Harold & Kumar

Originaltitel
Harold & Kumar go to white castle
Land
Jahr
2004
Laufzeit
88 min
Genre
Regie
Release Date
Bewertung
6
6/10
von Frank-Michael Helmke / 1. Juni 2010

Die erste Sache, für die "Harold & Kumar" in Erinnerung bleiben könnte, ist die Erfindung der Ethnische-Minderheit-Vermarktung, denn ein irritiert-fasziniertes Schmunzeln ließ sich kaum vermeiden, als im Trailer dieser Stoner-Komödie die beiden Hauptdarsteller weniger mit ihren (kaum bekannten) Namen, als mit ihren markantesten bisherigen Nebenrollen angepriesen wurden: "Der Asiate aus ‚American Pie'" und "der Inder aus ‚Party Animals'" hieß es da, womit zumindest erfolgreich Erwartungen geschürt wurden: Eine schön sinnfreie, schön blöde Teenie-Komödie, die zudem auch noch ehemalige Nebencharaktere ins Zentrum rückt, die meist sowieso für den größten Spaß sorgen. Immerhin war Kal Penn in der Tat der einsame Lichtpunkt in der grässlichen Ekelkomödie "Party Animals", und John Cho war in jedem "American Pie"-Teil zwar nur kurz als Partygast zu sehen, durfte in der ersten Auflage aber immerhin die Abkürzung MIGF für die popkulturelle Weiterverwendung prägen.
Diese beiden dürfen nun also als koreanisch-indisches Stoner-Duo Harold und Kumar die Leinwand unsicher machen in einem Film, der sich nicht von ungefähr als quasi Fortsetzung von "Ey Mann, wo ist mein Auto?" verstehen kann, und das nicht nur, weil derselbe Regisseur dafür verantwortlich zeichnet. Denn auch hier geht es vornehmlich darum, an einer ziemlich dünnen Entschuldigung von Story eine lange Reihe verrückter Begegnungen und Begebenheiten aufzuhängen, die mal mehr, mal weniger witzig geraten. Dabei wollten Harold und Kumar doch nur ein paar Burger essen: Während Harold in seinem Job als Investment Banker in New York von seinem Yuppie-Chef einen Haufen Wochenendarbeit aufs Ohr gedrückt bekommen hat, ist sein Zimmergenosse Kumar mal wieder nur darauf aus, sich die Birne ordentlich dicht zu kiffen, anstatt (wie von seinem Vater gewünscht) ein vernünftiges Medizinstudium anzustreben. Harold lässt sich von seinem Kumpanen breit schlagen, und als sie wieder mal völlig stoned auf dem Sofa hängen, braucht es nicht mehr als den verlockenden Werbespot der Burger-Kette White Castle, um ihnen einen ordentlichen Fress-Flash zu verpassen. Doch der Weg zum gegrillten Glück ist lang und beschwerlich, denn dort, wo Harold und Kumar eine Filiale von White Castle wähnten, ist keine mehr, und so startet eine lange und ereignisreiche Odyssee durch die Nacht und den unberechenbaren Kleinstadt-Dschungel von New Jersey.

Was sich im Folgenden entfaltet als richtigen Plot zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung für jede anständig konstruierte Dramaturgie, aber darum geht's hier auch gar nicht. Episodenhaft und ohne großen Zusammenhang schrauben die beiden Drehbuch-Debütanten Hurwitz und Schlossberg ihre abstrusen Szenen-Ideen zusammen, denen man recht deutlich anmerkt, dass sie höchst wahrscheinlich in einem verrauchten College-Wohnheimzimmer zustande kamen - zumindest befinden sich Autoren und Hauptcharaktere mental damit eindeutig auf derselben Wellenlänge, was der - nennen wir es mal - Authentizität des Ganzen nicht unbedingt schadet. Das Ergebnis ist dann auch genau wie ein anständiger College-Stoner: nett, harmlos, und ein bisschen doof, ohne weh zu tun.
So richtig denkwürdige Gag-Volltreffer (wie sie der quasi Vorläufer "Ey Mann …" in seiner konsequenten Dämlichkeit noch hinbekam) wollen hier allerdings nicht so recht gelingen. Manche Szenen sind gut gelungen, andere weniger, aber im Allgemeinen plätschert der Film ohne große Ausschläge auf einer Mittelwelle dahin. So weiß man denn auch das erstaunliche Charisma der beiden Hauptdarsteller zu schätzen, die es sichtlich genießen, aus ihrem Randfiguren-Dasein auszubrechen und endlich mal mehr als zwei Minuten Leinwandzeit für sich zu haben, und so ihren Film konsequent vor dem Mittelmaß bewahren. Während John Cho ein bisschen undankbar die Rolle des werdenden Spießers und der Spaßbremse einnehmen muss, begeistert Kal Penn mit unübertrefflicher Lässigkeit und qualifiziert sich so als eindeutig bester Darsteller, der in den letzten Jahren eine Teenie-Komödie bevölkert hat. Den beiden Jungstars ist es denn auch zu verdanken, das ausgerechnet eine eingestreute Szene wie das zunächst peinlich berührte, dann enthusiastische Mitsingen des ebenso unvergesslichen wie endlos käsigen "Hold on" des 80er Pop-Phänomens Wilson Phillips zum stillen Höhepunkt des ganzen Films wird. Brillant.

Fürs Verständnis der besseren Gags dieses Films ist ein wenig amerikanisch-popkulturelle Grundkenntnis leider unerlässlich (ein paar Seitenhiebe auf lokale Eigenheiten von New Jersey verpuffen sonst wirkungslos in der Luft, und es schadet auch nicht, zumindest eine Folge der 80er-TV-Serie "Doogie Howser" gesehen zu haben). Ansonsten werden "Harold & Kumar" aber auch hierzulande ihr Zielpublikum sicherlich zufrieden stellen. Und einem Film, dessen einer Hauptcharakter ein T-Shirt mit der Aufschrift "I love Bush - the pussy, not the president" trägt, kann man ohnehin nicht wirklich böse sein.

 


10
10/10

Das ist so ziemlich der geilste Film, den es gibt. Am besten ist aber immer noch die Stelle, als Kumar die Tüte Drogen sieht und sich dann ein gemeinsames Leben mit der Tüte vorstellt. Der zweite Teil soll übrigens dieses Jahr im April erscheinen. Also unbedingt anschauen...

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