Mamma Mia! - Here we go Again

Originaltitel
Mamma Mia! Here we go Again
Land
Jahr
2018
Laufzeit
114 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
7
7/10
von Volker Robrahn / 18. Juli 2018

Der Erfolg war gigantisch, die an sich logische Fortsetzung aber trotzdem nicht so leicht auf die Beine zu stellen. Denn „Mamma Mia“, das Musical als auch der Kinofilm nach den Songs der populären Gruppe „ABBA“, hatte nicht nur bereits die bekanntesten Lieder der vier Schweden verbraten, die Geschichte von Donna und den drei möglichen Vätern ihrer Tochter Sophie war im Grunde auch auserzählt worden. Wie sollte also eine Fortsetzung aussehen, die auch den (notwendigen) Segen der beiden Komponisten Benny Andersson & Björn Ulvaeus erhalten würde? Mit dem bisher zwar nicht als Musikfilm-Macher aufgefallenen, als Kenner und Liebhaber der ABBA-Musik aber durchaus dafür prädestinierten Ol Parker („Best Exotic Marigold Hotel“) fand sich jedoch ein Regisseur und Drehbuchautor, der ein überzeugendes Konzept vorlegen konnte. Mamma mia! Here we go againEntstanden ist daraus ein ziemlich überdrehter Gute-Laune-Film, der aber nichtsdestotrotz sogar ein paar mehr besinnliche und dunklere Momente aufweisen kann, was sich auch in der Auswahl der Songs widerspiegelt.

Nach dem Tod ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) hat deren Tochter Sophie (Amanda Seyfried) den Traum vom eigenen schönen Hotel auf der griechischen Insel Lalokairi weitergeführt und steht nun kurz vor der großen Eröffnungsparty. Die Vorfreude darauf wird allerdings getrübt durch die angespannte Beziehung zu ihrem Dauerfreund Sky (Dominic Cooper) und die Tatsache, dass lediglich der mit ihr auf der Insel lebende Sam (Pierce Brosnan) bei ihr ist, während ihre anderen beiden „Väter“ Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgard) sich nicht für das Ereignis freimachen konnten. Zusätzlich droht ein aufziehender Sturm sogar die komplette Feier sprichwörtlich ins Wasser fallen zu lassen. Zwischendurch findet Sophie etwas Trost in der Erinnerung an die Erzählungen ihrer Mutter und daran, wie diese einst fast gleichzeitig die drei Männer ihres Lebens kennenlernte.

Man hat sich schon ein wenig strecken und behelfen müssen hinsichtlich einer neuen Story mit den bekannten Figuren, und so haben wir es nun mit einem Film zu tun, der halb Prequel und halb Sequel ist. Zudem macht der erste Satz der Inhaltsangabe bereits deutlich, dass Meryl Streep diejenige unter den vertrauten Namen ist, die nun nicht mehr dabei ist, jedenfalls nicht durchgehend, einen sehr schönen Auftritt von ihr bekommt man nämlich trotzdem zu sehen. In diesem haucht sie der Ballade „My Love, My Life“ dann aber derart viel Leben ein, dass auch diejenigen beeindruckt sein dürften, die diesen Song noch nie zuvor gehört haben.

Mamma mia! Here we go againDenn das ist einer der wesentlichen Unterschiede zum Vorgänger: ganz so viel zum Mitsingen gibt es diesmal halt nicht, es sei denn man ist schon ein Hardcore-Fan, der auch sämtliche, nie als eigenständige Single in den Charts gewesene Albumtitel von ABBA kennt. Okay, ganz ohne den Titelsong und einen Überklassiker wie „Dancing Queen“ geht es natürlich nicht, aber davon abgesehen haben wir es diesmal doch eher mit vielen Liedern aus der zweiten Reihe zu tun – wobei die Schweden ja damals tatsächlich die Messlatte für sich selbst derart hoch gelegt hatten, dass es auf ihren Alben kaum Füllmaterial gab und sich viele andere Künstler nach dem, was dort oder auch nur als B-Seite veröffentlicht wurde, die Finger geleckt hätten. So bleibt die Qualität des Songmaterials dann auch sehr hoch, wobei ein deutlicher Trend in Richtung Balladen festzustellen ist, was aber auch der melancholischeren und nachdenklicheren Stimmung entspricht, die die Trauer über den Verlust der von allen geliebten Donna mit sich bringt.

Mamma mia! Here we go againWas nicht heißt, dass es nicht auch den typischen Musical-Irrsinn zu bestaunen gibt, bei dem plötzlich irgendwelche Passanten sich in eine Gruppe einreihen und übermütig anfangen zu singen. Mit genau so einer Verrücktheit in Form der Teenager-Fantasie „When I kissed the Teacher“ (von Ulvaeus & Andersson vor 40 Jahren eigentlich mal als „Wegwerfkomposition“ eingestuft) eröffnet dann auch der Film und führt dabei den Neuzugang Lily James („Cinderella“) ein, die in die Rolle der jungen Donna eine ansteckende Frische einbringt und zudem auch noch richtig gut singen kann. Das galt ja bekanntlich nicht für jeden der Mitwirkenden, weshalb bei „Talenten“ wie Colin Firth oder Pierce Brosnan auch durchaus der Mut zu bewundern war, sich für „Mamma Mia!“ ein paar Blößen zu geben. Vor allem Brosnan hält sich in der Richtung diesmal aber sehr zurück, was ihn auch nicht allzu unglücklich machte, wie uns der ehemalige James Bond-Darsteller im Interview versicherte.

Zentrum und Herz des erneut in wunderschöner Kulisse (diesmal in Kroatien) gefilmten Geschehens ist aber die im Film genau wie im realen Leben einige Jahre älter gewordene und erneut von Amanda Seyfried gespielte Sophie. Die hat nicht nur mit dem Verlust ihrer Mutter zu kämpfen, sondern auch mit einer über die Jahre festgefahrenen Beziehung und ist daher immer noch auf der Suche nach ihrem richtigen Platz im Leben. Mamma mia! Here we go againWobei man hier selbstverständlich keine allzu tiefsinnigen dramatischen Abhandlungen erwarten darf, denn letztlich lebt die Musical-Form in erster Linie von der emotionalen, durch die Verbindung von Musik und Bildern erzeugten Stimmung. Und nur mit der dazugehörigen Abstraktion und Bereitschaft, auch stark Übertriebenes zu akzeptieren, ist dann auch ein Auftritt wie der von Cher überhaupt zu konsumieren, die hier zum Finale als Großmutter (!) mit Helikopter (!!) eingeflogen wird, dabei natürlich mit einem Outfit versehen ist wie es einer derartigen Diva zusteht und schließlich eine Version von „Fernando“ zum Besten gibt, der man das Attribut „ganz eigene Interpretation“ zumindest nicht absprechen kann.

Geschmackssache, das Ganze, natürlich. Eine grundsätzliche Empathie für die Kunstform Musical und die Pop-Melodien der Marke „ABBA“ sind einfach obligatorisch um auch beim zweiten Ausflug ins „Mamma Mia“-Land richtig Spaß zu haben. Möglich ist das aber zweifellos und zudem sind halt viele Songs der schwedischen Popkönige tatsächlich bemerkenswert zeitlos.

Bilder: Copyright

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