John Carter - Zwischen zwei Welten

Originaltitel
John Carter
Land
Jahr
2012
Laufzeit
132 min
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Volker Robrahn / 6. März 2012

„Was kommt denn da auf uns zu?“ dürften sich die Meisten gefragt haben, nachdem sie die ersten Bilder und die ersten Infos zur offensichtlich ziemlich aufwendigen Produktion „John Carter“ zu Gesicht bekamen. Das sah irgendwie nach einem ziemlich wilden Science-Fiction-Abenteuer aus, mit schönen Helden und riesigen Monstern. John CarterUnd das Ganze soll auch noch auf unserem bekanntermaßen unbewohnten Nachbarplaneten Mars spielen, anstatt in der für so etwas sonst gern genommenen unbekannten Galaxis weit, weit weg? Das roch doch recht stark nach ziemlichem Trash, scheint aber auch einer der teuersten Filme des Jahres zu sein. Was hat man sich also beim produzierenden Studio Disney bloß dabei gedacht?

Die kürzeste Antwort auf diese Frage lautet: „Avatar“, hat man sich dabei gedacht. Denn eines ist ganz klar: Ohne den kolossalen Erfolg von James Camerons Pandora-Spektakel hätte es „John Carter“ nicht gegeben. Auf der Suche nach einem dezent ähnlichen Stoff, mit dem man eventuell ein ähnlich großes Publikum erreichen könnte, landete man also bei den Mars-Abenteuern aus der Feder von Edgar Rice Burroughs, der natürlich vor allem durch eine andere Schöpfung berühmt geworden ist, die sich seit gut hundert Jahren von Liane zu Liane und auch durch unzählige Verfilmungen schwingt. Im Gegensatz zu „Tarzan, dem Herrn der Affen“ harrte der ebenfalls bereits im Jahr 1912 entstandene „John Carter“ jedoch lange Zeit vergeblich der Adaption durch Hollywood, außer einer leidlich erfolgreichen Comic-Serie aus dem Hause Marvel in den 70er Jahren war da nicht viel an Gastspielen in anderen Medien. Was hauptsächlich daran lag, dass es technisch kaum möglich war, die von Burroughs für die damaligen Pulp-Magazine erdachten Storys adäquat umzusetzen.

Das sieht im Computerzeitalter zwar nun anders aus, dafür stellt sich ein anderes, kleines Problem: Mag er auch eine Inspirationsquelle für Filmschaffende von George Lucas bis Cameron gewesen sein (und das war er tatsächlich), so sind die Abenteuer des „ersten echten Weltraumhelden“ doch aus heutiger Sicht mehr als nur ein wenig flach, altbacken und albern. Wie also das Ganze auf die Leinwand bringen? John CarterAls Etikettenschwindel, der nur den Namen „John Carter“ trägt und ansonsten völlig eigene Wege geht? Oder doch einigermaßen werkgetreu und im Geiste der Vorlage? Disney und ihr Regisseur Andrew Stanton, der nach den Pixar-Erfolgen „Findet Nemo“ und „Wall-E“ hier seinen ersten Realfilm vorlegt, entschieden sich für letztere Variante. Das dürfte die Puristen und Genre-Fans durchaus freuen, den vielzitierten „Normalzuschauer“ aber womöglich leicht verstören.

Der Beginn ist dabei noch relativ komplex und wird in Rückblicken erzählt: Der junge Edgar Rice Burroughs (Daryl Sabara) persönlich erhält aus dem Nachlass seines kürzlich verstorbenen Onkels John Carter (Taylor Kitsch) die Aufzeichnungen von dessen unglaublichen Abenteuern. Demnach stand Carter während des amerikanischen Bürgerkriegs auf der Seite der Verlierer und verlor zudem seine Frau. Desillusioniert gerät er als Flüchtling in einen Hinterhalt der Indianer und versteckt sich in einer Höhle. Dort gelangt er an eine Art mysteriöses Amulett, wacht kurz darauf an einem völlig fremden Ort wieder auf und wird von den „Tharks“ gefangen genommen, einem Stamm nicht-menschlicher Wüstenbewohner. Als John in die Auseinandersetzung verschiedener Interessengruppen wie den kriegerischen Zodangans unter Führung von Sab Than (Dominic West) und den Bewohnern der belagerten Stadt Helium um ihren friedliebenden Herrscher Tardos Mors (Ciaran Hinds) hineingezogen wird, erfährt er auch bald wo er gelandet ist: John CarterAuf dem Mars, der von dessen Bewohnern „Barsoom“ genannt wird. Verantwortlich für seinen Transfer war aber unbeabsichtigt eine weitere Rasse, nämlich die gottgleichen „Therns“, deren Anführer Matai Shang (Mark Strong) seine ganz eigenen Interessen verfolgt. Als John Carter aber schließlich auf die Prinzessin von Helium, die schöne Dejah (Lynn Cpllins) trifft und sich sofort verliebt, macht dass die Entscheidung auf welcher Seite der Mann von der Erde kämpfen will deutlich einfacher. Da er durch die auf dem Mars herrschende andere Gravitation mit besonderen Kräften ausgestattet wurde, sind die Dienste des Herrn Carter nämlich durchaus begehrt.

Dass der gute John dabei den vollen Durchblick hat, wer hier wann und warum gegen wen kämpft bzw. sich gerade wieder verbündet hat, darf dabei bezweifelt werden und stellt auch den etwas entspannter im Kinosaal sitzenden Betrachter vor eine mitunter knifflige Aufgabe. Durch das Bemühen, möglichst viele Stämme und Figuren aus dem Barsoom-Universum im Film unterzubringen, ist dieser nun damit überfrachtet und die vielen fremden Namen und Bezeichnungen mutieren zum Vokabeltest für den Zuschauer. Der tut aber eigentlich ganz gut daran, sich damit gar nicht erst zu belasten, ist doch das Spektakel ansonsten ziemlich sinnfrei und macht sich auch gar nicht erst die Mühe all die Fragen zu beantworten, die einem hier besser nicht auf der Zunge brennen. Wie diese verschiedenen Zivilisationen in der verödeten und ausgetrockneten Landschaft eigentlich so überleben und woher sie ihre beeindruckenden technischen Geräte haben, zum Beispiel. Vor allem aber, was das ganze Spielchen mit dem Unterstützen und manipulieren einzelner Personen durch die im Hintergrund agierenden „Therns“ eigentlich soll, wo diese doch die Macht und Möglichkeiten haben, ganze Zivilisationen zu lenken oder auch untergehen zu lassen.

Im Vergleich zur (als kleines Kind offensichtlich in einen Kessel voller Schminke gefallenen) Prinzessin Dejah wirkt eine Neytiri aus „Avatar“ da plötzlich wie ein höchst komplexer Charakter. Hier dagegen sind Männer noch echte, kämpfende und die Damen rettende Kerle oder sagen wir besser „Gladiatoren“, denn die prunkvollen Straßen oder Arenen erinnern doch stark an das alte Rom aus diversen schönen Monumentalschinken.

John CarterHört sich das bis hierhin recht abfällig an, so kann man doch kaum leugnen, dass „John Carter“ durchaus Spaß macht, auch wenn er vielleicht ein wenig zu ernst daherkommt. Irgendwo müssen die kolportierten 250 Millionen Dollar Produktionskosten ja schließlich auch geblieben sein und dementsprechend grandios sehen Kulissen und Effekte daher auch aus - abgesehen vielleicht von den computerspielartigen Hüpfern des Titelhelden. Der in den Trailern und Vorschauen vielbeworbene Kampf mit den weißen Riesen-Affen ist schon alleine ein paar Euro Eintrittsgeld wert und auch der komplette „Thark“-Stamm (unter dem sich die verfremdeten Willem Dafoe und Thomas Haden Church tummeln) gehört zu den bisher überzeugendsten CGI-Schöpfungen. Der Hauptdarsteller mit dem für unsere Ohren etwas putzigen Nachnamen erweist sich zwar nicht unbedingt als charismatisch, strahlt aber doch eine angemessene Coolness und physische Präsenz aus.

Langeweile kommt hier jedenfalls nicht auf, dafür ist das Gebotene viel zu bunt, beeindruckend und eben auch irgendwie „neu“. Schließlich präsentiert „John Carter“ ein auf der großen Leinwand bisher unbekanntes Universum, auch wenn dieses aus vielen Versatzstücken besteht, die wir durch die eigentlichen Epigonen nun bereits kennen.

Und so funktioniert er dann im Großen und Ganzen doch halbwegs gut, dieser Zwitter aus modernster Kinotechnik und der etwas holprigen, überholten Erzählweise der Groschenheft-Romane aus dem ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts, auch wenn die 3D-Effekte letztlich nur mittelprächtig gelungen sind und man gerade in diesem Punkt hier sicher etwas mehr erwarten durfte. Exakt einhundert Jahre hat sie also gebraucht, die erste richtige „John Carter“-Verfilmung. Somit kann der Genre-Freund sich zurücklehnen und hinter dieses Thema erst einmal einigermaßen zufrieden einen Haken machen - ist ja schließlich nicht unsere Sorge was das alles gekostet hat. Ob der Mann vom Mars auch zur dauerhaften Marke taugt und das Massenpublikum erreichen kann, bleibt dagegen abzuwarten.

Bilder: Copyright

8
8/10

Ich kann die Kritik von Herrn Robrahn absolut nachvollziehen, nur vergisst er beim Aufzählen der vielen kleinen Fehler eine Sache: Der Film ist einfach toll.
Natürlich bekommt man hier nicht die geschliffensten Dialoge und die 3D-Technik sollte sowieso sofort auf einem brennenden Schiff ins Meer geschickt werden, aber ich hatte selten so ein gutes Gefühl im Kino.
Das ist endlich mal wieder ein Fantasymärchen, wie man es sich wünscht. Allein die Trailer zu so einer Grütze wie Zorn der Titanen, die vorher liefen, machen einem deutlich, was dieser Film besser macht. John Carter spielt mit allen gängigen Klischees des Genres, wirkt dabei aber irgendwie nicht lächerlich. Vielleicht liegt das auch an den Schauspielern, die eben nicht die ganze Zeit den härtesten Blick in die Kamera werfen, wie es sich für echte Kämpfer angeblich gehört. Es ist viel eher eine Mischung aus Selbstironie und Ernsthaftigkeit und das macht den Film sehr sympathisch. Als Beispiel nenne ich nur die Szenen am Anfang und vor allem am Ende, die auf der Erde spielen.
Dazu kommt noch mit Woola ein wirklich fantastischer Comedy-Sidekick, der absolut platziert wirkt. Was eigentlich schon verwundert, wenn man bedenkt, dass dieser ein Mops-Jabba-Hybrid mit natürlichen Tausendmeilenstiefeln ist. Das hätte auch wieder sehr leicht sehr lächerlich werden können. Möglicherweise hätte Jar Jar Binks in Star Wars Episode I einfach nicht reden dürfen?
Ich muss noch anmerken: John Carter erinnert in manchen Abschnitten tatsächlich wie kein anderer Film an die alten Star Wars Teile. Und das macht es zumindest für mich noch schöner. Denn diese Filme haben mit den gleichen Schwächen auch fantastisch funktioniert.

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8
8/10

Sehr guter Film der die alten Traditionen endlich wieder aufleben lässt, nämlich
eine Geschichte zu erzählen und nicht sofort mit losgeballere und Explosionen aufwartet
als gäbe er kein Morgen.
Ja, es stimmt, ein etwas bekannteres Gesicht oder ein paar etwas talentiertere Schauspieler
wären kein Fehler gewesen.
Aber so wie sich die meisten Kritiker ins Zeug gelegt haben (nicht Herr Robrahn), könnte man
meinen die wären entweder von der Konkurrenz bestochen worden, oder haben einen 10 Minuten-Cut
gesehen und erbost darüber, dass sie keine DVD nach Hause bekommen haben, den Film zerrissen.

Glaubt ihnen NICHT, der Film ist verdammt gut. Er braucht seine 20 Minuten, aber dann wird er
immer besser.

9 Augen gäbe es wenn er in 2D wäre. Kann man eigentlich irgendwo eine "Ich will kein 3D"
Petition unterschreiben ? ^^

Ach ja, noch ein Grund, warum in den Kinos nichts los ist könnte ja eventuell sein, das man
wenn man als Familie in den Film geht der Spaß zwischen 60 und 70 ! Euro kostet. (mit etwas
Knabberkram und Cola)

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6
6/10

Der Film ist sicher ein interessanter Fall!
Einerseits gab es da wohl eine '300','Watchmen','Sin City'-Fraktion im Produtionsteam die einfach die Story eben "original Schundheftgetreu" auf die Leinwand bringen wollten.
Aber dann gab es da wohl auch eine Avatar/Star Wars/Herr der Ringe Fraktion die in erster Linie bunt-episches Fantasie-Großkino machen wollten.
Zwischen diesen beiden Polen pendelt der Film hin und her:
Manchmal wirkt er wie eine Protzproduktion mit unglaublich schlechtem Drehbuch, dann wieder wie ein B-Movie mit geradezu atemberaubenden Specialeffect-Schauwerten. (Habe den Film in 2D gesehen und glaube nicht dass es in 3D den Aufpreis lohnen würde.)

Teilweise bin ich echt unterm Kinosessel gelegen weil ich mich wegen der ultra-abgeschmackten Schundheft-Pathos vor Beömmelung nicht eingekriegt habe, aber es gibt auch Stellen an denen man etwas zu sehr "Oh Nein.. JAR JAR BINKS!!!" denken muss.
Da die Geschichte selbst älter ist als Star Wars und Avatar kann man dem Film vielleicht nicht vorwerfen in diesen beiden Filmen herumzuwildern, aber ziemlich offensichtlich ist es schon wieviele Ähnlichkeiten es dabei gibt.

Der Film hat mich aber definitiv auf andere Gedanken gebracht, auch wenn einem danach ob soviel hanebüchenden Blödsinns die Birne schon ein wenig schmerzen kann.

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8
8/10

Taylor Kitsch ist besser als Bruce Willis, und wer ein Märchen nach tiefdimensionalen Charakteren durchleuchtet, weiß eben, wie der Weg funktioniert, doch er geht ihn nicht.

Man könnte nun eine Menge abmeckern - ob römische Rüstungen und Schwerter auf lichtberiebenen Luftschiffen, ob die perfekte Dauerschminke der Professorin mit Sindbadschwert, oder das die Morph-/Beammeister der Therns diese Medallions noch brauchen ... es ist vergeben für ein Spaß machendes, unvergessliches Erlebnis aus der bunten Märchenkiste. Ich werde mich an den Film noch in zehn Jahren erinnern.

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4
4/10

Sinnbefreite Aneinanderreihung orgiastischer Optiken. Was bei Avatar noch funktionierte, gelingt hier irgendwie gar nicht. Ganz, ganz schlimm mal wieder die weibliche Hauptrolle. Was ist bloß mit den amerikanischen Frauen los? Bisschen Haut hier, bisschen Dekolleté da, tonnenweise Schminke und dann einen auf Lara Croft machen. Als ob Heidi Klum bei den Marines angeheuert hätte. Innere Logik: Man kann in widrigster Umgebung 10 Männern den Bauch aufschlitzen und danach immer noch aussehen, als ob man gerade frisch geduscht hätte. Dazu enervierendste Dialoge, die fern jeglicher menschlicher Logik stehen und eine Motivik, die schwerstautistische Züge aufweist, ohne es annähernd zu wollen.
4 Punkte gibt es für die CGI und den Mut, mal wieder eine Rahmenhandlung zu erzählen.

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2
2/10

Was ich erwartet hatte war eigentlich ein nett-kitschiges Sci-Fi-Märchen mit toller Optik und Retrocharme. Was ich gekriegt habe war ein endlos langweiliges und liebloses CGI-Portfolio, und nicht mal ein besonders gutes. Technisch natürlich nahezu perfekt, aber vom Design her mehr als seltsam - mal im Ernst, wer hat denn den Entwurf für diesen "Hund" z.B. auf dem Gewissen?
Kein einziger wirklich interessanter Charakter weit und breit, selbst das Schicksal des Helden ist einem eigentlich völlig egal. Und das allerschlimmste: kein, aber auch wirklich kein winziger Funke Humor! Eine solch uralte Geschichte im Jahr 2012 ohne jede ironische Brechung zu erzählen mag eine mutige Entscheidung sein, aber es funktioniert von vorne bis hinten nicht. Die Dialoge wirken dementsprechend wie aus einem schlechten 50s B-Movie, platt, belanglos und völlig verkniffen, und die Geschichte wälzt sich uninspiriert und chaotisch von einem Schauwert zum nächsten.
Ich hab die DVD auf meinem Rechner gesehen, und aus irgendeinem Grund ist beim Kampf mit den weißen Affen mein Videoplayer abgestürzt, und meine Reaktion war: Na Gott sei Dank, endlich Schluss mit dem Quatsch. Ich habe ihn tatsächlich nicht nochmal angeworfen um das Ende zu sehen - und DAS will wohl was heißen.
Wie jemand wie Stanton, der vorher bei Pixar an einer Reihe echter Meisterwerke mitgearbeitet hat, eine solch endlose Kette von Fehlentscheidungen verantworten konnte ist jenseits meines Begriffsvermögens. Dass der Film ein Boxoffice-Desaster werden würde hätte jedem schon bei der allerersten Testvorführung auffallen müssen.
Was für eine riesen Enttäuschung.

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2
2/10

Ich habe drei Anläufe gebraucht um die erste Stunde hinter mich zu kriegen. Den Rest ertrage ich einfach nicht mehr. Ein grauenhafter Film!

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