehmen und einen besonderen Wagen so zu tunen, dass dieser beim Verkauf eine gewaltige Summe einbringt. Gleichzeitig erteilt er Dino eine Lektion hinsichtlich der Frage, wer von Beiden der schnellere Fahrer ist, doch für diese Demütigung rächt Dino sich auf seine Art: Bei einem illegalen Wettrennen verursacht er den Tod von Tobeys Freund Little Pete, schiebt diese Aktion jedoch seinem Rivalen in die Schuhe und bringt diesen damit vorübergehend ins Gefängnis. Nach der Entlassung sinnt Tobey auf Rache und die will er sich beim legendären Rennen „The De Leon“ holen, welches von dem geheimnisvollen Monarchen (Michael Keaton) organisiert wird. Zusammen mit der smarten Julia (Imogen Poots) besorgt er sich das ehemals von ihm selbst aufgemotzte Auto zurück und versucht sich erst einmal für das große Rennen zu qualifizieren. Dabei kann er zwar auf die Unterstützung seiner Kumpel bauen, doch sein alter Widersacher Dino greift zu radikalen Mitteln und setzt ein Kopfgeld auf Tobey aus.   
 

nfs 3Die Stichworte „Kopfgeld“ und „Geheimrennen“ finden sich bereits in jeder Inhaltsbeschreibung zum Film, doch dauert es gut die Hälfte der Laufzeit, bis wir endlich an diesem Punkt angelangt sind. Und obwohl man sich also ellenlang mit der beschriebenen Vorgeschichte aufhält, kann man deren Verlauf selbst dann genau vorhersagen, wenn man sich dem Geschehen auf der Leinwand nur mit mäßiger Aufmerksamkeit widmet. Und trotz aller Ausführlichkeit, mit der man sich der Entwicklung der tödlichen Feindschaft zwischen den beiden Hauptfiguren widmet, gelingt es nicht die Charaktere so zu gestalten, dass man vor allem an Tobeys Schicksal auch emotional teilnimmt. Aber wie soll das auch möglich sein, wenn sich selbst die vermeintlichen Sympathieträger aufgrund ihres „Need for Speed“ derart gemeingefährlich und kriminell benehmen, dass man kaum umhin kommt ihnen allesamt einen ordentlichen Crash zu wünschen?

In einem auf Interaktion ausgerichteten Videospiel mag es ja noch durchgehen, dass holzschnittartige Figuren einfach mal für den nächsten Kick rücksichtlos Leib und Leben der restlichen Bevölkerung aufs Spiel setzen. In einem Spielfilm, bei dem man sich für die Charaktere interessieren und mitfühlen soll, wäre jedoch ein Minimum an akzeptablem Sozialverhalten hilfreich. Klar, illegale Autorennen haben im Kino Tradition, doch dort wo früher das ausgekochte Schlitzohr auf dem Highway die Hölle los sein ließ oder sich eine Horde Geldgieriger ins „Rat Race“ begab, war zumindest noch eine gewisse Leichtigkeit und Selbstironie im Spiel – die Horde Wahnsinniger in „Need for Speed“ meint das alle jedoch völlig ernst und wird dabei von irgendwelchen moralischen Bedenken nicht einmal zart gestreift. Für so etwas sitzt dann mit Scott Waugh, der bereits mit seinem fragwürdigen Navy-Werbeclip "Act of Valor" eher unangenehm auffiel, auch der richtige Mann auf dem Regiestuhl.

nfs 4Doch gerade weil der Film für sich in Anspruch nimmt im Vergleich zur ja in der Tat sehr abgehobenen „Fast & Furious“-Reihe viel realistischer daherzukommen, funktioniert die geschilderte Herangehensweise hinsichtlich der Figuren und der Story leider überhaupt nicht. Sie trifft zweifelsfrei auf den Punkt „Autos und deren waghalsige Manöver“ zu, zumindest im direkten Vergleich mit der genannten Konkurrenz. Die Stunts bleiben hier in der Tat ein wenig mehr in der Realität verankert, wobei diese Aussage aber dennoch relativ zu sehen ist.  Es kommt daher auch nicht zu den sonst gerne genommenen Dauer-Verfolgungsjagden oder viertelstündigen Actiongewittern. Bedauerlicherweise ist jedoch alles, was hier nicht den „Action“-Stempel trägt, ganz furchtbar uninteressant. Und daher gehören gut 80 Prozent von „Need for Speed“ zur Gattung „Problemfilm“.

Lediglich der furiosen Imogen Poots („28 Weeks Later“) gelingt es in ihren Szenen, nicht nur mit den harten Kerlen problemlos mitzuhalten, sondern auch so etwas wie Frische und Witz in die Geschichte zu bringen. Die erste große Leinwand-Hauptrolle von Aaron Paul nach dem Ende von „Breaking Bad“ erweist sich jedoch als ziemliche Enttäuschung, denn der kann aus dieser Rolle auch nichts herausholen. Und wenn dann zum Finale endlich das große Rennen ansteht, darf man sich noch ein weiteres Mal wundern. Über einen unfreiwillig komischen Michael Keaton, der wie ein schriller Radio-Discjockey das Rennen kommentiert, von dem er und sein Publikum jedoch nicht viel mehr sehen als sich bewegende Punkte auf einem Monitor. Da hat es der Kino-Zuschauer zwar deutlich besser, denn dem wird immerhin visuell ein bisschen was geboten, aber erneut stellt sich ihm die Frage ob die das alles denn wirklich ernst meinen. Aber die hatten wir ja weiter oben bereits beantwortet: Ja, meinen die. Und zwar total.

Bilder: Copyright

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