Der große Erfolg, den die Verfilmungen der "Twilight"-Saga für sich verbuchen konnten, ließ sämtliche Produzenten Hollywoods natürlich sofort auf die Suche nach der nächsten Romanreihe gehen, die sich in ein lukratives Franchise von Teenie-Filmen verwandeln lässt. "Transformers"-Regisseur Michael Bay, der ja unbestreitbar ein Näschen für massentaugliche Stoffe hat, roch in "Ich bin Nummer Vier", einem Roman von Pittacus Lore (ein Pseudonym, hinter dem sich die Autoren James Frey and Jobie Hughes verbergen), genau jenen nächsten großen Wurf. Produziert von Bay und unter der Regie von D.J. Caruso ("Disturbia") kommt nun also mal wieder eine Romanverfilmung in die Kinos, die alle Zutaten für ein Teenager-taugliches Kinoabenteuer enthält und außerdem - bei entsprechendem Erfolg - noch Erzählstoff für mehrere Fortsetzungen bereithält.
Und die Geschichte geht so: John Smith (Alex Pettyfer) scheint auf den ersten Blick ein ganz normaler Teenager zu sein, doch selbstverständlich trügt der Schein. Denn John ist kein Mensch. Er stammt vom Planeten Lorien, der von feindlichen Aliens - den Mogadori - zerstört worden ist, die nun Jagd auf die letzten Überlebenden machen. John ist dabei eines von neun Kindern Loriens, die spezielle Fähigkeiten besitzen und auf die Erde geschickt wurden, um vor den Mogadori in Sicherheit zu sein. Jedem der Neun ist eine Nummer zugeordnet und John hat - richtig - die Nummer Vier gezogen. Nachdem die Mogadori bereits Nummer eins, zwei und drei erwischt haben, sind sie nun hinter John und seinem Beschützer Henri (Timothy Olyphant) her, die gerade in ein beschauliches Städtchen namens Paradise gezogen sind, wo John sich auf seiner neuen High School schnell neue Freunde und Feinde gemacht hat. Zu ersteren zählt vor allem die Hobbyfotografin Sarah (Dianna Agron aus der TV-Serie "Glee"), der John schnell näher kommt. Doch die Mogadori sind ihm dicht auf den Fersen…
Einen Preis für außergewöhnliche kreative Leistungen haben sich die Macher von "Ich bin Nummer Vier" ganz sicher nicht verdient. Nicht nur ist die Geschichte des Films von überschaubarer Komplexität, sämtliche Erklärungen beschränken sich hier zudem auf ein Minimum bzw. werden gar nicht erst geliefert, so dass man die banale Ausgangssituation des gejagten Wunderkindes vom zerstörten Planeten einfach so hinnehmen muss, ohne Näheres zu erfahren. Was die Figuren betrifft, bekommt man hier genau das geboten, was in einem Teenie-Abenteuer zum Erzählstandard gehört: Einen ziemlich gut aussehenden jugendlichen Helden, der sich erst allmählich seiner wahren Bedeutung bewusst wird und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten entdeckt; seinen väterlichen Mentor und Beschützer, der für seinen Schützling immer nur das Beste will, aber dennoch nicht verhindern kann, dass dieser eigene Entscheidungen trifft; ein unschuldig dreinschauendes, aber irgendwie mysteriöses Mädchen, in das sich unser Held sofort verliebt; außerdem wären da noch der High-School-Nerd ohne Freunde sowie dessen ärgster Gegenspieler, der ständig nach der nächsten Schlägerei suchende Football-Captain, der zudem sauer ist, weil er früher mit eben jenem Mädchen zusammen war, an das nun der strahlende Helden sein Herz verloren hat. So weit, so einfallslos.
Die Jungschauspieler müssen sich zum Teil sichtlich Mühe geben, ihren Text ernsthaft rüberzubringen, und selbst Timothy Olyphant ("Deadwood", "Stirb Langsam 4.0") gelingt es nicht, seiner Figur wirkliche emotionale Tiefe und Ernsthaftigkeit zu verleihen (wenigstens bleibt ihm die bescheuerte Frisur, die er in seiner ersten Szene noch trägt, für den Rest des Films erspart).
Dabei geht der Film gar nicht so schlecht los: Die erste Szene, die den Angriff auf Nummer Drei zeigt, macht Lust auf mehr und auch mit Johns und Henris anschließender Flucht nach Paradise schafft es der Film, einen anständigen Spannungsbogen aufzubauen. Als dann aber die wirklich unsagbar platt und als böse Klischee-Aliens gestalteten Mogadori ins Spiel kommen, über deren genaue Motivation man so gut wie nichts erfährt und die hier nur als im Grunde vollkommen austauschbare Bedrohung fungieren, findet die spannungsgeladene Atmosphäre der Geschichte schnell wieder ein Ende.
Viel interessanter, weil emotional berührender ist da die Beziehung zwischen John und Sarah, die in der Mitte des Films ein, zwei wirklich berührende Szenen bereithält und in Verbindung mit Diana Agrons natürlichem, unaufdringlichem Schauspiel dann den besten Teil von "Ich bin Nummer Vier" darstellt. Der Schlussteil erstickt dann sämtliche ruhigeren Untertöne der Geschichte in einem ermüdenden Actionfeuerwerk, das durch viele schnelle Schnitte interessanter gemacht werden soll als es ist und mit ein paar überflüssigen CGI-Monstern aufwartet. Mit Nummer Sechs (Teresa Palmer) wird noch schnell eine weitere Figur ins Spiel gebracht, damit noch vor dem Abspann die Weichen für eine Fortsetzung gestellt werden können. Wirklich wünschenswert ist ein Sequel nach so einem verkorksten Auftakt allerdings nicht.
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