The Instigators

Land
Jahr
2024
Laufzeit
101 min
Regie
Release Date
Streaming
Bewertung
7
7/10
von Frank-Michael Helmke / 3. August 2024

Der suizidgefährdete Ex-Marine Rory (Matt Damon) und der alkoholsüchtige Ex-Knacki Cobby (Casey Affleck) sind sicher nicht die ersten Kandidaten, denen man einen ziemlich prestige-trächtigen Raubüberfall anvertrauen würde. Doch als der Ganove Mr. Besegai (Michael Stuhlbarg) mit einem gewissen "Fachkräftemangel" vor einem zeitkritischen Coup konfrontiert ist, heuert er in seiner Not ausgerechnet diese beiden an. Dass Rory und Cobby sich alsbald in einem riesigen Schlamassel befinden, ist allerdings nicht ihre Schuld, denn der vermeintlich simple Rein-Safe-ausleeren-Raus-Job verläuft nicht ganz so wie gedacht...

Zugegeben. Der erste von diversen Stolpersteinen innerer Logik, die sich im Verlauf von "The Instigators" auftun, ploppt schon gleich am Anfang auf, wo man sich schon zurecht fragen darf, ob das ganze Szenario, das Rory und Cobby zusammen auf denselben Coup schickt, nicht komplett hanebüchen ist. Es ist indes die eindeutige Stärke des Films, dass man sich mit diesen Gedanken nicht sehr lange aufhält. Denn unter der gekonnten Regie von Routinier Doug Liman nimmt der Film sehr schnell Tempo auf. Und wenn man dann mit ansieht, wie der geplante Coup rasant in sich zusammen fällt, weil wirklich gar nichts so läuft wie erwartet, ist man eigentlich schon bestens amüsiert und mehr als bereit, diesem Film auf seinem wilden, albernen, gelegentlich durchgeknallten und durchweg charmanten Weg zu folgen. 

Das ist zum einen Regisseur Liman zu verdanken, der genau erkannt hat, wo dieser Stoff seine Stärken und Schwächen hat, erstere perfekt ausspielt und über letztere hurtig hinweg inszeniert, so gut er kann, und seinem Film dadurch ein sehr gelungenes Pacing gibt. Zum anderen lebt "The Instigators" vor allem von der mühelosen Chemie zwischen Matt Damon (der hier mitproduziert hat) und Casey Affleck (der Co-Autor des Drehbuchs war). Die beiden kennen sich seit Kindertagen, haben schon diverse Male zusammen agiert, und spielen sich hier so souverän die Bälle zu, dass dieses ungewollt zusammengeworfene "odd couple" einfach großen Spaß macht. 

Dieser Spaß resultiert auch daraus, wie der Film immer wieder auf der Grenze zur Absurdität tänzelt, ohne je ganz hinüber zu hüpfen. Der Plot und auch manche Figur tendiert stark Richtung spaßiger Lächerlichkeit, doch da hier alle Beteiligten ihre Charaktere absolut geradeaus und bierernst spielen (abgesehen von Cobbys fast schon pathologischer ironischer Distanz), bleibt alles auf gewisse Weise geerdet und verleiht dem unterliegenden Humor der ganzen Schnurre noch eine nette trockene Note. 

Ich spare mir weitere Erläuterungen zur Geschichte und anderen auftretenden Figuren, um ganz bewusst nicht den einen oder anderen kleinen Aha-Moment zu zerstören, wenn durchaus bekannte Gesichter hier ihren stets gut besetzten Auftritt haben, und um vor allem keine der wilden Haken vorweg zu nehmen, die der Plot schlägt. Diese Kapriolen sind neben Regie und Hauptdarstellern das stärkste Pfund von "The Instigators". Zumindest ich habe schon eine ganze Weile keinen Film mehr gesehen, bei dem ich so wenig geahnt habe, wie es denn jetzt genau weitergeht. Um dann bestens unterhalten zu staunen, wie Rory und Cobby doch wieder aus der nächsten Bredouille rausstolpern. 

Die eingangs erwähnten Logik-Stolpersteine, die man im rasanten Mittelteil des Films weitestgehend vergessen hat angesichts dieses herrlich orchestrierten Chaos, häufen sich nach hinten raus dann allerdings leider wieder - ziemlich markant ab dem Moment, wo Cobby ein immens Plot-relevanter Geistesblitz kommt und man sich schon denkt "Das kommt der Handlung jetzt aber sehr gelegen, dass dir das gerade ganz von alleine klar wird". Von da an nimmt "The Instigators" im Laufe seines letzten Akts ein paar doch sehr bequeme und wenig glaubwürdige Abkürzungen, um zu seiner gewünschten Auflösung zu kommen. Das schmälert den Spaß nach hinten raus dann doch etwas, und man wünscht sich, dass die kreativen Köpfe hier einen etwas eleganteren und cleveren Weg raus gefunden hätten. 

Dem Vergnügen, dass "The Instigators" über 100 sehr kurzweilige Minuten ist, tut das aber keinen großen Abbruch. Früher, in einer anderen Zeit, als es noch keine Streaming-Dienste gab und das wahre Herz des Kinoprogramms von derlei Mid-Budget-Produktionen wie dieser bevölkert wurde, hätte man hier eine klare Besuchsempfehlung ausgesprochen. Angesichts des beinahe ausnahmslos mittelmäßigen und gänzlich unambitionierten Einheitsbreis, der sich vor allem bei den Netflix-Spielfilmen immer mehr ausbreitet, ist das Äquivalent für die heutige Zeit der gut gemeinte Rat, das eine Streaming-Abo vielleicht  mal einen Monat zu pausieren, und dafür mal beim durch die Bank deutlich stabileren Apple-Angebot reinzuschauen. Dieser sehr kurzweilige Genre-Mischmasch ist ein guter Anfangspunkt dafür.       

Bilder: Copyright

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
CAPTCHA
Diese Aufgabe prüft, ob du menschlich bist um Bots zu verhindern.