Da muss Mann durch

Jahr
2015
Laufzeit
90 min
Regie
Release Date
Bewertung
4
4/10
von Volker Robrahn / 26. Januar 2015

mann durch 1Obwohl von vielen lediglich als mäßig gelungener Abklatsch des großen Bruders „Männerherzen“ betrachtet, lief auch das  romantische Kommödchen „Mann tut was Mann kann“ erfolgreich genug um recht schnell grünes Licht für eine Fortsetzung zu erhalten. Und die musste man sich noch nicht mal bemüht aus den Fingern saugen, handelt es sich bei der Vorlage doch um eine Romantrilogie des Schriftstellers Hans Rath, der auch bei dieser Adaption wieder selbst für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. Und immerhin: Im Gegensatz zu vielen arg uninspirierten Sequels bietet „Da muss Mann durch“ sowohl ein komplett anderes Setting als auch eine gänzlich neue Geschichte. Die dann aber leider doch wieder genauso fade und unkomisch daherkommt wie beim Vorgänger.
 

da muss 2Hatte er am Ende von „Mann tut was Mann kann“ scheinbar schon seine große Liebe gefunden, so steht er nun doch wieder alleine da. Paul (Wotan Wilke Möhring) ist weiter auf der Suche nach der Richtigen und verliebt sich tatsächlich bei einem Betriebsausflug nach Mallorca in die Erbin des Verlagshauses, in dessen Diensten sowohl er als auch sein bester Freund Schamski (Jan Josef Liefers) stehen. Und obwohl sich die aparte Lena (Julia Jentsch) eigentlich schon in den festen Händen des aus alt-englischem Adel stammenden Patrick (Stephan Luca) befindet, schafft es Paul die Dame von sich zu überzeugen und wenige Wochen später steht dann der Antrittsbesuch bei deren Familie bevor – ebenfalls auf Mallorca und auf einem Anwesen, dass mit „bombastisch“ nur sehr unzureichend beschrieben ist. Während Paul zunächst noch meint, die skeptische Schwiegermutter in spe (Daniela Ziegler) sei sein größtes Problem, wird er bald eines Schlechteren belehrt. Denn seine Lena ist zwar schwanger, dies jedoch noch aus der vorigen Beziehung mit Patrick. Der taucht dann auch prompt wieder auf und wittert seine Chance. Wie tröstlich, das Paul zumindest auf die Unterstützung seiner drei besten Kumpel bauen kann.
 

da muss 3Wie, alle drei Kumpel? Genau, denn der „unwahrscheinliche Unwahrscheinlichkeitsdrive“ ist zwar eine Erfindung des britischen Kultautors Douglas Adams, doch für diesen Film hat man ihn sich einfach mal ausgeliehen, denn anders ist kaum zu erklären auf welche plumpe und unglaubwürdige Art man es hier schafft die vier Freunde aus dem Vorgänger wieder zusammenzuführen, obwohl die Geschichte nun ja auf Mallorca spielt und es wirklich keinen plausiblen Grund gibt, dass sich vor allem die beiden Nerds Bronko (Fahri Yardim) und Günther (Oliver Korittke) nicht nur auf der gleichen Insel aufhalten, sondern dort natürlich auch prompt und ganz zufällig in die Handlungsebene ihrer beiden Buddies Paul und Schamski stolpern.

Aber was soll's, wer hier mit Realismus kommt befindet sich tatsächlich im völlig falschen Film und müsste sich mit diesem Aspekt sonst die vollen 90 Minuten über beschäftigen. Für diese Laufzeit reicht (allerdings nur mit Müh und Not) das absolut vorhersehbare Liebes- und Verwirrspiel nämlich so gerade mal, da man es noch mit einigen belanglosen Mini-Nebenplots ausgeschmückt hat. Denn natürlich wird der schnöselige Patrick - Stephan Luca gibt immerhin einen hassenswert unsympathischen Schmierlappen – alles daran setzen, den braven Paul bei der von beiden begehrten Lena schlecht aussehen zu lassen und selbstverständlich wird der deshalb einige herbe Rückschläge und die vorübergehende Trennung zu verkraften haben, bevor sich ja wohl noch alles zum Guten wendet und die Richtigen sich kriegen.

da muss 4Wie das dem – zumindest im Vergleich zum finanziellen und optischen Hauptgewinn Patrick – doch eher biederen Paul überhaupt schon mal zu Beginn der Geschichte gelingt, erfahren wir allerdings nicht, denn diesen Eroberungs-Part zu zeigen schenkt  man sich genauso wie auch nur den Hauch einer Erklärung dazu, was eigentlich aus der Beziehung mit der von Jasmin Gerat gespielten Tierärztin aus Teil Eins geworden ist. Neuer Film, neues Liebes-Glück also, und positiv ist immerhin zu vermerken, dass ein Wotan Wilke Möhring den Part des gutmütigen, aber prinzipiell unterlegenen Verehrers ein Stück glaubwürdiger ausfüllt als den ihm im Vorgänger-Film angedichteten Womanizer.

Über das größte Defizit des neuen Films kann allerdings auch Möhrings Schauspielkunst nicht hinwegtäuschen, denn das ist noch nicht mal die klischeebeladene Story, sondern vielmehr der fehlende Witz des ganzen Spektakels. Ein einziger, wirklich überraschender Gag mit „Knalleffekt“ ungefähr zur Mitte des Films ist den Autoren eingefallen, davor und danach gibt es ansonsten auch bei den Dialogen nur schmalste Hausmannskost zu genießen, was darin gipfelt, dass man die Freunde sich einfach gegenseitig irgendwo aufgeschnappte, abgehangene Witze erzählen lässt („Wenn die Stiftung Warentest einen Vibrator testet – ist 'befriedigend' dann besser als 'gut'?").

Bleibt als vermutliches Alleinstellungsmerkmal von „Da muss Mann durch“, dass der Film tatsächlich komplett auf Mallorca spielt, ohne dabei auch nur einmal  in die Nähe der Ballermann-Gefilde zu geraten. Stattdessen bewegt man sich hauptsächlich auf einem wahrhaft mondänen Anwesen, welches nicht nur für ein paar hübsche Bilder sorgt, sondern höchstwahrscheinlich auch den Beteiligten eine schöne Zeit bei den Dreharbeiten beschert hat. Für den Zuschauer gilt das jedoch weniger, der muss da leider einfach nur durch.  

P.S: Noch eine Anmerkung zum Regisseur von „Da muss man durch“, denn der ist nicht so ganz eindeutig zu benennen. Zwar war im Vorwege überall der Name des bekannten Marc Rothemund („Sophie Scholl“) zu lesen, der ja auch schon den Vorgänger „Mann tut was man kann“ inszenierte. Im Presseheft zum neuen Film taucht der Name des Regisseurs jedoch – ungewöhnlicherweise - an keiner Stelle auf, und erst in den Stabangaben ist dazu dann kommentarlos der Name „Thomas Lee“ zu finden. Dabei handelt es sich eindeutig um ein Pseudonym, und über die Hintergründe dieser Angabe können wir aktuell nur spekulieren.

Bilder: Copyright

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