John Green heißt der Schriftsteller, der aktuell wie kaum ein anderer mit seinen Coming of Age-Geschichten den Nerv des lesenden Publikums trifft. Glaubwürdige Charaktere und die Umschiffung der gängigen Klischees durch einen ganz speziellen Tonfall und Humor zeichnen dafür verantwortlich, Stärken die naturgemäß nicht so einfach vom geschriebenen Wort auf die Leinwand zu übertragen sind. Doch der Adaption „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ gelang genau dies kürzlich mit einer fast spielerisch anmutenden Leichtigkeit und so kann es kaum überraschen, dass nun mit „Margos Spuren“ bereits die nächste folgt. Die Produzenten sind dabei dieselben geblieben, doch das Ergebnis fällt diesmal ganz anders und ein wenig ernüchternder aus.
Der siebzehnjährige Quentin (Nat Wolff) ist ein eher unauffälliger Schüler, doch als sein jahrelanger Schwarm Margo (Cara Delevingne) ihn eines Abends fragt, ob er ihr nicht bei einer kleinen Rachetour als Fahrer helfen möchte, macht er den Streich gerne mit. Sowohl die Gegenwart von Margo, als auch das ihm bisher unbekannte Adrenalin machen die Nacht zu einem Erlebnis, das bei Quentin für eine Art Erwachen sorgt. Doch zu seiner Enttäuschung kommt Margo am nächsten Tag nicht zur Schule und bleibt auch in der Folge verschwunden – wieder einmal, denn die eigenwillige junge Frau gibt ihrer Umwelt und vor allem ihrer Familie mit solchen Aktionen immer wieder mal Rätsel auf. Quentin mag sich mit der Situation allerdings nicht abfinden und als er entdeckt, dass Margo ihm offenbar einige verschlüsselte Hinweise auf ihren neuen Aufenthaltsort hinterlassen hat, beschließt er sich auf den Weg zu machen – selbst wenn der ihn durchs halbe Land führen wird. Zusammen mit seinem Kumpel Ben (Austin Abrams), dem Pärchen Radar (Justice Smith) und Angela (Jaz Sinclair) sowie Margos Freundin Lacey (Halston Sage) beginnt für die Gruppe ein Road Trip, bei dem eventuell doch nur der Weg das Ziel ist.
Widmen wir uns zunächst dem kleinen Ärgernis der Titelgebung, denn wie schon bei „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ aka „The Fault in our Stars“ haben der deutsche und der Originaltitel nur wenig gemeinsam. Da trifft der Zorn zwar diesmal weniger den Filmverleih als den bereits zuvor verantwortlichen Buchverlag, doch ist es einfach schade, dass man sich nicht trauen mag den wesentlich lyrischeren Originaltitel „Paper Towns“ zu verwenden. Das Argument, dass dessen Bedeutung nicht sofort erkennbar ist, dürfte nämlich auch für die Mehrzahl des amerikanischen Publikums zutreffen. Der Film betreibt an der entsprechenden Stelle Aufklärung, die natürlich bei „Margos Spuren“ als direkte Beschreibung des Filminhalts nicht nötig ist.
So zart und luftig wie der Originaltitel kommt nämlich auch die Erzählung selbst daher, wir sind diesmal weit entfernt von der Dramatik und Bedeutungsschwere die „Schicksal“ bestimmte. Die Figur Margo ist nicht direkt Teil einer großen Liebesgeschichte, sondern fungiert eher als eine Art Katalysator für die weiteren Figuren, die erst durch die spontane Reise ihren eigenen Selbstfindungstrip starten. Margo-Darstellerin Cara Delevingne gilt zur Zeit als eines der weltweit meist-gehypten Models überhaupt, zur Beantwortung der Frage warum dem so ist trägt dieser Film aber nur wenig bei. Denn eine wirklich außerordentliche Ausstrahlung oder auch nur das von ihrer Figur behauptete Charisma zeigt sie hier genauso wenig wie zuvor in „Die Augen des Engels“. Nat Wolff qualifizierte sich offenbar mit seinem Part in „Schicksal“ dafür diesmal die Hauptrolle zu ergattern und ist nicht der einzige Darsteller aus diesem nun bereits sehr oft erwähnten Film, der hier erneut zu sehen ist, auch wenn es sich im anderen Fall nur um einen Cameo-Auftritt handelt. Seine Leistung ist mit „solide“ wohl am besten beschrieben.
Ohne deshalb uninteressant zu sein, plätschert alles ein wenig zu sehr dahin in dieser Geschichte übers Erwachsenwerden, die zudem nur wenig überraschende Erkenntnisse bringt. Das mag dann zwar durchaus gewollt und realistisch sein, allerdings mangelt es auch an weiteren Faktoren um den Mangel an Dramatik und Emotionen auszugleichen. Humor ist hier und da vorhanden, wird aber ebenfalls recht zurückhaltend eingesetzt und die Charaktere werden nicht stark genug ausgefeilt und ihre Storys zu kurz angerissen, um einen echten Eindruck zu hinterlassen. Die Adaption lebt so vor allem von der Stimmung und Atmosphäre, flammt nur kurzzeitig richtig auf um dann schnell wieder vom Wind verweht zu werden. Diese Margo hinterlässt daher nur wenig bleibende Spuren.
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