Das Problem: „Hangover 2" hat zwar auch wieder eine Unmenge von Geld eingespielt, hat aber auch als an Dreistigkeit bisher selbst in Hollywood noch nicht gesehene, lieblose Kopie des Originals dabei jedoch so ziemlich jeden Besucher verärgert. Wie holt man also die verstimmten Fans für eine weitere Runde zurück ins Kino? Nun, man vermarktet Episode 3 als „episches Finale“ einer angeblich von vornherein so geplanten Trilogie. Nach dem Motto „Hey, wir wissen zwar, dass ihr den letzten Film gehasst habt, aber dies ist definitiv das letzte Mal, dass ihr diese Typen zu sehen bekommt und das dürft ihr doch auf keinen Fall verpassen“. Ob das Konzept wirtschaftlich aufgeht ist beim Verfassen dieser Zeilen noch offen, ziemlich dreist ist das Ganze aber erneut. Denn dass es hier wie von den Machern behauptet um offene Handlungsstränge geht, die man bei ganz genauem Hinsehen ja bereits in den Vorgängerfilmen entdecken konnte und die nun allesamt zu einem Abschluss gebracht werden sollen, ist natürlich ziemlicher Quatsch. Kein Mensch hat beim Verfassen des Drehbuchs zum damaligen Überraschungserfolg bereits den Plan für eine zusammenhängende Trilogie gehabt und auch „Hangover 3“ liefert sehr wenig Material um solch eine steile These zu untermauern.
Was hat man sich also ausgedacht, um die vier Freunde vom „Wolfsrudel“ erneut zusammen und in eine ausweglose Situation zu bringen? Ausgangspunkt der neuen Verwicklungen ist der mittlerweile völlig derangierte Alan (Zach Galifianakis), der mit seinem nicht vorhandenen Sozialverhalten alle vor den Kopf stößt und dringend einer Therapie bedarf. Zu der wollen ihn die Kumpel Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und Doug (Justin Bartha) schließlich fahren, als ihr Wagen plötzlich von der Straße gedrängt und die vier anschließend dem brutalen Gangsterboss Marshall (John Goodman) vorgeführt werden. Dem wurde ein nicht unbeträchtlicher Batzen Gold gestohlen und zwar von dem berüchtigten Mr. Chow (Ken Jeong), der auch dem „Wolfpack“ noch schlecht in Erinnerung ist. Der einzige der – zum Entsetzen seiner Freunde – zuletzt regelmäßig Kontakt zu Chow hatte ist Alan, und daher erhalten die Vier nun auch den Auftrag diesen aufzuspüren und auszuliefern. Als Faustpfand wird der unglückliche Doug solange festgehalten und der Countdown beginnt.
Klingt etwas gezwungen? Ist es auch und dieses Konstrukt dient natürlich in erster Linie dazu sowohl unsere Helden wieder ins Abenteuer schicken zu können, als auch altbekannte Figuren wieder zusammen zu führen. Und wie beim zweiten Teil möchte man das zunächst noch akzeptieren um sich auf das anschließende Festival an Gags und Wahnsinn zu freuen. Doch erneut wird diese Hoffnung enttäuscht, wenn auch auf andere Art. Denn was folgt ist diesmal kein nervendes, schrilles und unwitziges Spektakel, sondern ein erstaunlich flau und träge vor sich hinplätscherndes Komödchen. Im Bemühen es jetzt aber auch wirklich anders zu machen gibt es diesmal tatsächlich keinen "Hangover" und die vier Freunde haben auch eigentlich keine Schuld an dem Schlamassel in den sie diesmal geraten. Doch man hat dafür nun auch kräftig Tempo rausgenommen und baut mittendrin sogar noch einen relativ filigran geplanten Einbruch im Stile eines Heist-Thrillers ein.
Wirklich gute Gags oder Ideen fallen dabei allerdings kaum ab und zwischendurch darf sich dann sogar noch eine Liebesgeschichte entwickeln, in der auch Alan seinen weiblichen Deckel findet, der wenig subtil von der aktuellen Allzweckwaffe für lustige dicke Frauen namens Melissa McCarthy verkörpert wird. Obwohl man ihn wirklich nur noch als Soziopath bezeichnen kann, ist es dennoch der Alan von Zach Galifianakis, der mit seinem völlig unberechenbaren Benehmen für die besten Momente sorgt. Allein in den ersten zehn Minuten tötet er mehr oder weniger passiv bereits eine Giraffe sowie seinen entnervten Vater und beschwert sich anschließend darüber, dass es nicht seine Mutter getroffen hat.
Doch mit zunehmender Laufzeit wird auch Alan gezähmt, Doug wie üblich aus dem Spiel genommen und Mr. Chow darf die Nerven aller strapazieren, bevor er dann nach einer pflichtschuldigen Verfolgungsjagd in Las Vegas seinem Schicksal überliefert wird. „Alles endet hier und heute Nacht“ beschließt Anführer Phil dann nämlich irgendwann einfach mal und das ist auch gut so. Denn schon länger macht das uninspirierte Treiben, dem man jetzt auch noch die charakterisierende Wildheit ausgetrieben hat, offensichtlich nicht mal mehr den Beteiligten wirklich Spaß. Und so endet dann auf kleiner Flamme eine Franchise, welcher der Zwang zur Fortsetzung so schlecht bekommen ist wie kaum einer anderen zuvor.
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