Halbe Brüder

Jahr
2015
Laufzeit
116 min
Genre
Release Date
Bewertung
3
3/10
von Volker Robrahn / 8. April 2015

halbe b 1Es naht die nächste deutsche Komödie aus der Erfolgsschublade von Doron Wisotzky. Wie bitte, der Name kommt Ihnen nicht bekannt vor? Nun, es handelt sich dabei um den Drehbuchautoren der beiden Matthias Schweighöfer-Komödien „What a Man“ und „Schlussmacher“. Die waren bekanntlich beim breiten Publikum sehr erfolgreich, trugen mit ihrer schlichten Machart voller plumper und derber Witzchen aber nicht unbedingt zum künstlerischen Renommee der daran Mitwirkenden bei. Während Schweighöfer das erkannt hat und nun mit seinem aktuellen Film eine neue Abzweigung nimmt, bleibt sein ehemaliger Autor lieber beim kommerziell bewährten Rezept und strickt erneut eine völlig abstruse Story zusammen, die mit ihrer episodenhaften Struktur diesmal sogar noch viel mehr Gelegenheit zur Verwertung einzelner Gagideen bietet. Breaking News: Die Ideen sind auch diesmal wieder nicht gut und die Gags nicht witzig.

Kommen ein Türke, ein Afrikaner und ein Deutscher zur Testamentseröffnung. Sagt der Notar: Ihr habt alle zusammen geerbt, denn Ihr habt alle dieselbe Mutter. Und wenn ihr die Kohle haben wollt, müsst ihr sie gemeinsam suchen gehen. Dabei könnte es passieren, dass ihr euren jeweiligen Vätern begegnet – viel Spaß! Und so geschah es, dass sich der Familienvater und gelegentliche Trickbetrüger Julian ("Sido" Paul Würdig), der dauerplappernde Rapper Addi (Tedros Teclebrhan) und der gutmütige Yasin (Fahri Yardim) zusammen auf die Reise machen, auf der sie allerlei merkwürdigen Gestalten begegnen und am Ende ihr Glück finden werden. Oder so ähnlich.

halbe b 2Wie nahezu alle Figuren im bundesdeutschen Komödien-Einerlei haben auch unsere „Halben Brüder“ unterwegs mit Problemen bei der Verrichtung ihrer Notdurft zu kämpfen, denn das ist halt immer wieder furchtbar lustig und füllt schon mal ein paar Drehbuchseiten. Auch das Konzept der Reise und dem zu findenden „Schatz“ lässt den weiteren Verlauf schon früh erahnen, und so lässt man dann auch kaum eine Gelegenheit aus um unterwegs schrägen Typen und netten Mädchen zu begegnen, sich zu streiten und wieder zu versöhnen. Und auch keine Gelegenheit für billige Kalauer oder derbe Zoten. Um darüber hinwegzusehen wäre es notwendig, dass zumindest das Hauptfigurentrio über so etwas wie Charme und Chemie untereinander verfügt, aber auch in diesem Punkt kommt das Ergebnis arg dünn daher.

halbe b 3Der mit „Tatort“, dem „Medicus“ und diversen Komödien wie „Da muss Mann durch“ oder "Irre sind männlich“ zuletzt vielbeschäftigte Fahri Yardim bleibt erstaunlich blass in einer Rolle ohne echte Charaktereigenschaften, und mit der Figur des Möchtegern-Goldkettchenrappers Addi liefert dessen Darsteller genau das ab was man von einem bisher hauptsächlich als „You Tube“-Star bekannten Mann mit dem Künstlernamen „Teddy Comedy“ wohl erwarten darf. Hier ist dann aber erst mal Schluss mit der Schelte, denn wenn dieser Film eine positive Überraschung bietet, dann ist es die eigentliche Hauptfigur in der Interpretation von Paul Würdig. Ganz genau, das ist der Mann, der sich vor einigen Jahren noch als „Sido“ hinter einer Maske versteckte und der hier mit seiner warmherzigen Darstellung eines ziemlich ambivalenten Charakters mit Stärken und Schwächen überzeugen kann. Und dabei komplett aus dem Rahmen fällt, wird um ihn herum doch in einer Tour chargiert, dass es nur so kracht. In diesem Umfeld lässt sich dann auch nicht eindeutig sagen, ob skurrile Gastauftritte wie der des sich selbst spielenden Roberto Blanco nun tatsächlich selbstironisch gemeint sind oder ob die Beteiligten sich vielleicht doch nur begrenzt dessen bewusst waren, was sie hier veranstalten.

Für so etwas wie den Genuss der „Halben Brüder“ benötigt man eine gewisse Grundeinstellung zu dieser Art Film und womöglich auch noch einen Zustand, der sicher nicht dem des Rezensenten bei der vormittäglichen Vorführung entsprach. Aber kann das eine Entschuldigung sein? Sicher nicht dafür, dass ein Filmemacher wie Christian Alvart („Antikörper“) sich nach dem kommerziellen Misserfolg des Prestigeprojektes „Banklady“ nun erst mal in derartige Niederungen begibt.

Bilder: Copyright

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